Sonntag, 25. Juli 2010

Die Tödlichen Bienen (UK / 1967)

Orig-Titel: The Deadly Bees
Genre: Horror
Prod-Firma: Amicus
Laufzeit: ca. 83 Min. [PAL]
Regie: Freddie Francis
Drehbuch: Robert Bloch, Anthony Marriott
Roman: H.F. Heard
Produzent: Max J. Rosenberg, Milton Subotsky
Musik: Wilfred Josephs
Kamera: John Wilcox
Schnitt: Oswald Hafenrichter
Darsteller: Suzanna Leigh (Vicki Robbins), Frank Finlay (H.W. Manfred), Guy Doleman (Ralph Hargrove), Catherine Finn (Mary Hargrove), John Harvey (Insp. Thompson), Michael Ripper (David Hawkins)
Erstaufführung: April 1967 (UK) / 28.04.1967 (BRD)


Wäre eine echt herrliche Sache, wenn Anolis nach der „Hammer Edition“ und den „Brititsh Horror Classics“, sowie der „Galerie des Grauens“ mal eine „Amicus Edition“ bringen könnte. Hier fänden sich noch herrliche Klassiker und bestimmt käme man auf 10 Streifen. Man könnte sogar welche finden, die nicht im Episodenfilm Milieu angesiedelt sind, so wie DIE TÖDLICHEN BIENEN.

Regisseur Freddie Francis ist wieder zurück und beglückt das Publikum mit einem Tierhorrorstreifen, der sich auch als Krimi versteht: Die Sängerin Vicky Robbins fällt bei einem Auftritt in Ohnmacht. Der Arzt verordnet ihr, Erholung und hat auch gleich den passenden Ort parat, nämlich bei seinem Freund Ralph Hargrove auf der Insel Seagull Island, der Möveninsel. Hier soll Vicky so richtig ausspannen. Doch dazu kommt es nicht, denn schon bald nach ihrer Ankunft ereignen sich seltsame Zwischenfälle. Bienen fallen über Tiere und Menschen her und töten sie auf grausame Weise. Das seltsame daran ist, dass diese ganz besondere Spezies gesteuert scheint, weshalb Vicky und ein Nachbar - ein gewisser H.W. Manfred - mit Nachforschungen beginnen. Sie begeben sich in höchste Gefahr.

Freddie Francis mochte den Thriller wesentlich lieber, wie den reinen Horrorfilm. Unter Hammer ging er somit besonders bei PARANOIC – HAUS DES GRAUENS und DER SATAN MIT DEN LANGEN WIMPERN auf. Die Horrorbeiträge waren ihm da nicht so wichtig. Leider waren das oft aber Genrerichtungen für die er bei Amicus engagiert wurde. Bei DIE TÖDLICHEN BIENEN konnte er jedoch sein Talent für Thriller einbringen, denn die Geschichte hier beschränkt sich nicht bloß auf Horror, sondern geht auch in den Bereich des Krimis. Sicherlich ist es nicht so geschickt konstruiert wie bei einem Agatha Christie Roman, doch es wertet auf und beschränkt nicht bloß auf drögen Horror, Marke „schon tausendmal gesehen“.
Auch wenn die Geschichte, die ursprünglich von H.F. Heard stammt und 1955 schon einmal für eine Episode der Fernsehserie THE ELGIN HOUR verwendet wurde, nicht der absolute Hit ist, Freddie Francis gibt sein Bestes und schafft es durchaus für Spannung zu sorgen. Besondere Freude werden aber sicherlich mehr die Fans britischer Horrorklassiker und Freunde von Hammer Filmen haben. Ehrlich gesagt könnte hier zu Beginn auch Hammer stehen, denn wer ist im Film in einer Nebenrolle zu sehen? Richtig… kein Geringerer als Michael Ripper, der Nebendarsteller der in den meisten Hammerstreifen auftrat. Hinzu gesellen sich Frank Finlay (LIFEFORCE – DIE TÖDLICHE BEDROHUNG) als H.W. Manfred, Suzanna Leigh (BESTIEN LAUERN VOR CARACAS) als Sängerin Vicky Robbins und Guy Doleman (IPCRESS) als Ralph Hargrove.
Was bei DIE TÖDLICHEN BIENEN auffällt, und anders habe ich das bei Freddie Fancis auch gar nicht erwartet, ist die gute Bildkonstruktion und der angenehme Kontrast an Farben, der beispielsweise durch Blumensträuße oder Kleidung eingebracht wird und die ländliche Tristesse auflockert. Eine schöne Sache so etwas auf so natürliche Weise einzubringen. Einmal mehr spricht das für Francis’ Können und es wird bestimmt nicht jedem gleich auffallen. Ich sag ja, Francis ist der britische Mario Bava.
Effekttechnisch geht es eher konventionell zur Sache. Mit den Horrorbiestern kommen die Schauspieler ja nicht wirklich in Kontakt. Man klebt ihnen lieber einige Attrappen ins Gesicht und spiegelt echte Bienen darüber, die stark gelblich daherkommen (wieder ein schöner Kontrast). Sicherlich nicht so ganz überzeugend. Für den Klassikerfan hat es aber was.
Das Filmfinale spielt sich dann in Kulissen Marke Hammer ab und das obligatorische Feuer Ende darf natürlich auch nicht fehlen.

Ich hatte jedenfalls wieder meinen Spaß. Vielleicht zählt DIE TÖDLICHEN BIENEN hinsichtlich der Geschichte nicht zum Höchsten, doch es versteht zu unterhalten. Das liegt zum einen an der Tatsache, dass es kein reiner Horrorfilm ist und zum anderen an Freddie Francis’ Regie. Die Leistungen der Darsteller sind dagegen nicht sonderlich auffallend, Michael Ripper gefällt dennoch, was für mich auch an der Sympathie liegt, die ich für ihn hege.
Ein Film für Freunde des britischen Horrorkinos. Wer die Filme von Hammer mag, der wird hieran garantiert gefallen finden. Amicus war für Hammer eine echte Konkurenz, das zeigt sich bei DIE TÖDLICHEN BIENEN sehr gut.

Wertung: 6/10

Ich finde es schade, dass es auf dem deutschen Markt noch keine DVD Auswertung gibt. Wie eingangs erwähnt, ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn Anolis eine Amicus Edition bringen würde. Da ist sicher noch einiges zu entdecken.

Sonntag, 4. Juli 2010

Das Ungeheuer (UK / 1970)

Orig-Titel: Trog
Genre: Horror

Laufzeit: ca. 93 Min. [PAL]
Regie: Freddie Francis
Drehbuch:
Aben Kandel
Geschichte: John Gilling, Peter Bryan
Produzent: Herman Cohen, Harry Woolveridge
Musik: John Scott
Kamera: Desmond Dickinson
Schnitt: Oswald Hafenrichter
Darsteller: Joan Crawford (Dr. Brockton), Michael Gough (Sam Murdock), Bernard Kay (Inspector Greenham), Kim Braden (Anne Brockton), David Griffin (Malcolm Travers), John Hamill (Cliff), Thorley Walters (Magistrate), Jack May (Dr. Selbourne), David Warbeck (Alan Davis), Joe Cornelius (Trog)

Nach langer Zeit kam ich heute einmal wieder in den Genuss eines schönen Monsterfilmes. Besonders sehenswert wurde er durch die Regie von Freddie Francis. Naja, vielleicht nicht so sehr durch die Handlung, sondern vielmehr durch die optische Komponente. Mittlerweile habe ich ja schon einige Filmchen von Freddie Francis gesehen und immer wieder punktet er durch ein erstklassiges Szenendesign, durch herrliche Ausleuchtung und gelungene Bildkonstruktionen. Ich würde sogar soweit gehen, ihn als den britischen Mario Bava zu bezeichnen.
Dies zeigt sich bei TROG wieder ganz deutlich. Besonders zu Beginn, wo die Höhle in leuchtendem Blau gehalten ist, während die herabhängenden Tropfsteine leuchtend gelb erscheinen. Dann wird ein Teil der Höhle leuchtend rot angestrahlt und die Taschenlampe an der einen Stelle ist nicht rein zufällig dort platziert. Es ist echt eine Schau und solche Szenen und Bildkompositionen finden sich den ganzen Streifen hindurch. In der Gerichtsszene trägt die Hauptdarstellerin Joan Crawford beispielsweise ein leuchtend rotes Kleid, während der übrige Rest der Anwesenden mit der Umgebung zu verschmelzen scheint. Zudem befindet sie sich genau in der Mitte des Bildes. Diese Form der bildlichen Gestaltung gefällt mir ungemein. Freddie Francis versteht es echt bravourös das Medium Film zu nutzen.

Die Geschichte ist dagegen vielleicht nicht das allerbeste:
Eine Studentengruppe geht auf eine waghalsige und gefährliche Erkundungstour einer Höhle. Dabei stoßen sie auf einen prähistorischen Menschen (Troglodyt), der hier die Jahrmillionen überlebt hat.
Diese Entdeckung sorgt für großes Aufsehen und der Urmensch wird ins Forschungsinstitut von Dr. Brockton (Joan Crawford) gebracht. Umgehend beginnt sie mit der Arbeit und es gelingt ihr Vertrauen zu diesem Wesen aufzubauen. Bei dem skrupellosen Bauunternehmer Sam Murdock (Michael Gough) stößt die Neuentdeckung hingegen auf wenig Begeisterung. Er sieht seine Projekte in Gefahr und lässt nichts unversucht den Troglodyten als grauenhaftes und gefährliches Monster darzustellen, das man lieber töten als erforschen sollte.
Bei allen Fortschritten, die Dr. Brockton, erzielt steckt in dem Urmenschen immer noch ein tierischer Instinkt. Wird Sam Murdock am Ende also doch Recht behalten?

Eine Höhle fördert ein Urzeitmonster zu Tage und es verbreitet Angst und Schrecken. Wie gesagt, nicht gerade das Originellste. Am Ende ist es aber dennoch ganz unterhaltsam und das liegt mit an den Darstellern, von denen einige aus einschlägigen Hammer und sonstigen britischen Filmen bekannt sein sollte.
Zum einen wäre da Michael Gough, der als bösartiger Sam Murdock eine Rolle spielt, die er meisterhaft überzeugend rüber zu bringen vermag. Selten war einem ein Charakter so unsympathisch. Außer Gough ist dann noch David Warbeck (DRACULAS HEXENJAGD) zu sehen, der leider nur eine kleine Nebenrolle als Reporter hat. Ebenso klein fällt der Part von Thorley Walters (BLUT FÜR DRACULA) aus, der als Richter fungiert. Hauptdarstellerin Joan Crawford scheint mir unbekannt, obschon ich meine sie schon einmal gesehen zu haben. Ihren Part spielt sie ganz gut, aber nicht überragend. Ich kann es gelten lassen, zumal mich die visuelle Komponente von TROG ja eh mehr interessierte.
Das Schöne dabei ist, dass man in den Genuss einer längeren Stop Motion Szene kommt. In einem Rückblick wird nämlich die Zeit beleuchtet, in der Trog gelebt hat. Hier kämpfen verschiedene Dinosaurier (Stegosaurier, Tyrannosaurier, Triceratops) gegeneinander und auch ein Brontosaurier tritt auf. Dabei bewegen sich die Echsen, wie es Ray Harryhausen bevorzugte, was dem Ganzen für mich noch mehr Atmosphäre verleiht. So etwas lässt mein Herz doch immer wieder höher schlagen.

Somit hätte ich Optik, Regie und Schauspieler, bliebe nur noch die musikalische Komponente. Die Klänge, komponiert von John Scott, unterstreichen das Geschehen passend und sind auch melodisch ansprechend gelungen. Der Score drängt sich jedoch nicht in den Vordergrund, was für eine Filmmusik auch sehr wichtig ist. Denn bei allem was ist, darf sie doch nie zum Selbstzweck werden. John Scott arbeitete mehrfach für Freddie Francis und zeichnet sich auch für weitere bekannte Sachen aus. So komponierte er viele Musiken für Jacques Cousteaus Dokumentationen, und lieferte beispielsweise auch die Klänge zu GREYSTOKE, oder DER LETZTE COUNTDOWN.

Freddie Francis zähle ich mit zu einen der besten britischen Regisseure. Was die visuelle Umsetzung betrifft, beeindruckt er mich echt immer wieder auf’s Neue. Bei TROG versteht er es hinsichtlich der Geschichte den Zuschauer gut bei der Stange zu halten, zumal er Höhepunkte in passendem Abstand setzt. Zu verdanken ist das unterhaltsame Endergebnis aber auch Michael Gough, der herrliche Akzente setzt. Joan Crawford kann man so gesehen auch als Positiv zählen, sowie die Figur des Trog.
Angenehm kurzweilig wurde ich unterhalten und hatte vor allem Spaß bei der Bildgestaltung und der Stop Motion Szene.
War gut.

Wertung: 6/10