Sonntag, 30. Januar 2011

Gandhi (Großbrittannien, Indien / 1982)

Genre: Biopic

Mittlerweile scheint sich mein Filmgeschmack mehr und mehr zu ändern. Immer öfter tritt der phantastische Film in den Hintergrund und widme ich mich eher anderen Bereichen. So erregte nach vielen Jahren nun endlich auch GHANDI, der Film von Richard Attenborough meine Aufmerksamkeit.

Bitte lyncht mich nicht… Doch die Figur des Mahatma Gandhi war mir bis jetzt nicht so weit bekannt. Ich wusste dass er ein Inder war, der auf recht ungewöhnliche Weise für die Unabhängigkeit seines Landes kämpfte und am Ende sterben musste. Mir war aber nicht bekannt, dass es einer seiner Leute war, der die tödlichen Schüsse abgab. Und mir war nicht klar wie Gandhi dazu kam für sein Volk zu kämpfen, noch wie er zu der Überzeugung gelangte den Kampf so zu führen.

Richard Attenboroughs Verfilmung ist eine visuell sehr beeindruckende Begleitung der Zeit Gandhis in Indien. In opulenten Szenen wird das Ausmaß der von Gandhi ausgelösten Bewegung verdeutlicht. Herrliche Bilder, wie geschaffen für die große Leinwand.
Doch all das bringt mir diesen großen Mann nicht viel näher. Sicherlich, die Beweggründe werden angesprochen. Aber eine emotionale Bindung zur Hauptfigur wollte sich bei mir nicht einstellen. Damit ein Film seine Wirkung beim Publikum hat, bedarf es dieser Bindung. Dieser Identifikation mit den Figuren. Oder es bedarf Momente und Szenen, die einen mitreißen und die richtigen Knöpfe in einem drücken. Ich verspürte davon nichts, oder sagen wir fast nichts. Gegen Ende, als Gandhis Frau stirbt, da war es zu spüren. Da hat es funktioniert. Ansonsten leider Fehlanzeige. Das liegt wohl auch daran, dass es holprig durch’s Geschehen geht. Hier eine Station des Lebens, dann ein Sprung, die Figuren sind älter und wieder eine Station des Lebens. Die britischen Besatzer beraten, sperren den armen Mann wieder einmal ein. Ich war mit diesem hin und her überfordert. Es verwehrte mir die emotionale Komponente. Ich hätte das nicht erwartet, angesichts eines solch großen Filmes und angesichts eines so hoch ausgezeichneten Filmes. 8 Oscars hat der Streifen seinerzeit abgeräumt. Einer ging dabei an Ben Kingsley. Für seine Darstellung des Gandhi ist das auch mehr als gerechtfertigt. Hier war ich wirklich begeistert. Ich kenne Bilder und Aufnahmen zum Original und muss sagen, Kingsley kommt dem sehr nahe.

Regisseur Attenborough hat sich Mühe gegeben und ihm ist ein opulenter Film gelungen, mit einem überragenden Hauptdarsteller. Leider löst er im Zuschauer nicht die Emotionen aus, die ihn zum Meisterwerk erheben würden. Ich führe das auf Schwächen in der Inszenierung zurück. Sicherlich ist es schwer, ein Leben in 3 Stunden Film zu packen. Ich könnte das nicht, deswegen, trotz der kleinen Kritik, Hut ab dass sich Attenborough dem gestellt hat.

Wertung: 7/10

Freitag, 28. Januar 2011

Kaliber 38 (Italien / 1976)

Genre: Poliziotesco (italienischer Polizeifilm)

Inspector Vanni will einer Gangsterbande den Gar ausmachen. Dabei erwischt er den Bruder von Oberboss Marsigliese. Der rächt sich und tötet Vannis Frau, bevor er untertaucht und sich im Ausland ein neues Gesicht machen lässt. Zurückgekehrt versucht er dann die Polizei zu erpressen. Doch Vanni hat seinen Widersacher nicht vergessen. Unterstützung erhält er von seinem Chef, der ihm eine Spezialeinheit anvertraut. Als 5 Mann starkes Team macht man sich nun auf, bewaffnet mit Kaliber 38 Revolvern, Marsigliese das Handwerk zu legen. Und das mit allen Mitteln.


Anolis hat sich für ihre Hartbox Edition erneut dieses Filmes angenommen. Ihre Erstauflage kam noch ausschließlich mit deutschem Ton und ohne Extras.
Nun spendiert Anolis den Fans noch den italienischen Ton, deutsche Untertitel, einen deutschen Audiokommentar von Christian Kessler und Peter Blumenstock, sowie die Super 8 Fassung und den Trailer. Die somit gut ausgestattete Box steckt in einer kleinen Hartbox, mit erstklassigem Retro Motiv. Man kann sogar zwischen zwei Motiven wählen. Eine herrliche Auflage. Eine Bereicherung für jeden Fan des italienischen Filmes.

Der Film an sich ist wahrlich unterhaltsam. Zum einen kommt die Musik von Stelvio Cipriani, die deutsche Synchro bietet die wohl bekanntesten Sprecher seiner Zeit und die Geschichte ist gelungen und echt spannend inszeniert. Wirklicher Hingucker ist eine Actionszene am Ende. Hier kürzt Kommissar Vanni mal schnell über einen fahrenden Güterzug ab. Ein Stunt, den ich so noch nicht gesehen habe. Der Zug transportiert normalerweise Autos. Diese sind hier natürlich nicht drauf. Damit ergibt sich eine lange zusammenhängende Straße. Der Zug fährt und aus dem Hubschrauber gefilmt verfolgt der Zuschauer, wie Vanni mit dem Auto Richtung Lok rast. Herrlich anzusehen und sehr aufwändig gemacht. Der passende Abschluss kommt mit dem Herunterfahren des Autos vom Zug, der seine Fahrt dabei nicht verringert. Genialer Sunt. Den vergisst man nicht.
Ein weiteres optisches Highlight sind die Fahrten über die Bombentatorte. Die Bombe ist hoch gegangen und die Kamera fängt das Ausmaß ein. Es wirkt sehr gestellt. Doch gerade das macht den Reiz dieser Szenen aus und verleiht ihnen das gewisse Etwas.
Weiter geht es dann mit Carol André, deren Anwesenheit mich sehr freute. Diese Schönheit entdeckte Sergio Sollima und setzte sie perfekt in SANDOKAN - DER TIGER VON MALAYSIA und DER SCHWARZE KORSAR ein. Schade, dass sie recht schnell wieder aus der Filmwelt verschwand, bzw. oft nur in kleinen Rollen auftrat. Auch in KALIBER 38 ist ihr Part nicht sonderlich groß. Dennoch bereichert diese wunderschöne Frau Massimo Dallamanos Film.

Die Titel gebenden Kaliber 38 Revolver kommen oft zum Einsatz und daneben ist noch für einige andere Action gesorgt. Ein gelungener Poliziotesco, mit solider Geschichte einigem an Action, beachtenswerten Stunts, einer beeindruckenden Kameraführung (bzw. Bildkompositionen) und natürlich mit einem Musikscore von Stelvio Cipriani, der einem Ennio Morricone zur Ehre reicht.
Wirklich empfehlenswert.

Wertung: 8/10


P.S.: Wer die Chance noch hat, sollte zu Cover A der Anolis Hartbox Auflage greifen. Man sieht es oben abgebildet. Es hat einfach mehr.

P.P.S.: Allen Einsatz der Audiokommentar Sprecher in Ehren, doch was nach 50 Minuten recht informativem Sprechen abgeht find ich einfach nur unter aller Sau. Wenn das witzig sein soll, dann hab ich wohl was nicht verstanden. Das Niveau sinkt weit unter Null. Was da abgeht ist ja geradezu lächerlich. Daumen runter
Ich konnts mir nicht mehr geben und hab abgeschaltet.
Auch vorher kommen einige wohl witzig gemeinte Sachen, die ich aber nur als Niveaulos bezeichnen kann. Mag sein, dass italienische Filme nicht die intelligentesten sind, aber das ist noch weiter unten angesiedelt.
Vor allem sollte man bei dem was man sagt objektiv bleiben.