Sonntag, 4. Juli 2010

Das Ungeheuer (UK / 1970)

Orig-Titel: Trog
Genre: Horror

Laufzeit: ca. 93 Min. [PAL]
Regie: Freddie Francis
Drehbuch:
Aben Kandel
Geschichte: John Gilling, Peter Bryan
Produzent: Herman Cohen, Harry Woolveridge
Musik: John Scott
Kamera: Desmond Dickinson
Schnitt: Oswald Hafenrichter
Darsteller: Joan Crawford (Dr. Brockton), Michael Gough (Sam Murdock), Bernard Kay (Inspector Greenham), Kim Braden (Anne Brockton), David Griffin (Malcolm Travers), John Hamill (Cliff), Thorley Walters (Magistrate), Jack May (Dr. Selbourne), David Warbeck (Alan Davis), Joe Cornelius (Trog)

Nach langer Zeit kam ich heute einmal wieder in den Genuss eines schönen Monsterfilmes. Besonders sehenswert wurde er durch die Regie von Freddie Francis. Naja, vielleicht nicht so sehr durch die Handlung, sondern vielmehr durch die optische Komponente. Mittlerweile habe ich ja schon einige Filmchen von Freddie Francis gesehen und immer wieder punktet er durch ein erstklassiges Szenendesign, durch herrliche Ausleuchtung und gelungene Bildkonstruktionen. Ich würde sogar soweit gehen, ihn als den britischen Mario Bava zu bezeichnen.
Dies zeigt sich bei TROG wieder ganz deutlich. Besonders zu Beginn, wo die Höhle in leuchtendem Blau gehalten ist, während die herabhängenden Tropfsteine leuchtend gelb erscheinen. Dann wird ein Teil der Höhle leuchtend rot angestrahlt und die Taschenlampe an der einen Stelle ist nicht rein zufällig dort platziert. Es ist echt eine Schau und solche Szenen und Bildkompositionen finden sich den ganzen Streifen hindurch. In der Gerichtsszene trägt die Hauptdarstellerin Joan Crawford beispielsweise ein leuchtend rotes Kleid, während der übrige Rest der Anwesenden mit der Umgebung zu verschmelzen scheint. Zudem befindet sie sich genau in der Mitte des Bildes. Diese Form der bildlichen Gestaltung gefällt mir ungemein. Freddie Francis versteht es echt bravourös das Medium Film zu nutzen.

Die Geschichte ist dagegen vielleicht nicht das allerbeste:
Eine Studentengruppe geht auf eine waghalsige und gefährliche Erkundungstour einer Höhle. Dabei stoßen sie auf einen prähistorischen Menschen (Troglodyt), der hier die Jahrmillionen überlebt hat.
Diese Entdeckung sorgt für großes Aufsehen und der Urmensch wird ins Forschungsinstitut von Dr. Brockton (Joan Crawford) gebracht. Umgehend beginnt sie mit der Arbeit und es gelingt ihr Vertrauen zu diesem Wesen aufzubauen. Bei dem skrupellosen Bauunternehmer Sam Murdock (Michael Gough) stößt die Neuentdeckung hingegen auf wenig Begeisterung. Er sieht seine Projekte in Gefahr und lässt nichts unversucht den Troglodyten als grauenhaftes und gefährliches Monster darzustellen, das man lieber töten als erforschen sollte.
Bei allen Fortschritten, die Dr. Brockton, erzielt steckt in dem Urmenschen immer noch ein tierischer Instinkt. Wird Sam Murdock am Ende also doch Recht behalten?

Eine Höhle fördert ein Urzeitmonster zu Tage und es verbreitet Angst und Schrecken. Wie gesagt, nicht gerade das Originellste. Am Ende ist es aber dennoch ganz unterhaltsam und das liegt mit an den Darstellern, von denen einige aus einschlägigen Hammer und sonstigen britischen Filmen bekannt sein sollte.
Zum einen wäre da Michael Gough, der als bösartiger Sam Murdock eine Rolle spielt, die er meisterhaft überzeugend rüber zu bringen vermag. Selten war einem ein Charakter so unsympathisch. Außer Gough ist dann noch David Warbeck (DRACULAS HEXENJAGD) zu sehen, der leider nur eine kleine Nebenrolle als Reporter hat. Ebenso klein fällt der Part von Thorley Walters (BLUT FÜR DRACULA) aus, der als Richter fungiert. Hauptdarstellerin Joan Crawford scheint mir unbekannt, obschon ich meine sie schon einmal gesehen zu haben. Ihren Part spielt sie ganz gut, aber nicht überragend. Ich kann es gelten lassen, zumal mich die visuelle Komponente von TROG ja eh mehr interessierte.
Das Schöne dabei ist, dass man in den Genuss einer längeren Stop Motion Szene kommt. In einem Rückblick wird nämlich die Zeit beleuchtet, in der Trog gelebt hat. Hier kämpfen verschiedene Dinosaurier (Stegosaurier, Tyrannosaurier, Triceratops) gegeneinander und auch ein Brontosaurier tritt auf. Dabei bewegen sich die Echsen, wie es Ray Harryhausen bevorzugte, was dem Ganzen für mich noch mehr Atmosphäre verleiht. So etwas lässt mein Herz doch immer wieder höher schlagen.

Somit hätte ich Optik, Regie und Schauspieler, bliebe nur noch die musikalische Komponente. Die Klänge, komponiert von John Scott, unterstreichen das Geschehen passend und sind auch melodisch ansprechend gelungen. Der Score drängt sich jedoch nicht in den Vordergrund, was für eine Filmmusik auch sehr wichtig ist. Denn bei allem was ist, darf sie doch nie zum Selbstzweck werden. John Scott arbeitete mehrfach für Freddie Francis und zeichnet sich auch für weitere bekannte Sachen aus. So komponierte er viele Musiken für Jacques Cousteaus Dokumentationen, und lieferte beispielsweise auch die Klänge zu GREYSTOKE, oder DER LETZTE COUNTDOWN.

Freddie Francis zähle ich mit zu einen der besten britischen Regisseure. Was die visuelle Umsetzung betrifft, beeindruckt er mich echt immer wieder auf’s Neue. Bei TROG versteht er es hinsichtlich der Geschichte den Zuschauer gut bei der Stange zu halten, zumal er Höhepunkte in passendem Abstand setzt. Zu verdanken ist das unterhaltsame Endergebnis aber auch Michael Gough, der herrliche Akzente setzt. Joan Crawford kann man so gesehen auch als Positiv zählen, sowie die Figur des Trog.
Angenehm kurzweilig wurde ich unterhalten und hatte vor allem Spaß bei der Bildgestaltung und der Stop Motion Szene.
War gut.

Wertung: 6/10