Dienstag, 9. März 2010

The Killer (Hong Kong / 1989)

Orig-Titel: Dip huet seung hung
Genre: Heroic Bloodshed (Action Subgenre)
Laufzeit: 111 Min. [NTSC]
Regie: John Woo
Drehbuch: John Woo
Produzent: Tsui Hark
Musik: Lowell Lo
Kamera: Peter Pau, Wong Wing-Hung
Schnitt: Kung Ming Fan
Action: Ching Siu-Tung, Lau Chi-Ho
Darsteller: Chow Yun-Fat (Ah Jong), Danny Lee (Insp. Li Ying), Sally Yeh (Jennie), Kong Chu (Fung Sei), Kenneth Tsang (Sgt. Tsang Yeh), Shing Fui-On (Wong Hoi)
Kinostart: 6. Jul 1989 (Hong Kong) / 13. Aug 1990 (BRD - Video)

Es ist schon einige Jährchen her, da startete Laser Paradise seine Eastern Edition. Diese war vielleicht nicht das Beste, was die DVD je erblickt hat. Doch es brachte einen in Kontakt mit den vielen asiatischen Filmen. Hier lernte ich einige der wohl besten Vertreter des Heroic Bloodshed Genres kennen, einem Action-Genre des Hong Kong Kinos, das wohl keiner so gut zu inszenieren vermochte, wie John Woo. In Zeitlupen schießt sich ein aufopfernder Held hier seinen Weg durch die Reihen der Bösewichte. Die dabei zu sehenden Einschüsse sind vornehmlich sehr blutig und Faust große Löscher bei Flintenschüssen sind keine Seltenheit. Woo zelebrierte das Ganze dabei wie eine Art Ballett. Es hat eine gewisse Ästhetik. Diese findet sich aber allein schon, wenn der Held mit zwei Knarren gleichzeitig auf die bösen Buben feuert. Gepart mit Slow-Motion ist das einfach nur klasse anzusehen. Woo verstand es jedoch nicht nur die Actionkomponente gut in Szene zu setzen, sondern auch eine solide und gute Geschichte zu erzählen, der es vor allem nicht an der nötigen Dramatik fehlte. Der heroische Hauptdarsteller, der nicht zwangsläufig ein Polizist oder sonstiger Streiter für Gerechtigkeit sein muss, stirbt stets am Ende einen dramatischen Tod. Doch auch die Bösewichte bekommen ordentlich ihr Fett weg und in der Hinsicht ist THE KILLER wohl einer der Filme mit dem höchsten Bodycount, den meisten Toten. Vielleicht wird er nur noch durch Woos A BETTER TOMORROW getoppt.

Es war die Zeit, wo ich begann die härteren Filme abzugrasen. Die Zeit, wo ich das asiatische Kino so richtige kennenlernen wollte und die Zeit, wo ich zum ersten Mal etwas von Heroic Bloodshed gehört hatte. Was war das für ein Genre und wer war John Woo, der als Regisseur dieses Genres bekannt ist, wie kein anderer und der es in dieser Form wohl auch erst erstehen ließ.
Die Veröffentlichung der Eastern Edition Titel war da genau richtig. So fiel mir THE KILLER als einer der ersten Scheiben in die Hände und einem überwältigenden Erlebnis stand nun nichts mehr im Wege.

Die Geschichte dieses Filmes ist recht schnell erzählt: Ah Jong ist ein Auftragskiller, der für einen Gangster Leute aus dem Weg räumt. Diese haben es aber allesamt auch verdient. Bei einem Auftrag verletzt Ah Jong eine Unbeteiligte, eine Sängerin. Direkt vor ihren Augen feuert er eine Waffe ab, wobei sie fast vollständig erblindet. Nur eine aufwändige Hornhauttransplantation kann ihr nun noch helfen. An Ah Jong nagt dieser Unfall gewaltig und er beginnt sich zu verändern. Mit zunehmendem Maße hat er genug von seinem Killerdasein und will so schnell es geht aussteigen. Ein letzter Auftrag soll ihm das nötige Geld verschaffen um Jennie, der Sängerin, die er verletzt hatte, die nötige Operation ermöglichen zu können. Doch der Auftraggeber weigert sich, das Geld zu zahlen. Eine Spirale der Gewalt setzt sich in Bewegung und zu allem Überfluss ist Inspektor Li Ying, Ah Jong auf den Fersen.

Was John Woo hier geschaffen hat, brät einem die Raupen aus der Nuss. Hier wird echt im Minutentakt gestorben und auf jeden Gangster fast ein ganzes Magazin entleert. Zudem gehen diese Schusswechsel mit herrlichen Zeitlupenaufnahmen einher, dass es eine wahre Wonne ist, dem zuzusehen. Es kracht, es knallt und die bösen Buben fallen wie die Fliegen. Mit zwei Knarren in der Hand kämpft sich Chow Yun-Fat als Auftragskiller Ah Jong seinen Weg durch die Reihen derer, die ihn mehr und mehr ankotzen. Seit er Jennie verletzt hat, macht er sich aber auch starke Vorwürfe. Er hat eine Schuld auf sich geladen, die ihn langsam aber sicher auffrisst. Und so setzt er alles daran, es wieder gut zu machen. Doch kann es ihm am Ende wirklich gelingen? Schwer genug ist es so schon, da kommt noch Danny Lee als Inspektor Li Ying ins Spiel. Ihm kann man kein X vor dem U machen und er kommt Ah Jong recht schnell auf die Spur. Neben allem Pflichteifer und Sinn für Gerechtigkeit, sieht er, dass sein Kontrahent ein fühlender Mensch ist, der das Herz am rechten Fleck trägt. Und das stürzt ihn in einen Gewissenskonflikt. Pflichterfüllung und Sympathie für einen Kriminellen kollidieren miteinander und der unberechenbare Part, den er damit einnimmt, bringt einige Spannung ins Spiel. Ohnehin sind die Szenen mit Chow Yun-Fat und Danny Lee, die wohl besten des Filmes. Besonders klasse die Konfrontation in Jennies Wohnung. Woo hat diesen Punkt hervorragend inszeniert und stellt unter Beweis, das THE KILLER mehr ist, als ein purer Actionkracher. Schon zu Beginn wird das sehr deutlich und es spiegelt sich auch sehr in der melancholischen Musik wieder, mit der die Geschichte oft untermalt wird. Gepaart mit einer ungemein gelungenen Bildkomposition und mit den vielen Zeitlupenaufnahmen (auch in stillen Momenten) entsteht eine Atmosphäre, die einen unweigerlich in seinen Bann zieht. Die zuweilen bedrückende Stimmung überträgt sich gut auf den Zuschauer und er sitzt nicht unberührt da, wenn die letzten Szenen des Finales über den Schirm/die Leinwand flimmern. Der Schlag sitzt und die auf dem Fuß folgende Vergeltung kann nur wenig Linderung verschaffen. Als ich das zum ersten Mal sah, war ich geplättet. Das muss man doch erst einmal verdauen. Und auch heute, beim erneuten ansehen, verfehlte es seine Wirkung abermals nicht.

Mit THE KILLER hat John Woo einen Film geschaffen, den ich als Epos in Gewalt bezeichnen möchte. Kein stupider Actionreißer, sondern ein Heroic Bloodshed Streifen im wahrsten Sinne des Wortes. Sicherlich ist die Action die Triebfeder und was hier gezogen wird, ist schwer zu toppen. Doch die melancholische Geschichte, die sich dazwischen entfaltet, lässt einen nicht kalt. Ein bildgewaltiger Film, ein leuchtendes Beispiel für ein Genre, das so wohl nur die Filmemacher aus Hong Kong kreieren und zelebrieren konnten.
Heute sucht man solche Filme vom Meister vergebens. Er hat es wohl leider verlernt. Mit REPLACEMENT KILLER hat er eine Homage versucht, die jedoch im Hollywood Einerlei untergegangen ist. Für mich kein schlechter Film, doch von THE KILLER meilenweit entfernt.

Wertung: 9/10


Die DVD:

Auf dem deutschen DVD Markt sind mehrere Auflagen des Filmes vertreten und der vornehmliche Teil davon fällt auf Laser Paradise, die nach ihrem Beitrag für die Eastern Edition eine Special Edition auf den Markt brachten, die gar nicht mal so schlecht ist. Zudem ist die Erstauflage in der Eastern Edition noch ein klein wenige länger, als die von John Woo gewollte Fassung.
Die aber wohl beste Auflage hat e-m-s mit ihre High Definition Edition gebracht. Hier erstrahlt der Streifen in einem Glanz, der seinesgleichen sucht. Ein herrlich scharfes Bild mit einem sehr guten Kontrast, satten Farben und einer wesentlich besseren Helligkeit, als die LP Auflagen. Der Ton ist zudem nicht nur eine Neuabmischung, sondern e-m-s ließ auch eine komplette Neusynchronisation in Deutsch anfertigen. Wer dabei jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, dem sei gleich gesagt, dass es eine erstklassige Arbeit ist, die man hier abliefert. Absolut nicht zu vergleichen mit den Gurken, die heute so bei asiatischen Filmen so verzapft werden. Man kann es sich wirklich sehr gut anhören.
Als Extras findet sich dann ein 17-minütiges Interview mit Meister Woo, sowie geschnittene Szenen und Infos zu Cast & Crew. Außerdem gibt es noch den Trailer zum Film und zu anderen Titeln. Was mir leider fehlte, war das Booklet, das bei ofdb als Beigabe noch angegeben wird. Entweder ist dies bei der Nachpressung nun weggefallen, oder man hat es bei mir vergessen.

Trotz dessen ist die DVD Auflage von e-m-s die dem Film am würdigste. Ein klasse Bild, ein erstklassiger Ton und zufriedenstellende Extras. Was will man mehr. Zumal, bekommt man noch die Originalsynchro und deutsche Untertitel.

Wertung: 8/10