Sonntag, 29. August 2010

Die Entführung der U-Bahn Pelham 123 (USA / 2009)

Orig-Titel: The Taking of Pelham 123
Genre:
Thriller
Prod-Firma: Columbia Pictures, Metro-Goldwyn-Mayer Pictures
Laufzeit: ca. 106 Min. [NTSC], ca. 102 Min. [PAL]
Regie:
Tony Scott
Drehbuch:
Brian Helgeland
Roman: John Godey
Produzent: Todd Black, Jason Blumenthal, Tony Scott, Steve Tisch
Musik:
Harry Gregson-Williams
Kamera:
Tobias A. Schliessler
Schnitt:
Chris Lebenzon
Visuelle Effekte: Marc Varisco, Nathan McGuinness (Leitung)
Stunt Coordinator: Chuck Picerni Jr.
Darsteller: Denzel Washington (Walter Garber), John Travolta (Ryder), John Turturro (Camonetti), Luis Gutzmán (Phil Ramos), James Gandolfini (Mayor), Katherine Sigismund (Mom), Jake Richard Siciliano (8-jähriger Junge), Jason Butler Harner (Mr. Thomas), Michael Rispoli (John Johnson), Victor Gojcaj (Bashkim), Ramon Rodriguez (Delgado)
Budget: 100 Mio. US-Dollar (geschätzt)
Erstaufführung: 12. Jun 2009 (USA) / 24. Sep 2009 (Deutschland)


Wenn Tony Scott in letzter Zeit einen Film gedreht hat, war fast sicher, Denzel Washington hatte die Hauptrolle. Auch Bruder Ridley Scott nahm den erstklassigen Mimen jüngst für AMERICAN GANGSTER unter Vertrag und setzte damit auf’s richtige Pferd. Washington ist aber auch ein hervorragender Schauspieler und hat seine vielen Auszeichnungen zu Recht. Er versteht es eben wie kaum ein anderer seine Rolle mit Leben zu füllen und es glaubwürdig herüberzubringen. Mich wunderte also überhaupt nicht, seinen Namen zusammen mit dem Tony Scotts bei THE TAKING OF PELHAM 123 zu lesen.
Dabei handelt es sich um das Remake des gleichnamigen Filmes von 1974, wo sich Walter Matthau und Robert Shaw ein Fingernägel zehrendes Duell liefern. Mit dabei Hector Elizondo (CHICAGO HOPE), Martin Balsam (PSYHO), Earl Hindman (ST. IVES), Jerry Stiller, Nathan George und viele weitere Gesichter, die aus namhaften Filmen bekannt sein dürften. Joseph Sargents Thriller, mit so guter Besetzung, so gut funktionierender Geschichte und Inszenierung musste Tony Scott nun toppen, oder wenigstens gleich ziehen. Dabei setzt er das Geschehen in die Gegenwart und wandelt es nach aktueller Themenlage ab.

Es geht um eine Gruppe Gangster, die mitten am Tag den U-Bahn Zug Pelham 123 in ihre Gewalt bringen und in einem gut einsehbaren Tunnel anhalten. Über Funk teilen sie der Zentrale mit, dass sie Geiseln haben und fordern ein hohes Lösegeld. Bei den folgenden Verhandlungsgesprächen hat es Gangsterboss Ryder dann vor allem auf den Bahnangestellten Walter Garber abgesehen. Er zieht ihn in ein gefährliches Psychoduell, das schnell ausarten und Opfer fordern kann. Denn Ryder ist unberechenbar. Doch Walter Garber sitzt normal einige Stufen höher, ist zum Funktdienst nur strafversetzt. Der bösartige Gangsterboss hat somit einen würdigeren Gegner, als er Anfangs annimmt. Eine unkalkulierbare Variable, in seiner doch so gut aufgesetzten Rechnung.

Da ich das Original noch nicht kenne, kann ich keine Vergleiche ziehen wo nun der eine oder andere besser abschneidet. Vielleicht war das für den Genuss gar nicht mal schlecht, ging ich doch unbefangen heran und konnte Tony Scotts Werk besser schauen. Würde ich Joseph Sargents Streifen kennen, ich könnte es während dem Remake nie ausblenden.
Was mir jedoch möglich ist, DIE ENTFÜHRUNG DER U-BAHN PELHAM 123 von seiner filmischen Qualität her betrachten.
Die entfaltende Story ist schon einmal zeitgemäß und an einem aktuellen Thema ausgerichtet. John Travolta übernimmt die Rolle des Bösewichtes (also die von Robert Shaw), wie sich auf dem Poster unschwer erkennen lässt. Er und Washington treten als würdige Gegner auf, auch wenn Travolta vielleicht nicht ganz die Klasse besitzt. Die Rolle des Bösewichtes steht ihm dennoch gut. Das fand ich schon bei John Woos OPERATION BROKEN ARROW. Gut, die Ausraster sorgen zwar für die rechte Stimmung, aber trotz Ernsthaftigkeit auch für Erheiterung. Das liegt wohl daran, dass ich solche Filme schon zig mal gesehen habe und mir nichts Neues geboten wird. Alles eben schon einmal da gewesen. Man weiß wie sich die Täter verhalten, was die Opfer machen und wie die Guten aus dem Ganzen hervorgehen. Am Ende wird immer dem Recht zum Siege verholfen und alles ist wieder in Ordnung. Somit lag mein Fokus auf den Darstellern, wie sie spielen und wie die üblichen Ignoranten etabliert wurden, die bei solchen Geschichten die Sache stets schlimmer machen und dann von den Helden böse Blicke und Backpfeifen bekommen. Letzteres ist zwar nicht der Fall. An Pfeifen mangelt es dennoch nicht.
Denzel Washington ist ohne Wenn und Aber der Held, John Turturro der italienische Schmierlappen Camonetti (der Agent, mit Erfahrung), James Gandolfini der desillusionierte Bürgermeister von New York (kurz vor Ende der Dienstzeit). Jason Butler Harner das Wichei, das nicht pinkeln kann und Jake Richard Siciliano der 8-jährige Junge mit den Big Balls. John Travolta ist böser Bösewicht und Luis Gutzman der Gangster, der sich seiner Todesvorahnung nicht erwehren kann. Kurzum, viele lustige Gestalten tummeln sich. Und lustig sind auch die Klischees in die sie gepresst wurden. Wer dieses Remake ernst nimmt, ist selber schuld. Wer es ironisch betrachtet wird mächtigen Spaß haben. Besonders bei Ryders Angriffen auf Schmierlappen Camonetti musste ich lachen. Das macht Laune und beschert dem amerikanischen Fernsehzuschauer sicher viele „Pieps“. Vielleicht wird auch nur einen durchgehenden Ton zu hören sein, denn an Kraftausdrücken kommt einiges.
Warum die Gangster bei allem Zielen auf den Kopf dann doch immer wieder in die Brust ihrer Opfer schießen, ist mir ein Rätsel. Liegt aber sicher bei den Effektemachern, die ihre Bloodpaks dort eben besser verbergen können, als an der Stirn. Und wer lässt sich schon gern mit der Luftpistole an die Ürbse ballern.
Man könnte ja den Computer bemühen. Angenehmerweise setzt Tony Scott in diesen Szenen auf Handarbeit. Das gefällt besonders am Schluss. Peckinpah lässt grüßen.
Ansonsten wird Freund PC gut genutzt. Es fällt aber wohl den wenigsten auf. So muss es sein. Dezent.
Absolute klasse finde ich zudem den Vorspann, wo die Schrift auf besondere Art ins Bild kommt. Erinnert an Hitchcock (DER UNSICHTBARE DRITTE).
Von Szenenausleuchtung und Bildgestaltung bin ich einmal mehr ohnehin angetan.
Heutzutage ist das Licht ja so unterschiedlich und vollkommen anders wie damals. Neonröhrenschein bestimmt das Geschehen und schafft ein plastisches Leuchten. Die dabei gesetzten Farbkontraste gefallen mir. Dunkle Rot-, Grün- und Blautöne dominieren in den U-Bahn Tunneln. In der Einsatzzentrale geht es dementsprechend leuchtender und heller zu und mischt sich weiß und leuchtend Orange hinein. Eine gelungene Kombination.
Die Szenenwechsel sind fließend. Man arbeitet nicht mehr mit Überblendungen, sondern schiebt das eine Bild zur Seite und verschmilzt es mit dem hineinkommenden. Die Kameraführung ist unterschiedlich. In hektischen Szenen und um die Action zu unterstreichen, wird zur Wackelkamera gegriffen. In ruhigen Passagen kommt eine etwas Festere zum Einsatz. Wirklich ruhig steht das Bild glaube ich nie. Von strikt postierten Einstellungen scheint man sich immer mehr zu entfernen. Hier passt das ganz gut.
Zu guterletzt noch die Musik, die Harry Gregson-Williams beisteuerte, beinah schon Stammkomponist für Tony Scott. Ob nun für SHREK, ein METAL GEAR SOLID Game, oder DIE CHRONIKEN VON NARNIA. Harry Gregson-Williams ist vielseitig und schafft es immer wieder auf’s Neue einen ansprechenden Score zu kreieren. Dabei ist er nicht aufdringlich, sondern handelt im Sinne der Spannungs- und Atmosphäreunterstreichung. So im Gedächtnis haften, wie Hans Zimmer, Jerry Goldsmith, Ennio Morricone usw. bleibt er vielleicht nicht. Sich nicht in den Vordergrund zu spielen will hingegen auch gelernt sein. Der Score zu PELHAM 123 hält sich zurück, es fehlt ihm aber nicht an der entsprechenden Wirkung.

Tony Scott ist letztlich ein unterhaltsamer Film gelungen, dem es am Besonderen fehlt. Alles schon einmal da gewesen. Nichts Neues zu sehen. Aber die Schauspieler sind gut, die Story solide und auch von der Umsetzung und der optischen Gestaltung, kann man zufrieden sein. PELHAM 123 sollte keineswegs ernst genommen werden, sonst geht der Spaß schnell flöten. Einfach berieseln lassen und sich über die Klischees freuen.
Mit seinem Remake wird Scott dem Original somit sicher nicht gefährlich. Unterhaltsam fand ich es dennoch.

Wertung: 7,5/10

Samstag, 28. August 2010

Passengers (USA, Kanada / 2008)

Orig-Titel: Passengers
Genre:
Mystery, Drama, Love-Story
Laufzeit: ca. 93 Min. [NTSC], ca. 89 Min. [PAL]
Regie:
Rodrigo Garcia
Drehbuch & Idee:
Ronnie Christensen
Produzent:
Julie Lynn, Judd Payne, Matthew Rhodes, Keri Selig
Musik:
Ed Sheamur
Kamera:
Igor Jadue-Lillor
Schnitt:
Thom Noble
Visuelle Effekte: Erik Norby, Doug Oddy (Leitung)
Darsteller:
Anne Hathaway (Claire), Patrick Wilson (Eric), Andre Braugher (Perry), Dianne Wiest (Toni), David Morse (Arkin), William B. Davis (Jack), Ryan Robbins (Dean), Clea DuVall (Shannon), Don Thompson (Norman), Andrew Wheeler (blonder Mann)
Budget: 25 Mio. US-Dollar (geschätzt)
Erstaufführung: 24.10.2008 (USA / eingeschränkt) / 24.06.2009 (Deutschland / DVD)


In letzter Zeit gehe ich bei der Auswahl meiner Filme mehr nach Titel und Posterabbildung, als nach der Inhaltsangabe. OK, auf das Genre schaue ich auch, aber das war es dann.
Zu Passengers haben mich diese drei Punkte jedenfalls greifen lassen. Und so hatte ich keine so rechte Ahnung, was mich erwarten würde. „Mal schauen was so kommt“, dachte ich.

Bei einem fürchterlichen Flugzeugabsturz kommen fast alle Passagiere ums Leben. Die junge Psychologin Claire soll sich um die Überlebenden kümmern und übernimmt damit ihren ersten richtigen Fall. Noch etwas unsicher nähert sie sich ihren Schützlingen und hat besonders mit Eric so ihre Schwierigkeiten. Er ist nämlich bei Weitem nicht davon überzeugt, hilfsbedürftig zu sein. Doch plagen ihn Alpträume und versucht er mit grenzgängerischen Aktionen etwas zu überspielen.
Derweil kommen Claire Zweifel an der Mitteilung des Flugzeugunternehmens, es handele sich um menschliches Versagen. Die Aussagen ihrer Patienten widersprechen dem deutlich. Zudem beginnt auch einer nach dem anderen zu verschwinden und Claire wird von einem Angestellten der Fluggesellschaft verfolgt. Je mehr die ambitionierte Therapeutin herausfindet umso verworrener wird die Geschichte und zudem erweist sich Eric als schwieriger, wie anfangs angenommen.


Als ich den anfänglichen Absturz erlebte und dann die Überlebenden in den Trümmern sah, schoss mir durch den Kopf… „Oh nein, ein Remake von Fearless“. Hinzu kamen die grenzgängerischen Aktionen von Eric. Im Verlauf des Filmes und nach anfänglichen Schwächen, entfaltet sich jedoch ein ganz interessantes Drama, das stetig an Spannung zunimmt und in ein überraschendes Finale mündet. Dabei bekommt die melancholische Musikuntermalung immer mehr Gewicht. Wirkt sie anfangs etwas übertrieben, könnte sie zum Schluss nicht passender sein. Und zart Besaitete werden da sicher zum Taschentuch greifen.
Ich hätte nicht gedacht, dass sich PASSENGERS so entwickeln würde. Ich mag diesen ruhigen Erzählton und die gemäßigte Schnittfolge. Unterstrichen wird die Atmosphäre noch durch die ruhige Kameraführung, so dass man bald schon entspannt im Sessel oder auf der Couch sitzt. Am Besten noch mit der Freundin im Arm. Dann verfehlt auch die sich entfaltende Love Story ihre Wirkung nicht. Und am Ende kann man Trost spenden.
Die Geschichte getragen, wird dabei von guten Darstellern, allen voran Anne Hathaway, mit der ich zu gern einmal ein paar Worte wechseln würde. Sie hat so eine gewisse Art an sich. Wir könnten uns sicher gut miteinander unterhalten.
Jedenfalls macht sie eine wirklich gute Figur, als noch unerfahrene Psychologin, die die Wahrheit finden will und sich mit vollem Einsatz ihren Schützlingen widmet. Sorgenkind Eric spielt Patrick Wilson, der zu Hathaways Claire klasse passt. In jüngster Vergangenheit konnte sich Wilson ja schon einige gute Rollen sichern. Man sah ihn in WATCHMAN und derzeit als Col. Lynch in A-TEAM. Sicher wird man noch öfter von ihm hören. Sein Spiel versteht zu gefallen und ist facettenreich. Den Bösewicht würde man ihm genauso gut abnehmen, wie hier den guten Jungen. Neben diesen beiden wichtigen Hauptdarstellern, treten dann noch David Morse (THE ROCK), Dianne Wiest (THE BIRDCAGE), Andre Braugher (DER NEBEL) und Clea DuVall (IDENTITÄT) auf. Und William B. Davis, der als Smoker aus AKTE-X in allerbester Erinnerung sein sollte, ist ebenfalls kurz zu sehen. Nicht die erste Riege an Mimen, aber eine gute. Und letztlich zählen ja auch nicht die Namen, sondern die Geschichte und wie sie inszeniert wurde.
Was das betrifft, noch einige wenige Worte zu Bildkomposition und Kameraführung. Ich sagte ja schon, die Kamera macht hier nicht den Hektischen. Das wäre für einen Film dieses Kalibers auch völlig falsch. Ruhige Schwenks und eine fest stehende Linse bestimmen das Geschehen. Die Ausleuchtung der Szenen kann ich dabei nur als ansprechend bezeichnen, mit angenehmen Kontrasten. Besonders bei der Therapiegruppe hat mir das gefallen. Die Farbgestaltung ist angenehm. Man versteht hier sein Handwerk.

Regisseur Rodrigo Garcia, der sich mit Dramen gut auskennt, ist mit PASSENGERS ein guter Film gelungen. Zwar braucht die Geschichte ihre Zeit um in Trab zu kommen und sollte man sich auf den Erzählstil einlassen. Wer das schafft und über die ein oder andere schwächere Szene hinwegsehen kann, der wird aber mit einer gelungenen Love Story und einem anrührenden Finale belohnt. Manchmal muss man einem Film einfach mal eine Chance geben, um sein Potential zu erkennen.
Auch wenn die Form der Geschichte hier und da schon zu sehen war, es ist kein schlechter Film. Die anrührend komponierte Musik geht dabei auf’s Konto von Ed Sheamur, dem wir einige gelungene Scores verdanken.


Wertung: 6,5/10

Samstag, 21. August 2010

Dead Snow (Norwegen / 2009)

Orig-Titel: Død Snø
Genre:
Horror, Komödie
Laufzeit:
ca. 88 Min. [PAL]
Regie:
Tommy Wirkola
Drehbuch & Idee:
Tommy Wirkola, Stig Frode Henriksen
Produzent:
Tomas Evjen, Terje Stroemstad
Musik:
Christin Wibe
Kamera:
Matthew Weston
Schnitt:
Martin Stoltz
Darsteller:
Vegar Hoel (Martin), Stig Frode Henriksen (Roy), Charlotte Frogner (Hanna), Lasse Valdal (Vegard), Evy Kasseth Røsten (Liv), Jeppe Laursen (Erlend), Jenny Skavlan (Chris), Ane Dahl Torp (Sara), Bjørn Sundquist (The Wanderer), Ørjan Gamst (Herzog), Tommy Wirkola (Dying Zombie)
Erstaufführung:
09.01.2009 (Norwegen) / 05.02.2009 (Deutschland / Festival)


Durch die vorherrschenden Remakes, die oft nur leidlich unterhalten, bin ich derzeit wieder einmal etwas desillusioniert. Aber vor allem in der Welt der B-Movies stoße ich immer wieder auf Vertreter, nach dessen Ansehen die Erkenntnis steht, meine kostbare Zeit verschwendet zu haben. Wie finde ich die richtig unterhaltsamen heraus? Im Grunde gar nicht. „Schalte aus, sobald es dich nervt.“

Filme aus Schweden oder Norwegen sind nicht so reich gesät. Zumindest kamen mir in der Vergangenheit keine unter. Die Musikwelt aus diesen Breiten ist, was Metal betrifft, jedoch echt gut. Außerdem zeichnet das Land eine herrliche Natur aus, die besonders im Winter ihre Schönheit offenbart.
Der Titel DEAD SNOW offerierte somit, das Land Norwegen ist hier in ansprechender Schönheit zu sehen. Aber darauf kam es mir nicht an. Das Werk von Tommy Wirkola wurde mir von einem Kumpel, wegen seiner Härte und dennoch lustigen Art empfohlen.
Na dann… her mit DØD SNØ.

Tommy Wirkola, gebürtiger Norweger, gab 2006 seinen Einstand mit dem Kurzfilm REMAKE. Der Streifen war wohl nicht so überzeugend. Sein abendfüllender Streifen KILL BRULJO: THE MOVIE, im Jahr darauf gelang offensichtlich besser, was ihm 2009 die Möglichkeit zu DØD SNØ gab.
Viel Geld stand wohl nicht zur Verfügung, doch das hatte seinerzeit auch Sam Raimi nicht davon abgehalten TANZ DER TEUFEL zu drehen. Zudem ist dieser Punkt überhaupt kein Thema, wenn man nur den nötigen Einfallsreichtum, Ambition, Spaß und Talent mitbringt. Von alledem war für DEAD SNOW reichlich vorhanden. Auch der Punkt Drehbuch stimmt, obschon das nicht vermutet wird, liest man einen kurzen Abriss des Inhaltes:
Eine Gruppe Teenager fährt zu einem Kurzurlaub übers Wochenende in die verschneite Landschaft Norwegens. Sie wollen sich vom Studienstress erholen und mal wieder so richtig Spaß haben. Dass in der abgelegenen Gegend kein Handyempfang ist, stört dabei wenig. Sie genießen die Ruhe und das Toben im Schnee. Doch trotz aller Abgeschiedenheit ist man hier oben nicht allein. Seinerzeit im Krieg war die Gegend von den Deutschen heiß begehrt. Nach anfänglicher Unterdrückung haben sich die Einheimischen der bösartigen Kriegstreiber aber entledigen können. Jedoch scheinen die Soldaten nicht so richtig tot zu sein. In den verschneiten Bergen warten die Untoten nun auf frisches Fleisch. Und mit den Jugendlichen hat sich ein Festmahl genähert.

Wie gesagt, es klingt nicht sonderlich originell und erinnert auch etwas an Sam Raimis ambitionierten Film. Nicht von ungefähr wird TANZ DER TEUFEL von den Teenys während des Anfangs erwähnt. Tommy Wirkola spielt somit direkt darauf an und versucht nicht den Eindruck zu erwecken, er hätte sich hier eine ach so geniale Geschichte überlegt. Das hat mir gefallen und vor allem auch, dass die Weiblich- und Männlichkeiten nicht so nerven, wie in ähnlich gelagerten Streifen. Sie albern rum, verhalten sich aber nicht wie Brot. Man identifiziert sich sogar mit ihnen. Das macht den Zombie raren Beginn wirklich unterhaltsam. Über viele der dabei abgezündeten Gags konnte ich zudem herzhaft lachen. Sehr angenehm.
Angenehm war auch die Kameraarbeit von Matthew Weston. Der gebürtige Australier fungierte schon bei mehreren Hollywood Filmen als einfacher Bursche für die Kamera. Kameraführung, Filmlader, Material Assistenz, seien da einige genannte Dinge. Mit Regisseur und Drehbuchautor Wirkola scheint ihn sogar eine Freundschaft zu verbinden. Seit dessen erstem Kurzfilm arbeiten sie zusammen. Und dass Weston weit mehr wert ist, als ein simpler Filmlader, zeigt sich in DØD SNØ deutlich. Die Bildkomposition ist echt gelungen. Das Spiel mit den Farben, ein Fest für die Augen und das Einfangen der Schönheit des Landes, ein Traum. Schon lange nicht mehr habe ich es bei einem aktuelleren Film so genossen. Hinzu kommt die Kameraführung. Das Schwenken um Personen und Gegenstände und das dabei Enthüllen von Storydetails gefällt mir ungemein. An vielen Stellen schafft das eine sehr angenehme Atmosphäre. Hier wird nicht versucht es übermäßig hipp zu machen, wie bei so vielen neuartigen Filmen. Keine abgefahrenen Kameraschwenks. Das Gängige und einfach Machbare wird optimal genutzt. Ich liebe das.
Schon zu Beginn wird also klar, dieser Film nimmt sich nicht ernst und der Zuschauer sollte das auch tun. In dieser Atmosphäre und gemeinsam mit Freunden angeschaut, entfaltet sich das richtige Potential. Wenn die Zombies dann ihren Auftritt feiern und das Geschehen in Blut triefende Bereiche driftet, kann man trotz der blutigen Szenen nicht anders als Lachen. Wie die Hauptfiguren handeln, ihre Sprüche in höchster Not und vor allem ihr Handeln im fortgeschrittenen Geschehen… das erinnerte mich an EVIL ALIENS. Trotz der harten Szenen, wo Köpfe abgerissen, gespalten und zermatscht werden. Wo Gedärme herausgezerrt und tiefe Fleischwunden gerissen werden. Man sitzt nie mit offenem Munde da und schreit „Scheiße“. Ein stetiges Lachen schwebt im Raum. Doch schafft es Wirkola trotz dieser „Komik“ dennoch an den entsprechenden Stellen einen gewissen Ernst zu wahren und das ganze nicht zu Leslie Nielsen Klamauk verkommen zu lassen. Davon ist DEAD SNOW natürlich weit entfernt. Man merkt welchen Spaß alle beim Drehen hatten. Zudem waren Leute mit Können am Werk.
In geselliger Freundesrunde ist DEAD SNOW der richtige Spaßmacher. Eine kurzweilige, unterhaltsame Geschichte, die weniger von ihrer Tiefe, als vielmehr von der lockeren Atmosphäre, den Gags, den Einfällen und der optischen Umsetzung lebt. Dabei sollte auch der gute Schnitt Erwähnung finden, der alles zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügt. Den letzten Schliff verleiht die Musik, wo harte Metal Rhythmen natürlich nicht fehlen dürfen. Metal aus Norwegen/Schweden klingt richtig geil.

Ich freue mich auf Tommy Wirkolas Nachfolger. DØD SNØ 2 soll in 3-D gedreht werden. Wenn es handlungstechnisch und bluttechnisch ebenso zu gelungen ist wie Film 1, dann wird das wieder ein Spaß und ein gutes Training für die Lachmuskeln.

Wertung: 8/10


P.S.: Traurigerweise verfügen die deutschen Veröffentlichungen, sowohl auf DVD als auch auf Blu-Ray, über keinerlei Extramaterial. Dagegen bietet die norwegische Blu-Ray Adiokommentar, Making of und Behind the Scenes Material, sowie die Trailer.
Sehr traurig. Wundert mich bei Splendid Entertainment aber nicht. Die deutsche Synchro ist hingegen recht gut gelungen. Und ungeschnitten hat es der Film in der 18er Freigabe auch zu uns geschafft.

Mittwoch, 18. August 2010

Boo (USA / 2005)

Orig-Titel: Boo
Genre:
Horror
Laufzeit:
ca. 89 Min. [PAL]
Regie:
Anthony C. Ferrante
Drehbuch:
Anthony C. Ferrante
Produzent:
David E. Allen
Ausf.-Produzent:
Harmon Kaslow
Musik:
Alan Howarth, Carey James
Kamera:
Carl Bartels, Nick Franco
Schnitt:
Chris Conlee
Visuelle Effekte:
Michael Shelton (Leitung)
Darsteller:
Trish Coren (Jessie Holden), Rachel Harland (Cindy), Jilon Ghai (Kevin), Happy Mahaney (Emmett), Shirlen Quigley (Honey), Dig Wayne (Arlo Ray Baines/Dynamite Jones), M. Steven Felty (Jacob), Dee Wallace-Stone (Nurse Russell)
Erstaufführung:
17.10.2005 (USA / Festival) / 02.08.2005 (Deutschland / Festival)


Schon vor einiger Zeit habe ich die DVD erhalten, bin bisher aber nicht dazu gekommen sie mir anzusehen. Naja, nun ist es nachgeholt.
Der Streifen fiel mir seinerzeit durch das Cover, bzw. Postermotiv sehr positiv auf. Solche Abbildungen sind ja nicht selten vielversprechend. Wie die Realität letztendlich aussieht, zeigt das jedoch nicht. Somit war Überraschung angesagt.

Wie aus der Abbildung unschwer zu erkennen ist, geht es um Geister.
Zwei Teenager Paare begeben sich an Halloween in ein leer stehendes, verfallendes Krankenhaus, in dessen dritter Etage die geschlossene Anstalt war. Die Jungen wissen was kommen wird, hatten sie doch schon einen Kumpel vorgeschickt, den Weg etwas zu präparieren, damit auch ja der richtige Grusel aufkommt.
Doch als die vier das Haus betreten, kommt alles ganz anders. Hier geht einiges nicht mit rechten Dingen zu. Seltsame Erscheinungen, unheimliche Geräusche und Dinge, die sich von selbst bewegen. Bald schon wollen alle nur noch Heim. Aber eine unerklärliche Macht hält sie fest. Die Situation wird immer bedrohlicher und als noch weitere Personen zu ihnen stoßen, überschlagen sich die Ereignisse.

Klingt nicht gerade berauschend. Ist es auch nicht.
BOO kann man als Regie Gesellenstück von Anthony C. Ferrante betrachten. Mehr ist es meiner Meinung nach nicht. Zu einem wirklich guten Gruselfilm fehlt einiges, obschon sich Ferrante Mühe gibt. Dass er aber ausgelatschte Klischees bedient und vor allem nervige Teenager bietet, wiegt schwer und schadet beträchtlich. Die weiblichen Hauptdarsteller sind wahrlich hübsch und gut proportioniert. Überzeugend spielen können sie jedoch nicht, was ebenso auf die männlichen Hauptprotagonisten anzuwenden ist. Einziger Lichtblick… Dee Wallace-Stone, die mir aus CRITTERS und anderen so Filmen noch in bester Erinnerung ist. Zudem freut es mich, sie wieder zu sehen. Alle übrigen sollten noch ein paar Schauspielstunden nehmen, danach aber bitte Filme mit mehr Niveau wählen.
Am Drehbuch und den schauspielerischen Fähigkeiten krankt es also. Die Inszenierung von Anthony C. Ferrante ist ebenfalls nicht das Höchste, doch gelingen ein paar gute Szenen und bewegt er sich auf höherem Niveau als beispielsweise ein Michael Oblowitz (*brech*). Ebenfalls gelungen ist der Schnitt. Die Übergänge sind stimmig und nicht gegen den Strich.
Was ich von der Inszenierung noch blöd finde, sind manche Einstreuungen, wie ein klimperndes Klavier, oder matschige Leichenreste. ‚Selbstzweck’, schießt es mir da durch den Kopf. Es ist nichts, was für die Handlung tatsächlich von Belang wäre.
Herumgematscht wird in BOO übrigens so einiges. Da tropfte viel Blut auf die Darsteller und waren die Effekteleute, zu denen Ferrante ja auch gehört, gut mit Arbeit versorgt. Zerfetzte Hände, zerfließende Körper, durchbohrter Torso. Und für den Ekeleffekt sorgen Maden und Würmer. Letzteres hatte John Carpenter in DIE FÜRSTEN DER DUNKELHEIT aber weit besser drauf. Die paar Hände voll schleimiger Kriecher sind dagegen mickrig.
Für das richtige Bild und die passende Ausleuchtung sorgten dann Carl Bartels und Nick Franco, zwei die vornehmlich für B-Movies tätig sind. Danach sieht es leider aus.
Das geringe Budget ist also zu erkennen, ebenso wie die Grenzen der Verantwortlichen. Das Setdesign ist dem nicht eben zuträglich. Viel zu klischeehaft. Ich griff mir wieder ständig an den Kopf, ob der Särge, verwüsteten Gänge mit allerhand Krempel und der schlecht ausgeleuchteten Räume. All der Schmutz und die Behandlungszimmer, wo die Patienten Elektroschocks verabreicht bekamen.
Musikalisch durfte Alan Howarth mitkomponieren, der viel mit John Carpenter zusammenarbeitet. Das Ergebnis kann man wirklich gelten lassen. Es unterstreicht die herrschende Atmosphäre und hebt alles etwas an. Eine prägnante Melodie bleibt zwar nicht haften, aber das muss ja nicht sein.

Anthony C. Ferrantes Vorbild scheint John Carpenter zu sein. Denke ich so darüber nach, lasse einige Szenen noch einmal Revue passieren und erinnere mich an die Szene mit den Maden und das Mitwirken von Alan Howarth, liegt es recht klar auf der Hand.
Will er aber so werden wie sein Idol, muss er noch etwas üben. Vor allem vom Bedienen von Klischees sollte er sich distanzieren. Zumindest es so eklatant zu betreiben wie in BOO. Durch dieses nimmt der Streifen wirklich erheblichen schaden. Weniger dusseliges Gesabbel, mehr Suspense und besser getimte Schocks und vor allem nicht so übermäßig viel von allem. BOO wirkt einfach überladen. Man hat das alles schon tausendmal gesehen und beginnt schnell mit dem Gähnen. Ein leidlich unterhaltsamer Film.
Einige Szenen sind jedoch gelungen und Schnitt und Sounddesign gefallen ebenfalls.

Wertung: 4,5/10

Sonntag, 15. August 2010

G.I. Joe - Geheimakte Cobra (USA / 2009)

Orig-Titel: G.I. Joe: The Rise of Cobra
Genre:
Science-Fiction Action

Prod-Firma: Paramount
Laufzeit: ca. 118 Min. [NTSC] / 113 Min. [PAL]
Regie: Stephen Sommers
Drehbuch: Stuart Beattie, David Elliot, Paul Lovett
Geschichte: Michael Gordon, Stephen Sommers,
Stuart Beattie
Produzent: Bob Ducsay, Lorenzo di Bonaventura, Stephen Sommers
Musik: Alan Silvestri
Kamera: Mitchell Amundsen
Schnitt: Bob Ducsay, Jim May
Specialeffekte: Quantum Creation FX, Stan Winson Studios, u.a.
Visuelle Effekte:
MPC, Digital Domain, u.a.
Darsteller: Adewale Akinnouye-Agbaje (Heavy Duty), Christopher Eccleston (Christopher McCullen/Destro), Sienna Miller (Anastasia 'Ana' DeCobray/Baroness), Byung-hun Lee (Storm Shadow), Joseph Gordon-Lewitt (Ray Lewis/Cobra Commander), Rachel Nichols (Shana 'Scarlett' O'Hara), Ray Park (Snake Eyes), Jonathan Pryce (President), Arnold Vosloo (Zartan) Channing Tatum (Captain Duke Hauser), Said Taghmaoui (Breaker), Dennis Quaid (General Abernathy/Hawk), Kevin J. O'Connor (Dr. Mindbender), Gerald Okamura (Hard Master)

Budget: 170.000.000 US-Dollar (geschätzt)
Erstaufführung: 7.08.2009 (USA) / 13.08.2009 (Deutschland)


Stephen Sommers… wenn ich den Namen dieses Regisseurs lese, dann ist mein Interesse geweckt, denn sofort erscheint OCTALUS vor meinem inneren Auge und erinnere ich mich mit Freuden an THE MUMMY. Was habe ich hier nicht gelacht und wurde vortrefflich unterhalten. VAN HELLSING stand dem in nichts nach, deswegen musste ich einen Blick auf G.I. JOE werfen.

Worum geht es? Um die Joes, Elitesoldaten, die sich gegen einen skrupellosen Waffenhändler stellen. Dieser hat eine wahrhaft teuflische Waffe entwickelt und droht sie auf die Menschheit loszulassen. Um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen bedient er sich modernster Techniken und fähigster Soldaten. Es wird schwer ihm beizukommen. Doch die Joes sind nicht ganz wehrlos. Auch ihre Waffensysteme sind auf höchstem Niveau und zudem treten ihnen zwei neue G.I.s bei, deren Können sich sicher noch als Trumpf erweisen wird…

Der Name Stephen Sommers steht für Popcorn Unterhaltung wie Roland Emmerich. Beide zeichnet aus, dass sie sich mit Vorliebe phantastischen Stoffen widmen und ein gehöriges Maß an Effekten und Zerstörung bieten.
Somit ist klar, was den Zuschauer bei G.I. JOE erwarten wird. Knallige Effekte, halsbrecherische Action und eine phantastische Geschichte, wie es sich für Popcorn Kino gehört.
Was Sommers und sein Team da aus dem Computer kitzelten ist gehörig, wird den effektverliebten Zuschauer aber vielleicht nicht in Gänze in Staunen versetzen. Hier und da macht sich nämlich der Schludrian breit, was dem Puristen sofort ins Auge fällt. Doch da sage ich, schaut nicht so genau hin. Lehnt euch zurück und genießt die Show. Denn wenn in Verfolgungsjagden die Autos nur so in der Gegend herumfliegen und unsere beiden G.I.s alles daran setzen müssen nicht davon getroffen zu werden, dann ist das ein Schmaus für die Augen. Und die Lachmuskeln werden dabei ebenfalls beansprucht. Abgefahren, sag ich. Solcherlei Szenen gibt es am laufenden Band und lassen den Zuschauer nur selten zur Ruhe kommen. Die stilleren Momente nutzt Sommers dann um in Flashbacks die Vorgeschichten der Hauptakteure näher zu beleuchten.
Was die Geschichte an sich betrifft… die ist nicht sonderlich intelligent, oder anspruchsvoll. Einfach gestrickt entfaltet sich eine Handlung, die auch einem Bond Film gut gestanden hätte. Die Bösen versuchen die Welt zu unterjochen und werden von den Guten gar bitter bekämpft. Die dabei heruntergekurbelten Dialoge sind nicht die Besten und eine gehörige Portion Pathos wurde ebenfalls eingestreut. Mehr als einmal greift sich der Niveau Gewohnte also an den Kopf und die Muskelmänner in den Schritt. „Ja wir haben dicke Eier und wer uns in die Quere kommt, den machen wir platt.“ Mehr als einmal brach ich darüber in Gelächter aus. Herrlich.
Herrlich auch, was Stephen Sommers uns an bekannten Gesichtern zu bieten hat. Dennis Quaid ist in letzter Zeit ja in mehreren Big Budget Produktionen zu sehen und angenehmerweise versteift er sich dabei nicht auf eine Hauptrolle. Der Mann scheint noch einmal ordentlich Kohle machen zu wollen. Ich kann ihn gut leiden und sehe ihn gern auf der Leinwand. Die Hauptakteure dagegen sind eher unbekannte Gesichter, aber Sienna Miller ne geile Schnitte. Naja gut, Marlon Wayans hat man schon öfter gesehen und sein Bruder Keenen Ivory Wayans (hier nicht dabei) kennt man ja. Aber zurück zu den bekannten Gesichtern.
Dass Sommers ein sympathischer Geselle sein muss, der zu seinen Schauspielkollegen ein gutes Verhältnis pflegt, sehe ich am Auftritt von Brendan Fraser (THE MUMMY) und Arnold Vosloo (THE MUMMY). Ins schallende Lachen fiel ich dann, als in der zweiten Filmhälfte Kevin J. O’Connor auftrat. Das war ja so klar gewesen.
Vosloo brilliert übrigens wieder als fieser Bösewicht. Nach seinem überzeugenden Auftritt in HARTE ZIELE und als Mumie in THE MUMMY stehen dem Mann solche Rollen einfach.
Man freut sich auch über ein Wiedersehen mit Gerald Okamura, welchen der B-Movie Actionfan aus vielen Kleinstrollen kennt. Er ist auch als Stuntman bekannt. Seinen Kollegen Ray Park (Darth Maul in STAR WARS – EPISODE 1) kann man so richtig hingegen nicht ausmachen. Wie auch, steckt er doch den gesamten Film über unter einer Maske. Er ist Snake Eyes, der stumme Fighter, der mit Storm Shadow noch eine Rechnung zu begleichen hat.

Eine schöne Truppe tummelt sich da also vor der Kamera und sie fighten, springen und fliegen in Sets, die sicherlich nicht alle gebaut waren. Man wird viel vor dem Green Screen gestanden haben, denn solch Örtlichkeiten gibt es ja nicht und wären auch sicher schwer zu bauen gewesen. Zudem ist heute der Weg über im Computer kreierte Sets auch wesentlich leichter, als sich die Mühe zu machen, opulente Bauten zu kredenzen. Eigentlich schade, denn es geht ja auch einiges an Charme verloren. Naja, es wird wieder kommen und schließlich gibt es noch genug Produktionen die auf so etwas großen Wert legen.
Für eine solch phantastische Geschichte, wie G.I. JOE ist es ja legitim und das zu sehende wirklich gut gemacht. Die Ausleuchtung gefällt dabei ebenso. Satte Farben bestimmen das Geschehen und es leuchtet Blau, Rot, Gelb, Orange im Sekundentakt. Dabei schwenkt die Kamera um die Lichtquellen und Objekte, dass es eine wahre Wonne ist. Vielleicht für manche etwas zuviel des Guten. Aber derzeit ist es halt so Mode. Meines ist es natürlich nicht. Ich bin eher der ruhige Typ und nicht so auf Geschüttel, Gehechte und Gefliege aus. Ich mag weiche Übergänge, sanfte Fahrten und Actionszenen bei denen man was sieht und nicht gleich die Übersicht verliert. Dass man heutzutage nur nicht die Kamera ruhig halten kann. Da kriegt man ja das kalte Grausen. Aber auch das ist ein Stilmittel dieser Epoche. Man soll bei aller Opulenz ja nie zuviel sehen.
Genug zu hören gibt es dagegen schon und dafür war Alan Silvestri zuständig. Ich mag seinen Stil. Für einen rasanten Actionfilm ist er genau der richtige und stellte das ja schon bei zahlreichen Gelegenheiten unter Beweis. DELTA FORCE, PREDATOR, ERASER, VOLCANO sind nur einige wenige Namen. G.I. JOE verleiht er mit harter Musik und rasanten Melodien das richtige Format und setzt den richtigen Schliff an einen unterhaltsamen Popcorn Kinostreifen.

G.I. JOE – GEHEIMAKTE COBRA ist nichts für’s Hirn, aber was für’s Auge. Krachende Action, halsbrecherische Verfolgungsjagden, Fights und opulente Effekte verwöhnen den Zuschauer. Die Geschichte ist dabei eher Nebensache, versteht aber dennoch angenehm kurzweilig zu unterhalten. Nur mehrere dämliche Dialoge und den zuweilen übertriebenen Pathos sollte man ausblenden. Nicht so eng sehen… schnell wieder in die Popcorn Tüte greifen, die aufgepufften Körner in den Mund stecken und sich die Hülsen aus den Zahnzwischenräumen pulen.
Ich wurde jedenfalls angenehm unterhalten und hatte meinen Spaß. Gelacht hab ich viel und der Kopf vom vielen dagegen schlagen - ob der blöden Dialoge – tut mir jetzt noch weh.
Stephen Sommers, ich freu mich auf deinen nächsten Film. Und vergiss Kevin J. O’Connor nicht.

Wertung: 6,5/10

Screenshot einer pdf Datei, wo ich die Rezi in eine Form gesetzt hab, wie ich sie mir in einer Zeitschrift vorstelle: