Genre: Biopic
Mittlerweile scheint sich mein Filmgeschmack mehr und mehr zu ändern. Immer öfter tritt der phantastische Film in den Hintergrund und widme ich mich eher anderen Bereichen. So erregte nach vielen Jahren nun endlich auch GHANDI, der Film von Richard Attenborough meine Aufmerksamkeit.
Bitte lyncht mich nicht… Doch die Figur des Mahatma Gandhi war mir bis jetzt nicht so weit bekannt. Ich wusste dass er ein Inder war, der auf recht ungewöhnliche Weise für die Unabhängigkeit seines Landes kämpfte und am Ende sterben musste. Mir war aber nicht bekannt, dass es einer seiner Leute war, der die tödlichen Schüsse abgab. Und mir war nicht klar wie Gandhi dazu kam für sein Volk zu kämpfen, noch wie er zu der Überzeugung gelangte den Kampf so zu führen.
Richard Attenboroughs Verfilmung ist eine visuell sehr beeindruckende Begleitung der Zeit Gandhis in Indien. In opulenten Szenen wird das Ausmaß der von Gandhi ausgelösten Bewegung verdeutlicht. Herrliche Bilder, wie geschaffen für die große Leinwand.
Doch all das bringt mir diesen großen Mann nicht viel näher. Sicherlich, die Beweggründe werden angesprochen. Aber eine emotionale Bindung zur Hauptfigur wollte sich bei mir nicht einstellen. Damit ein Film seine Wirkung beim Publikum hat, bedarf es dieser Bindung. Dieser Identifikation mit den Figuren. Oder es bedarf Momente und Szenen, die einen mitreißen und die richtigen Knöpfe in einem drücken. Ich verspürte davon nichts, oder sagen wir fast nichts. Gegen Ende, als Gandhis Frau stirbt, da war es zu spüren. Da hat es funktioniert. Ansonsten leider Fehlanzeige. Das liegt wohl auch daran, dass es holprig durch’s Geschehen geht. Hier eine Station des Lebens, dann ein Sprung, die Figuren sind älter und wieder eine Station des Lebens. Die britischen Besatzer beraten, sperren den armen Mann wieder einmal ein. Ich war mit diesem hin und her überfordert. Es verwehrte mir die emotionale Komponente. Ich hätte das nicht erwartet, angesichts eines solch großen Filmes und angesichts eines so hoch ausgezeichneten Filmes. 8 Oscars hat der Streifen seinerzeit abgeräumt. Einer ging dabei an Ben Kingsley. Für seine Darstellung des Gandhi ist das auch mehr als gerechtfertigt. Hier war ich wirklich begeistert. Ich kenne Bilder und Aufnahmen zum Original und muss sagen, Kingsley kommt dem sehr nahe.
Regisseur Attenborough hat sich Mühe gegeben und ihm ist ein opulenter Film gelungen, mit einem überragenden Hauptdarsteller. Leider löst er im Zuschauer nicht die Emotionen aus, die ihn zum Meisterwerk erheben würden. Ich führe das auf Schwächen in der Inszenierung zurück. Sicherlich ist es schwer, ein Leben in 3 Stunden Film zu packen. Ich könnte das nicht, deswegen, trotz der kleinen Kritik, Hut ab dass sich Attenborough dem gestellt hat.
Wertung: 7/10