Freitag, 27. Juni 2014

Infection (Japan / 2004)

Nach langer, langer Zeit hab ich mir wieder einmal einen J-Horror Streifen angeschaut. Das liegt wohl daran, dass ich mich in letzter Zeit erneut vermehrt mit dem japanischen Film beschäftige. Mir da die Tage Takeshi Kitanos OURTRAGE angeschaut habe und meinte, dass ich mir wieder einmal einen Horrorstreifen ala The Ring genehmigen könnte. Dabei stieß ich bei den DVD Veröffentlichungen auf die J-Horror Reihe von Eye See Movies. Hier sind mittlerweile etwa 8 Filme erschienen. 6 davon produziert von Takashige Ichise, dem Mann dem wir auch die Ring Filme verdanken.
Thematisch beackern die Beiträge verschiedene Themen. So geht es in Infection um eine Seuche. In Premonition um eine den Tod vorhersagende Zeitung. In Retribution geht es um einen Serienmörder. In Cure ebenso. In Kaidan belebt Ring Regisseur Hideo Nakata die Samurai Zeit wieder. In Reincarnation geht es um einen Massenmörder. In Noroi gehts um einen Fluch. In Kyofu um Experimente in einer Klinik.
Von den Kritiken her werden die Filme sehr unterschiedlich aufgenommen. Die Geister scheinen sich zu scheiden. Entweder man mag sie oder man hasst sie. Nun J-Horror Filme und japanische Filme im allgemeinen, sind schon etwas besonderes und entfernen sich meist von den extrovertierten amerikanischen Beiträgen. Ich finde das liegt in der japanischen Gesellschaftsstruktur begründet. Und so schlagen die Filme eher ruhige Töne an. Das muss dem geneigten Interessenten klar sein. Und hier wird auch nicht immer alles haarklein vorgekaut. Was heißt, man bekommt nicht alles erklärt. Warum ist dies und jenes jetzt so. Es gibt mitunter viel Spielraum für Interpretation. Das gefällt mir. Ich mag es auch einmal meinen Kopf anzustrengen oder mir über verschiedentliche Dinge gedanken zu machen.

Infection nun befasst sich mit den geheimnisvollen Vorgängen in einem heruntergekommenen Krankenhaus. Einem Krankenhaus, dass mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und kurz vor dem Aus steht. Das führt zu Frustration. Und weil alle überarbeitet sind, Schwestern wie Ärzte, kommt es zu einem Folgenschweren Ereignis. In der Hektik einer Wiederbelebung wird ein falsches Medikament verabreicht, woraufhin der Patient nun gänzlich stirbt. Zu allem Übel wird ein infektiöser Notfall eingeliefert. Alle Abweisungsversuche, den Mann in eine andere Klinik zu verlegen, helfen nichts. Und die Seuche breitet sich aus.

Ich war anfangs skeptisch, ob mich der Streifen wirklich zu fesseln vermag. Wirkt er doch zuweilen recht begrenzt. Die Manschaft des Krankenhauses viel zu übersichtlich. Die Räumlichkeiten echt sehr klein.
Doch ich gab dem Geschehen eine Chance. Sah in der Räumlichen Enge, die Räumliche Enge mit denen man in Japan immer zu kämpfen hat. Und in den sehr übersichtlichen Ärzten und Schwestern die Situation in der sich das Krankenhaus halt befindet. Es hat mit er finanziellen Not zu kämpfen und steht kurz vor dem Aus. Die Ärzte unterhalten sich darüber die Patienten auf andere Krankenhäuser aufzuteilen.
Zum Verhängnis wird Ihnen nicht die Tatsache, dass sie im Zuge einer Wiederbelebung einen Fehler machen und einen Patienten umbringen. Nein zum Verhängnis wird ihnen, dass sie versuchen es zu vertuschen. Somit wird die ausbrechende Seuche zum Fluch für sie. Ich dachte mir dabei, das kommt genau richtig. Um sie zu bestrafen. Ob das wohl auch die Intension dahinter ist? Nun der Zuschauer wird es erfahren. Nach vielen interessanten Ereignissen und Wendungen. Und einem schönen Finale. Es lohnt sich zudem auf die Kleinigkeiten zu achten. Wobei ein besonderes Augenmerk den Spiegeln gilt.

Masayuki Ochiai hat einen kleinen schmutzigen Film geschaffen, der nicht mit ekligen Szenen geizt. Wobei sich der Zuschauer nicht sonderliche Splatter Szenen ausmalen sollte. Vielmehr bleiben so einige Szenen der Fantasie überlassen, da man lediglich die Reaktionen auf den Gesichern der Protagonisten sieht. Das finde ich meist interessanter und grauenerregender als es tatsächlich zu sehen. Dass wir aber gänzlich auf Schauwerte verzichten müssen ist jedoch keineswegs der Fall. Ich finde es gut getimt. Einiges bekommen wir nicht zu sehen, anderes hingegen schon. Wobei man dann doch einen leichten Kloß im Hals bekommt. Heftig schon, jemanden schneller verwesen zu lassen, indem man Heizstrahler auf ihn richtet. So liegt der Tote dann in Zimmer 1 und eine arme Schwester muss die ganz Zeit Wache sitzen. Ziemlich dämlich, aber auch ziemlich eklig. Zu solchen Szenen gesellen sich bekannt J-Horror Elemente. Geheimnisvolle Musik. Dramatische Auftritte von Geistern. Gut gelungen muss ich sagen.

Schauspielertechnisch tummeln sich in Infection die ein oder anderen Gesichter. Drei davon sind sogar aus Godzilla Streifen bekannt. So taucht Kaho Minami (Oberschwester) in Godzilla: GMK auf. Shiro Sano (Dr. Akai) in Godzilla 2000 - Millennium. Und Masanobu Takashima (Dr. Uozumi) sah man in Godzilla vs. Biolante. Minami und Sano waren zudem in Takashi Miikes Krieg der Dämonen zu sehen. Hauptfigur Dr. Akiba wird von Koichi Sato verkörpert, den man hierzulande, auf DVD bzw. Blu-Ray, auch in The Last Sword, Sukiyaki Western Django, Gonin, oder Inugami sehen kann. Eine gute Besetzung, die durchweg auch gut spielt.

Infection, welcher im Original Kansen heißt, ist ein gelungener kleiner J-Horror Film, mit recht ruhiger, schmutziger Atmosphäre. Mit guten Effekten, die nicht zu sparsam, aber auch nicht zu verschwenderisch eingesetzt werden. Mit Hand gemachten Effekten. Kein billiger CGI Schrott.
Die Geschichte wird gut erzählt. Man wird etwas gefordert. Muss etwas mitdenken. Und die ein oder andere Sache bleibt auch der Interpretation des Zuschauers überlassen. Es hat mir gefallen. Die Atmosphäre. Die gesamte Umsetzung. Sicherlich kein großer Wurf. Aber ein kleiner, unterhaltsamer.

Die deutsche DVD bezeichne ich als solide. Es gibt keinerlei Extras. Zur deutschen Synchro kann ich zudem nichts sagen, da ich mir nur die japanische Originaltonspur mit Untertiteln gegeben habe. Die Subs wechselten mir etwas schnell. Sie sind minimalistisch getimt. Soll heißen, sie werden nur dann eingeblendet wenn auch was gesagt wird. Ist der Dialog zuende sind die Subs weg. Ich finde das immer zu kurz. Da gehört mehr Fingerspitzengefühl rein. Im Japanischen ist das gesagte meist kürzer wie die Übersetzung. Was da in einem Wort gesagt wird, kann man selten in einem Wort übersetzen. Somit sollte ein Sub immer etwas länger zu lesen sein. Wichtig fürs Verständnis. Somit erfüllen die Subs hier nur das soll. Schade.
Die Bildquali finde ich gut.
Alles in allem eine solide Umsetzung eben. Lohnenswert, dass es die Originaltonspur mit Subs gibt. Die auch als Subtitles gezeichnet werden können und nicht als Dubtitles. Somit hat man sich schon mal etwas mehr Mühe gegeben wie manch andere Label.


Sonntag, 24. März 2013

VOYAGE TO THE BOTTOM OF THE SEA (USA / 1964-68)

Medium: TV-Serie

Genre: Fantasy

Ich habe mir letztens VOYAGE TO THE BOTTOM OF THE SEA geholt. Die komplette Serie, als britische Import Auflage. Da bekam ich eine Komplettbox.
Von der Serie, die bei uns ja als MISSION SEAVIEW bekannt ist, hatte ich vor vielen Jahren ein paar Episoden gesehen. Recht unterhaltsam wie ich damals fand.
Wieder auf die Serie gekommen bin ich durch einige Folgen auf Youtube. Das führte dazu, dass ich mich entschloss die Komplettbox zu holen. Zumal ich ja 4 Staffeln für 72€ bekam. Ein guter Preis wie ich finde.
Nun, die erste Staffel ist in Schwarz weiß und viele Folgen haben noch nichts Phantastisches. Dennoch finden sich unterhaltsame Episoden. Wie eine Folge in der Irwin Allen Bildmaterial von seinem mittelprächtigen LOST WORLD verwenden konnte. Du erinnerst dich sicher an die Szenen mit den "Dinosauriern". Den Leguanen, denen man etwas aufgeklebt hatte damit sie aussehen wie Dinos. Eher schlecht als recht. Hat aber was trashiges.
In der ersten Staffel findet sich auch eine Folge, übersetzt "Der Geist von Moby Dick". In der Folge greift ein Pot-Wal die Seaview an. Die Modeleffekte sind einfach genial. Und natürlich unfreiwillig komisch. Hey, schau, der Wal kann auf der Stelle wenden. :lol:
Die zweite Staffel ist dann der eigentliche Hammer. Auch in Sachen Fantasy. Sie beginnt mit der Folge, "Jonas und der Wal". Hey da ist ein Pot-Wal der die Tauchglocke der Seaview verspeist. Zum schreien. Ebenso wie die Tatsache, dass Irwin Allen die Wal Szenen aus der Ersten Staffel wieder verwendet hat. So etwas geschieht übrigens am laufenden Band. Die Wal Szenen begegnen dir noch ein weiteres mal.
Was die zweite Staffel noch hervorhebt sind die vielen Gesichter aus anderen uns bekannten Serien. Besonders der alten Star Trek Serie. So siehst du den Darsteller des Harry Mudd, als sei er kurz vom Trek Set rüber gekommen. Ebenso wie eine Der Frauen aus der Folge, "Die Frauen des Harry Mudd". Ausserdem taucht der Darsteller aus der Folge "Krieg der Computer" auf. Und Jill Ireland aus "Falsche Paradiese". In Staffel Eins kommt James "Scotty" Doohan als Sekretär des Präsidenten vor. Und in Staffel Zwei noch George "Sulu" Takei. Du siehst den Professor aus dem Filmklassiker "Das Ding aus einer anderen Welt". Und noch einige mehr.
Durch die dritte Staffel weiß ich jetzt woher die Bezeichnung kommt, "Monster der Woche". Jede Folge ein blödsinniges Vieh. Und oft sowas von unoriginell. Außerdem die ewig wiederkehrenden Effektszenen. Eine Folge ist sogar fast komplett aus so Szenen zusammengeschustert. Lediglich einige kleine Schauspielerszenen, mehr schlecht als recht inszeniert. Grauenvoll. Ich habe weg geschaltet.
Und vieles davon setzt sich in der vierten Staffel fort. Hier versucht Irwin Allen aber wieder vermehrt andere Themen als Monster zu bringen. Doch gelingt es ihm nur vereinzelt eine gute Handlung zu präsentieren. Die Folge "Deadly Dolls" bietet dann Vincent Price als Gaststar. Ganz gut gelungen. Sehr gefallen hat mir dann die Folge in der Admiral Nelson durch ein Gas paranoid wird. Es hat was von "Die Cain war ihr Schicksal". Der Titel der Folge "The Abominable Snowman" suggeriert dir hingegen viel, kann jedoch nicht das mindeste halten. Ernüchternd.
VOYAGE TO THE BOTTOM OF THE SEA ist wie ich finde eine durchwachsene Serie. Sie hat geniale Folgen und die erste und zweite Staffel sind die besten. Aber es gibt auch schlechte bis grottige Episoden und mit Staffel drei wurde der Niedergang eingeleitet. Der Anspruch sinkt to the bottom of the sea. David Hedison schreibt einen großen Verdienst Irwin Allen zu, der ein guter Produzent und Geschäftemacher war, vom Geschichten erzählen aber nichts verstand. Die Tatsache dass Staffel 1 und vor allem 2 so gut gelangen, lag daran dass Allen mit anderen Projekten beschäftigt war. Bei 3 und 4 konnte er sich voll und ganz dem Projekt widmen. Und er hörte nicht auf die Stimmen, die da sagten dass die Serie auch schnell wieder abgesetzt werden kann, wenn sie zu nichts führt. Und so kam es denn auch.
David Hedison wollte bei MISSION SEAVIEW erst nicht mitmachen. Wurde von Irwin Allen dann aber doch überredet, wobei den Ausschlag wohl eher die zu erwartende Arbeit mit Richard Basehard (Admiral Nelson) gegeben hat. Der Mann, der unter anderem als Ishmael in MOBY DICK zu sehen war, war aber ernüchtert und irgendwie auch frustriert, dass er nur noch für solche Serien taugte wo er doch in namhaften Filmen mitwirkte.
Ich finde gewisse Frustrationen sind in der Serie schon zu spüren. Es gibt eben auch Serien wo nicht alles so rosig verlief, wie ich das bisher hörte (Star Trek).
MISSION SEAVIEW hat was. Doch durchweg ist es zu unbeständig und tendiert der Daumen mehr nach unten. Für mich reicht es dennoch zu 6/10

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Nackte Dschungel, Der (USA 1954)



Der Nackte Dschungel
(The Naked Jungle / USA 1954)


Genre: Abenteuer

Zwei Jahre bevor er als Moses auf dem Berg Sinai von Gott die 10 Gebote erhielt, kämpfte Charlton Heston im Dschungel Südamerikas gegen ein riesiges Monster. Nun, eigentlich gegen viele kleine Monster. Ameisen nämlich. Genannt Marabunta.
Die fressen alles was ihnen in den Weg kommt und machen nicht einmal vor Menschen halt. Bis auf die Knochen nagen sie die ab. Und niemand kann sie stoppen. Denn nicht nur dass sie als Milliarden und Abermilliarden über Flora und Fauna herfallen. Sie gehen bei ihrem Streifzug auch noch intelligent vor. Eine schier unbesiegbare Armada.

Im Grunde handelt es sich ja nur um einen Kinofilm, wie ihn die Hollywood Klassiker Fans lieben. Doch ich habe gehört, die Marabunta gibt es wirklich. Das sind Wanderameisen. Treiberameisen. Ob sie sich aber genauso verhalten, wie im Film beschrieben? Wer weiß.

Kommen wir zum Inhalt: Eine hübsche Frau, genannt Joanna, befindet sich auf dem Weg in unwegsamen Dschungel, begleitet vom Commisioner, einer Art Polizist, der in dieser abgelegenen Gegend für Recht und Ordnung sorgt.
Bald schon erreichen sie die Kakaoplantage von Christopher Leiningen, einem arroganten Großgrundbesitzer, der sich hier in mühsamer, entbehrungsreicher Arbeit sein eigenes Reich geschaffen hat.
In all den Jahren verroht, hat er nie gelernt sich Gentleman like zu benehmen. Und ging er den einfachsten Weg eine Frau zu ehelichen. Über eine Annonce in der Zeitung, weit in der Zivilisation. Die Hochzeit erfolgte in der jeweiligen Stadt. Der Eheschwur wurde jeweils durch einen Vertreter vollzogen.
Nun reist die Frau zu ihrem Ehemann und bekommt dessen Unarten sogleich zu spüren. Ernüchterung bricht sich Bahn und nach verschiedenen Beleidigungen und Zuspitzungen bereut Joanna ihre Entscheidung. Es scheint für beide wohl das Beste, sie reist wieder ab.
Doch da kommt der Comissioner zurück und berichtet von einer kommenden Bedrohung. Den Marabunta. Leiningen will sich vergewissern und gemeinsam mit seiner Frau zieht er Flussaufwärts. Auf dieser Reise kommen sich die beiden nun doch näher und beginnt sich der verrohte Mann endlich eines besseren zu besinnen und seine abweisende Haltung aufzugeben. Doch das neue Glück wird bald auf eine harte Probe gestellt. Denn die Ameisen kommen wirklich und mit ihnen Tod und Verderben.


DER NACKTE DSCHUNGEL, der bei uns auch als WENN DIE MARABUNTA DROHT im Fernsehen läuft, ist ein Film wie ihn Liebhaber von TARZAN oder KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN mögen werden. Hier wie da geht es zeitweise mit Trägern durch unwegsames Dschungelgelände. Wobei tropisches Vogel-gezwitscher ihren Weg begleitet. So haben wir das gerne. Und dabei muss die Umgebung auch so richtig schön nach Studio aussehen. Nicht unüblich für diese Zeit (1954). Freunde solch alter Streifen wollen das auch nicht anders.
Charlton Heston ist zu Anfang, in seiner Rolle als Plantagenbesitzer Leiningen, wahrlich ein unangenehmer Geselle, der seine frisch gebackene Frau mit allerlei Unfreundlichkeit drangsaliert. Das macht nicht gerade viel Freude. Doch Heston brilliert in diesen Minuten. Ebenso wie Eleanor Parker. Ihre Enttäuschung über diesen Mann ist spürbar. Und so entsteht anfangs auch eine angespannte Atmosphäre. Die findet durch das erneute Auftauchen des Comissioner, verkörpert von dem noch jungen McCabe Darsteller William Conrad, aber ein baldiges Ende.
Von da an geht es um die Bedrohung. Die Wanderameisen auf ihrem blutigen Streifzug. Dann wird DER NACKTE DSCHUNGEL zum Monsterfilm. Und die kleinen Biester als wahrhaft bösartige und gefährliche Kreaturen dargestellt.
Schaut man sich an zu was Ameisen so alles im Stande sind, scheint das (zumindest etwas davon) gar nicht mal so abwegig.
Die Darstellung des Grauens - wie die befallenen Menschen gegen die Übermacht der kleinen Tiere kämpfen - sorgt zuweilen aber für Belustigung. Und dazu zählt wie Heston sich der fiesen Monster erwehrt.

DER NACKTE DSCHUNGEL ist ein schön gefilmter Klassiker. Mit ansprechenden Sets und bekannten und geliebten Dschungelaufnahmen. Und diese sind nicht nur im Studio entstanden. Es kommt die richtige Atmosphäre auf und mit den Marabunta auch eine recht überzeugende Bedrohung.
Für mich ist der Film eher für Liebhaber interessant. Zum einen wegen der Klischees. Zum anderen wegen der ein oder anderen Szene. Aus heutiger Sicht wohl gewöhnungsbedürftig gespielt. Für die damalige Zeit aber üblich. Als Beispiel möchte ich die Szene erwähnen, wo Leiningen seinen aufgebrachten Arbeitern klarmacht, dass er und seine Frau keine Angst vor der Bedrohung haben. Man beachte die übertrieben stolze Pose von Joanna. Man bemerke das demonstrative Zerbrechen des Speeres vom Medizinmann.
Außerdem, die Liebesgeschichte. Die mag ich nicht so recht nachzuvollziehen. Denn was hat Leiningen getan, dass Joanna ihn nach all den Beleidigungen und Demütigungen weiter so anhimmelt? Für eine so selbstbewusste Frau doch eher befremdlich. Vielleicht ist das ja filmische Freiheit. Und sicher auch gar nicht so wichtig.
Schließlich geht um garstige Ungeheuer. Ist es ein Monsterfilm mit Liebesfilmeinschlag. Oder doch ein Liebesfilm mit Monsterfilmeinschlag? Möge jeder selbst entscheiden.
Geoge Pal, dem Produzenten von DER JÜNGSTE TAG und KAMPF DER WELTEN, ist zumindest ein für Fans unterhaltsamer Klassiker gelungen. Mit von ihm gewohnten, schönen Effekten (man bemerke die gelungenen Modellaufnahmen und Matte-Paintings).

In Deutschland auf Medium ist DER NACKTE DSCHUNGEL bei Paramount DVD erschienen. Eine, sagen wir mal, minimalistische Umsetzung. ‚Solide‘ trifft es vielleicht auch.
Die Scheibe enthält den Film mit Untertiteln und in mehreren Sprachen, in guter Bild- und Tonqualität. Mehr nicht. Keine Extras.
Keinesfalls herausragend. Aber eine solche Veröffentlichung kennen Fans schon von KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN, von Warner Video. Eigentlich schade. Doch wollen wir zufrieden sein. Schließlich ist der Klassiker nach all den Jahren des Wartens endlich auf einem Medium (ausser der Kinorolle) fürs Heimkino erschienen.

Sonntag, 5. August 2012

DJANGO – Ich bin ein entflohener Kettensträfling (Italien / 1967)


Orig-Titel: VIVO PER LA TUA MORTE

Genre: Italo-Western 
 
Groß gewachsen, blaue Augen. Ein Meister in Sachen Körperkult. Mr. Universum (1949/50). Seinen Durchbruch feierte er als Herkules. Die Rede ist von Steve Reeves, demjenigen, der den italienischen Sandalenfilm so richtig ins Rollen brachte. Ihm folgten all die vielen Maciste, Herkules, Samson und wie sie alle heißen. In seine Fußstapfen traten Brad Harris, Dan Vadis, Mark Forest usw. Viele Filme wurden gedreht, so wie es bei den Italienern üblich war. Einem Blockbuster folgten viele ähnlich gelagerte Streifen.
Als dann die Zeit der Sandalenfilme vorbei war fanden viele der regelmäßig in den verschiedenen Filmen auftretenden Darsteller eine neue Anstellung bei den Italowestern, die Sergio Leone mit FÜR EINE HANDVOLL DOLLAR startete.
In ICH BIN EIN ENTFLOHENER KETTENSTRÄFLING folgt Steve Reeves dem Trend und trat in seinem ersten, aber leider auch einzigen, Italowestern auf. Er war danach durch eine alte Schulterverletzung, die er sich bei den Dreharbeiten zu DIE LETZTEN TAGE VON POMPEJI zugezogen hatte, gezwungen die Schauspielerei an den Nagel zu hängen. Ansonsten hätten wir ihn sicher in noch so einigen guten Filmen sehen können.
Vorliegender Film ist nämlich ein sehr unterhaltsamer Streifen, zu dem Reeves sogar das Drehbuch verfasste.
Es geht um Mike Sturges einen Pferdezüchter, der auf der Suche nach einer gestohlenen Herde in einen Überfall verwickelt wird. Der Marshall bezichtigt Sturges der Mittäterschaft und lässt ihn ins Straflager verfrachten. Vom dortigen Oberaufseher gequält muss Sturges miterleben wie sein mit inhaftierter Bruder getötet wird. Das bringt das Fass zum Überlaufen und gemeinsam mit einigen anderen Insassen flieht er und startet einen blutigen Rachefeldzug gegen die die ihn einbuchten ließen. Und er begibt sich auf die Suche nach jenen die Hinter allem stecken.

Eine einfach konstruierte Geschichte. Doch gut und ansprechend in Szene gesetzt.
Schön dass die Sache hier wie ein Krimi abläuft. Der Zuschauer zu Anfang nicht weiß wer hinter dem Überfall steckt. Das erfährt er pöh-a-pöh.
Dabei dürfen wir uns auf typische Italowestern Elemente freuen. Auf bleihaltige Schusswechsel. Brutale Faustkämpfe so wie wir sie lieben. Und einem Finale wo die Kugeln nur so fliegen und die Verantwortlichen ihre gerechte Strafe erhalten.
Untermalt wird das ganze von einer entsprechenden Musik. Diese ist im Vorspann ganz Leone, doch im Verlaufe eher wie Sandalenfilm, was dennoch passt. Es passt zu Reeves, den der Fan ja eher damit in Verbindung bringt.
Ach ja, neben den Herkulesstar treten so einige bekannte Gesichter in Erscheinung. Allen voran Genrekollege Mimmo Palmara.

Es macht Spaß. ICH BIN EIN ENTFLOHENER KETTENSTRÄFLING (ich will immer Kettensägensträfling schreiben) ist ein kurzweiliger Westernspaß. Ein schön inszenierter Streifen. Schade dass es Reeves absolut letzter Film gewesen ist. Naja, schauen wir ihm hier ins Gesicht zeichnet sich das Alter ein klein wenig ab, doch er ist noch sichtlich agil (wenn auch ein klein wenig dünner wie sonst).
Wer Italowestern mag, wird nicht enttäuscht. Und besonders wer den Sandalenfilm mag und dem Italowestern etwas abgewinnen kann wird sich freuen Steve Reeves einmal in so einer Rolle zu sehen.

Wertung: 7/10


Die deutsche DVD:

Savoy Film hat sich nun den italienischen Klassikern angenommen und bringt schon seit einiger Zeit die guten alten Streifen in passabler Qualität. 
Vor allem gefällt mir dabei wie sich die Hüllen präsentieren. Hier wird seit kurzem auf klassische Motive gesetzt und bekommt der geneigte Käufer stets ein Wendecover ohne FSK Logo geboten. Damit macht sich die DVD hervorragend im Regal. Und was dabei ebenso gefällt ist der einheitliche DVD Rücken. Aneinandergereiht entsteht damit ein harmonisches Bild. So lassen sich die bisher erschienenen und die noch erscheinenden Titel schön hintereinander reihen. Mir gefällt das sehr.
Das Material auf der Scheibe präsentiert Savoy in bestmöglicher Qualität.
Die Qualität von ICH BIN EIN ENTFLOHENER KETTENSTRÄFLING ist dem Alter entsprechend gut. Savoy sind ein kleines Studio. Ihre Möglichkeiten einer Restauration sicher beschränkt. Doch am Verkaufspreis orientiert ist was wir bekommen wirklich klasse.
Filmklassiker Fans können sich sogar freuen. Es gibt die damals so viel gesehenen Markierungen für den Projektorwechsel im oberen rechten Bildrand.
Auch wenn das Bild etwas blass wirkt. Etwas ausgewaschen. Ich finde die Schärfe sehr gut und bin auch sonst wirklich zufrieden. Was Italowestern und Sandalenfilme betrifft habe ich nämlich schon soviel grauenvolles gesehen. Savoy hat ist davon weit entfernt. Hier gehört es zu den angenehmen und guten Beiträgen.
Tonmäßig bin ich ebenso zufrieden. Das Klangbild ist solide. Nicht mit solchen Rauschfiltern gedrückt dass es blechern oder dumpf klingt. Somit gehört auch das Tonrauschen dazu. Das ist bei diesen Klassikern nun einmal so. Und ich mag es sogar. Es würde doch zuweilen etwas fehlen.
Hier und da verfällt die Synchro ins Englische, was daher kommt dass wir es mit einer Uncut Fassung zu tun bekommen. Nicht alle Szenen waren seinerzeit wohl in der deutschen Fassung enthalten. Oder aber es lag keine durchgehende Synchro vor. Mich stört es nicht. Ich bin mir solcher Dinge bei diesen Filmen stets bewusst und kein Purist. Zudem hält es sich wirklich in Grenzen. Vielleicht zwei, drei Stellen sind zu bemerken.

Ich bin mit der Auflage hier sehr zufrieden. Ein gutes Bild, ein guter Ton und drei kleine nette Gimmicks, in Form von US-Trailer, deutschem Vorspann und Bildergalerie, als Extra. Für den Preis von 6,99€ können wir nicht meckern. Und wer etwas schaut bekommt die DVD sicher noch günstiger.
Mir gefällt zudem das Wendecover mit klassischen Motiven.
Das DJANGO vor dem Titel ist sicher Savoys gleicher Verkaufstrick wie SPARTACUS bei den Sandalenfilm Titeln. Ich störe mich nicht dran. Finde es sogar recht witzig. Vielleicht ist etwas Originaltreue (zumindest hinsichtlich Deutschem Kinotitel) hier jedoch angebracht.

Wertung: 7/10

Sonntag, 3. Juni 2012

ZEDER - Denn Tote kehren wieder (Italien / 1983)


Orig-Titel: ZEDER 

Genre: Horror - Thriller

INFERNO der Streifen von Dario Argento war zuletzt der Film, der mich hinsichtlich visueller Gestaltung in Staunen versetzte. Ein beeindruckender Streifen mit hervorragender musikalischer Untermalung. Die ganze Inszenierung fand ich so gesehen hervorragend. Wirklich toll. Dagegen brachte ENDGAME (aus dem Science Fiction Endzeit Genre) mich eher zum weinen. Und das nicht weil er so ergreifend ist, sondern so schlecht. Grauenvoll dilettantisch und so wenig unterhaltsam. Zum gähnen. Nicht sonderlich viel besser fiel PACO – KAMPFMASCHINE DES TODES aus. Auch ein Endzeitstreifen, der sich stark beim TERMINATOR bedient. Eine typisch italienische Ramschverfilmung. Abgesehen von erstgenanntem Werk wurde ich vom italienischen Kino in letzter Zeit also nicht sonderlich verwöhnt.
Und jetzt erfuhr ich von einem italienischen Ausnahmeregisseur, genannt Pupi Avati. Einem Regisseur der mehr Wert auf Inhalt und Atmosphäre legt. Und passenderweise bietet CMV Laservision auch seit kurzem einen seiner Filme an. ZEDER- DENN TOTE KEHREN WIEDER, der Titel. Oder auch REVENGE OF THE DEAD. So bietet das Label natürlich ihre Auflagen wieder mit mehreren Covermotiven an, wobei mich das mit letzterem Filmtitel mehr ansprach, ist es doch gestaltet wie ich italienische Horrorcover eben so kenne und liebe. Hinzu kommt der DAWN OF THE DEAD ähnliche Schriftzug.

Mit George A. Romeros Werken hat der Film aber nichts gemein. Das Cover führt etwas in die irre. Die übrigen angebotenen Motive sind da schon treffender. Besonders das am minimalistischsten gehaltene.
Der Film beginnt bei einem Haus, wo des Nachts seltsame Dinge geschehen. Es kommt zu brutalen Todesfällen. Aber hat das Gezeigte nun einen übernatürlichen Hintergrund oder nicht? Diese Frage lässt Pupi Avati bis zum letzten Drittel unbeantwortet. Gekonnt hält er uns damit bei der Stange. Zieht uns hinein in eine klassische Ermittlungsgeschichte, denn nach dem Prolog geht es mit einem Schriftsteller weiter, der von seiner Frau eine Schreibmaschine geschenkt bekommt. Er findet heraus dass auf dieser Maschine einige interessante, rätselhafte Seiten geschrieben wurden. Eine neue interessante Geschichte für einen weiteren Roman vermutend begibt er sich nun auf die Suche nach dem Verfasser und gerät immer näher zum anfänglich gezeigten Haus.

Ich bin begeistert. So gebannt habe ich schon lang keinen Film mehr verfolgt. Es macht Spaß dem ermittelnden Schriftsteller zuzusehen und mitzuerleben wie er immer mehr von den im Dunkeln liegenden Hintergründen aufdeckt.
Inszenatorisch geht Pupi Avati dabei sehr geschickt vor. Er konzentriert sich auf eine stimmige inhaltlich gehaltvolle Geschichte. Behandelt uns wie intelligente Zuschauer und lässt Raum für Interpretation. Gibt uns etwas über das wir nachdenken können. Dadurch sind wir mitten im Geschehen. Wollen den Dingen gemeinsam mit dem Hauptcharakter auf den Grund gehen. Und wir werden im Verlauf so einige interessante Sachen erfahren.
Dabei kommen wir italientypisch auch in den Genuss optischer Finessen. Avati gestaltet seine Settings nämlich auf stimmige und ansprechende Weise. So ist das Schlafzimmer des Schriftstellers beispielsweise am Kopfende mit einem herrlichen Panoramafenster versehen wo sich für gewöhnlich eine Wand befindet. Solcherlei, gepaart mit interessanten Bildkompositionen und gelungener Nutzung des vorhandenen Bildausschnittes gibt es vieles, wobei natürlich auch die Ausleuchtung passt. Jedoch sollten Liebhaber solcher Lichtzeichnungen eines Mario Bava oder Dario Argento nichts Vergleichbares erwarten. Ich war trotzdem sehr zufrieden. Auf seine ganz eigene Weise setzt der Regisseur nämlich Akzente. Sehr effektvoll sind zudem die Maskenbildnerarbeiten. Aber auch hier sollten sich Freunde von Lucio Fulci, oder Lamberto Bava keinen allzu großen Hoffnungen hingeben. So wie diese Landsmänner hält Pupi Avati nicht drauf wenn’s blutig wird. Ganz im Gegenteil. Durch gekonnte Schnitte wird die direkte Aktion verschleiert.
Und die eine Szene muss ich in diesem Zusammenhang einfach mal verraten. >>Das blitzende Messer, gehalten von einem Bösewicht, dessen Gesicht nicht gezeigt wird. Die panische Frau, festgehalten von einem weiteren Bösewicht. Das Messer kommt näher. Close-Up auf das Gesicht der Frau. Ein Zucken in ihrem Gesicht. Schnitt auf Ihre Handtasche, aus dem der Mörder die blutige Klinge zieht. Er hat durch sie hindurchgestochen. Dann sticht er noch einmal zu. Wieder verschleiert durch gekonnten Schnitt.<<
 Ich finde diese Folge genial und gerade weil Avati nicht so drauf hält, stattdessen auf die Emotionen im Gesicht des Opfers setzt, wird es so packend. Eben besonders.

ZEDER – DENN TOTE KEHREN WIEDER ist all jenen ans Herz zu legen, die mal wieder einen spannenden Film sehen wollen der ihnen etwas mitdenken abverlangt. Eine durchdachte Geschichte verpackt in eine gekonnte Inszenierung mit visuellen Akzenten. Kein opulentes Werk alla Hollywood. Aber ein erkennbarer europäischer, ja italienischer Film. Ist es ein Horrorfilm, ist es nur ein Horror-Thriller? Schaut es euch an.
Und, ach ja… nicht mit George A. Romero… vielmehr mit Stephen King ist es zu vergleichen. (Wer da wohl von wem abgeschaut hat?)
Pupi Avati für mich mit diesem Film einer der neuen Fokuspunkte im italienischen Kino geworden. Und damit freue ich mich umso mehr auf DAS HAUS DER LACHENDEN FENSTER. Das herrlich gestaltete Mediabook konnte ich mir letztens sichern. Und nach Blättern im Booklet und weil ich Kunst (schöne Gemälde und dergleichen) sehr mag, bin ich nun noch gespannter und erwarte einen noch packenderen und optisch noch beeindruckenderen Vertreter.

P.S.: Die Musik hatte ich noch vergessen zu erwähnen. Die stammt von Riz Ortolani und klingt dem Film entsprechend atmosphärisch und geheimnisvoll. Stellt sich aber nicht durch besondere Melodik in den Vordergrund. Dennoch passt sie vortrefflich und ist trotz allem ganz italienisch.

Wertung: 8/10


Die deutsche DVD:

CMVs DVD Veröffentlichung bietet ein sehr gutes Bild und einen gelungenen deutschen Ton. Hinzu kommt ein informativer deutscher Audiokommentar von Christian Keßler, ein original Kinotrailer, eine umfangreiche Bildergalerie und ein Feature genannt "Auf den Spuren der Zone K". Dahinter Textinfos zum Film, Fotostrecke mit Bildern von den Sets wie sie heute aussehen und Videoaufnahmen selbiger Form.
Die Disc steckt in einer schönen kleinen Hartbox, wie schon gesagt mit mehreren wählbaren Motiven.
Alles in allem eine gekonnte Umsetzung.

Wertung: 7/10

Samstag, 8. Oktober 2011

Robin Hood - Der Löwe von Sherwood (Italien / 1962)

Orig-Titel: Il Trionfo di Robin Hood

Genre: Abenteuer

Von diesem Film habe ich wieder einmal durch das Stöbern im Internet erfahren. Und da Umberto Lenzi als Regisseur aufgeführt wurde und ich alten italienischen Filmen ohnehin aufgeschlossen gegenüberstehe, war ein Ansehen quasi Pflicht. Dabei schoss ich die Warnungen, es handele sich dabei um einen äußerst trivialen Streifen, in den Wind, schließlich soll man sich immer ein eigenes Bild machen. Und Umberto Lenzi einen langweiligen Film? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Aber es ist was dran.

Über die Handlung ist nicht viel zu sagen. Robin Hood setzt sich gegen die Obrigkeit zur Wehr, gemeinsam mit seinen Kameraden und… Ivanhoe? Ist schon eine seltsame Sache diese Figur mit einzubringen, die in der originalen Geschichte doch gar nicht vorkommt. Aber so sind die Italiener nun einmal. Unkonventionell und völlig schmerzfrei wenn es um solch historische Stoffe geht. Was zählt ist die Unterhaltung, nicht der Gehalt, also der Wahrheitsgehalt. Schade, dass von Unterhaltung nicht viel zu spüren ist. Die kritischen Stimmen, die ROBIN HOOD – DER LÖWE VON SHERWOOD als langweiligen und äußerst trivialen Streifen betiteln haben wahrhaft recht. Ich habe nach der hälfte des Filmes aufgehört aufmerksam zu gucken und mich stattdessen anderen Dingen gewidmet. Der Fernseher lief nur nebenher und man hat gelegentlich hingeschaut. Es hat mich nicht im Geringsten, oder sagen wir nur sehr bedingt, interessiert, gefesselt, oder wie immer man es nennen möchte. Keine Höhepunkte, keine außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen, keine schönen Frauen, keine wirklich erwähnenswerte Action. Für Belustigung sorgen lediglich die schlecht getimten Prügelszenen. Man sieht die Luftschläge genau.
Optisch spielt sich das Geschehen zu einem guten Teil in der Natur ab. Ganz ansprechend gefilmt, aber ebenso wenig sonderlich bemerkenswert.

Es wirkt als hätte Umberto Lenzi bei diesem Film noch gelernt. Es fehlt an allem was einen Abenteuerfilm so richtig sehenswert macht. Ein schnell heruntergekurbeltes Stück. Und da die Italiener auch gern einmal einen Film aufs Geradewohl drehten, wage ich zu behaupten es gab für ROBIN HOOD – DER LÖWE VON SHERWOOD nicht einmal ein Drehbuch. Wer auch den schwachen Beiträgen der Cinecitta etwas abgewinnen kann, darf natürlich gern einen Blick werfen. Wer einen unterhaltsamen Robin Hood Film sehen möchte, sollte sich dagegen anderen Werken widmen.

Wertung: 4/10


Die deutsche DVD:

Die deutsche DVD Auswertung von Voulez Vouz hat die Bezeichnung Special Edition im bekannten Sinn nicht verdient. Wohl aber in Hinsicht auf ‚besonders schlecht’. Die Bildqualität ist nur mäßig (blasse Farben, Unschärfe) und auch das Bildformat nur 1.85:1 (statt 2.35:1). Der Ton geht im Italienischen wohl in Ordnung, der Deutsche wird getragen von wechselndem Klangvolumen. Mal blass, ohne Bass, mal stark und voller. Rauschen begleitet uns die ganze Zeit, für einen so alten Film aber nichts Ungewöhnliches. Extramaterial sucht man natürlich vergebens. Also warum Special Edititon? Einzig an dem Wendecover kann man das wohl nicht festmachen. Und auch nicht an der Tatsache es handelt sich dabei um eine Erstveröffentlichung auf einem anderen Medium als der Kinorolle. Für die Veröffentlichung wurde wenigstens die alte Kinosynchro aufgetrieben. Gott sei Dank keine grottige Neusynchro.
Warum man ROBIN HOOD - DER LÖWE VON SHERWOOD für die DVD in ROBIN HOOD - DER HELD VON SHERWOOD umbenannt hat, erschließt sich mir nicht.

Wertung: 3/10

Donnerstag, 29. September 2011

Der Weisse Büffel (USA / 1977)

Orig-Titel: The White Buffalo

Genre: Horror-Western

Nach einiger Zeit wieder einmal ein Charles Bronson Film, und dazu noch ein Tierhorror Streifen. Um genau zu sein handelt es sich um einen Horrorwestern. Interessanter Genre Misch-Masch. Was mich an der Geschichte gereizt hat, war der weisse Büffel. Die Inhaltsangabe das erste mal gelesen erinnerte mich das an MOBY DICK. Das weisse Untier das einen Mann selbst in Träumen peinigt und nicht wieder loslässt. Und da ich Herman Melvilles Novelle ohnehin sehr mag musste ich DER WEISSE BÜFFEL einfach sehen.

Es geht um Wild Bill Hickok, der nach langer Zeit in entlegene Teile des Wilden Westens zurückkehrt, auf der Suche nach einem weissen Büffel. Von Alpträumen geplagt wacht der Revolverhelt jede Nacht Schweiss gebadet auf und schießt wild um sich. Wehe dem der dann in seiner Nähe ist. In Cheyenne trifft er nun Freund Glasauge und gemeinsam ziehen sie aus ins feindliche Indianerland, das Untier zu erlegen. Zuvor treffen sie noch Häuptling White Horse, der seinerseits hinter dem Büffel her ist; schließlich hat dieser seine geliebte Frau auf dem Gewissen. Ein rauer Wind weht in den Weiten des Landes wo die Gefahr nicht nur von Tieren ausgehen. So sind den dreien mordlüsterne Horden auf den Fersen. Indianer wie Cowboys. Und die Jagd nach dem weissen Büffel geht weiter.

Also die Klasse eines MOBY DICK erreicht DER WEISSE BÜFFEL zu keiner Zeit. Dafür ist die Geschichte einfach zu flach und die filmische Umsetzung unspektakulär.
Charles Bronson zählt ja zu den Actionhelden der 70er/80er Jahre schlechthin. Viele unterhaltsame Kracher gehen auf sein Konto. Auf der anderen Seite war Dino De Laurentiis ein Produzent sehr einträglicher Beiträge und das nicht nur in Action lastiger Hinsicht. Auch Science Fiction und sehr gelungene Horrorfilme zählen darunter. Phantastisch FLASH GORDON, fesselnd CONAN, beeindruckend sowie berührend ORCA DER KILLERWAL.Das sich Bronson und er zusammentun, dabei konnte nur ein unterhaltsames Ergebnis rauskommen.
So lebt DER WEISSE BÜFFEL von Bronson. Von seiner sehr eigenen Präsenz. Und dass er als Wild Bill Hickok auch die Fetzen fliegen lässt versteht sich von selbst. In bester Django Manier knallt er die bösen Buben über den Haufen, ob nun mit der Winchester oder den beiden Revolvern, die Wild Bill ja auszeichneten. Mister Hickok ist übrigens eine Figur die es tatsächlich gegeben hat, ebenso wie Indianerhäuptling White Horse (auch genannt Crazy Horse), den Will Sampson (POLTERGEIST II / DIE FEUERWALZE) spielt. Als gebürtiger Indianer schafft er Glaubwürdigkeit, der Rolle und dem Drehbuch angemessen. Und das trifft auch auf die übrigen bekannten Gesichter zu; die da wären Jack Warden (TOD AUF DEM NIL / JAGD AUF DIE POSEIDON), Stuart Whitman (DER TÖDLICHE SCHATTEN DES MR. SHATTER), Slim Pickens (DR. SELTSAM, ODER WIE ICH LERNTE, DIE BOMBE ZU LIEBEN), John Carradine (DER MANN DER LIBERTY VALANCE ERSCHOSS), Ed Lauter, Martin Kove, Kim Novak. Ein gutes Ensemble, das vervollständigt wird durch den weissen Büffel. Bei diesem handelt es sich nicht um ein richtiges Tier, sondern vielmehr um eine animatronische Puppe, so wie eben der weisse Hai. So wie sie Stan Winston häufig herstellte und wo er Experte war. Hier war der Meister zwar nicht beteiligt, das Ergebnis gefellt aber dennoch, wenn auch nicht durch sonderlichen Realismus. Zudem schnaubt das Ungetüm wie eine Lokomotive. Es klingt gewöhnungsbedürftig. Eher lustig als bedrohlich.
Da solch eine Lebensechte Puppe schwer in die Prärie zu bringen ist, wurde für die Dreharbeiten verstärkt auf Setaufnahmen gegangen. Diese sind als solches leicht zu erkennen, da auch die enthaltene Ausstattung stark nach Styroporsteinen und dergleichen aussieht. Ich kann jedoch nicht sagen, dass das sonderlich negativ ist. Vielmehr schafft es eine eigene Atmosphäre, die auch etwas hat. So wie bei FLASH GORDON beispielsweise. Und ich glaube auch ORCA - DER KILLERWAL war zuweilen so geartet. Ausgeleuchtet sind die Sets ganz gut und das ist wichtig, da vieles auch in der Nacht spielt. Kameraführungstechnisch darf der Zuschauer ebenfalls zufrieden sein. Es gibt gute Einstellungen, ordentliche Schwenks, gelungene Panoramaaufnahmen. Schade, dass der Schnitt hier und da etwas holperig daherkommt. Das fällt vor allem in den Büffelszenen störend ins Gewicht. Sicherlich war es wichtig die Puppe zu verschleiern. Doch wie das im Finale gemacht wird, sorgt für Unübersichtlichkeit. Wer steht wo? Wo ist der Büffel, wie weit oder wie nah sind Hickok, White Horse oder Glasauge? Schade.
'Die musikalische Untermalung hat was von James Bond', dachte ich so bei mir. Und tatsächlich ist der verantwortliche Komponist jener, John Barry nämlich. Auch wenn es melodisch zuweilen an Bond erinnern mag, es passt und ist auch soweit so eigen, dass eine deutliche Verwechslung nicht zu stande kommt. Ich fand es gut.

J. Lee Thompson, der Regisseur, war verantwortlich für so manchen Charles Bronson Film und er hat die Zuschauer stets ansprechend und kurzweilig unterhalten. Das gelingt in gleicher Qualität auch mit DER WEISSE BÜFFEL. Mir fehlt es jedoch an Charaktertiefe, an einer ausgefeilten Geschichte und der entsprechenden Umsetzung. Von der Dramatik und dem Tiefgang eines MOBY DICK fehlt jede Spur. Der weisse Büffel ist bedrohlich, aber nicht wirklich bedrohlich. Und Wild Bill Hickok, ich will ihm die Last des Alptraumes einfach nicht abnehmen. Es fehlt einfach auch an Spannung. Man wohnt dem Geschehen bei, ist aber nicht sonderlich berührt und so richtig mitten drinnen auch nicht.
Wie gesagt, nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht. Für Bronson Fans aber allemal empfehlenswert.

Wertung: 6/10


Zur mittlerweile erhältlichen (öffentlichen) deutschen DVD sei angemerkt, sie ist sehr gelungen. Bild und Ton sind wirklich gut und an Extras findet sich sogar der Kinotrailer. So gesehen ganz eine Veröffentlichung wie man sie sonst von MGM DVD gewohnt ist. Dort hätte sie vor Jahren gestanden, wenn man sich da schon des Streifens angenommen hätte.