Orig-Titel: Død Snø
Genre: Horror, Komödie
Laufzeit: ca. 88 Min. [PAL]
Regie: Tommy Wirkola
Drehbuch & Idee: Tommy Wirkola, Stig Frode Henriksen
Produzent: Tomas Evjen, Terje Stroemstad
Musik: Christin Wibe
Kamera: Matthew Weston
Schnitt: Martin Stoltz
Darsteller: Vegar Hoel (Martin), Stig Frode Henriksen (Roy), Charlotte Frogner (Hanna), Lasse Valdal (Vegard), Evy Kasseth Røsten (Liv), Jeppe Laursen (Erlend), Jenny Skavlan (Chris), Ane Dahl Torp (Sara), Bjørn Sundquist (The Wanderer), Ørjan Gamst (Herzog), Tommy Wirkola (Dying Zombie)
Erstaufführung: 09.01.2009 (Norwegen) / 05.02.2009 (Deutschland / Festival)
Durch die vorherrschenden Remakes, die oft nur leidlich unterhalten, bin ich derzeit wieder einmal etwas desillusioniert. Aber vor allem in der Welt der B-Movies stoße ich immer wieder auf Vertreter, nach dessen Ansehen die Erkenntnis steht, meine kostbare Zeit verschwendet zu haben. Wie finde ich die richtig unterhaltsamen heraus? Im Grunde gar nicht. „Schalte aus, sobald es dich nervt.“
Filme aus Schweden oder Norwegen sind nicht so reich gesät. Zumindest kamen mir in der Vergangenheit keine unter. Die Musikwelt aus diesen Breiten ist, was Metal betrifft, jedoch echt gut. Außerdem zeichnet das Land eine herrliche Natur aus, die besonders im Winter ihre Schönheit offenbart.
Der Titel DEAD SNOW offerierte somit, das Land Norwegen ist hier in ansprechender Schönheit zu sehen. Aber darauf kam es mir nicht an. Das Werk von Tommy Wirkola wurde mir von einem Kumpel, wegen seiner Härte und dennoch lustigen Art empfohlen.
Na dann… her mit DØD SNØ.
Tommy Wirkola, gebürtiger Norweger, gab 2006 seinen Einstand mit dem Kurzfilm REMAKE. Der Streifen war wohl nicht so überzeugend. Sein abendfüllender Streifen KILL BRULJO: THE MOVIE, im Jahr darauf gelang offensichtlich besser, was ihm 2009 die Möglichkeit zu DØD SNØ gab.
Viel Geld stand wohl nicht zur Verfügung, doch das hatte seinerzeit auch Sam Raimi nicht davon abgehalten TANZ DER TEUFEL zu drehen. Zudem ist dieser Punkt überhaupt kein Thema, wenn man nur den nötigen Einfallsreichtum, Ambition, Spaß und Talent mitbringt. Von alledem war für DEAD SNOW reichlich vorhanden. Auch der Punkt Drehbuch stimmt, obschon das nicht vermutet wird, liest man einen kurzen Abriss des Inhaltes:
Eine Gruppe Teenager fährt zu einem Kurzurlaub übers Wochenende in die verschneite Landschaft Norwegens. Sie wollen sich vom Studienstress erholen und mal wieder so richtig Spaß haben. Dass in der abgelegenen Gegend kein Handyempfang ist, stört dabei wenig. Sie genießen die Ruhe und das Toben im Schnee. Doch trotz aller Abgeschiedenheit ist man hier oben nicht allein. Seinerzeit im Krieg war die Gegend von den Deutschen heiß begehrt. Nach anfänglicher Unterdrückung haben sich die Einheimischen der bösartigen Kriegstreiber aber entledigen können. Jedoch scheinen die Soldaten nicht so richtig tot zu sein. In den verschneiten Bergen warten die Untoten nun auf frisches Fleisch. Und mit den Jugendlichen hat sich ein Festmahl genähert.
Wie gesagt, es klingt nicht sonderlich originell und erinnert auch etwas an Sam Raimis ambitionierten Film. Nicht von ungefähr wird TANZ DER TEUFEL von den Teenys während des Anfangs erwähnt. Tommy Wirkola spielt somit direkt darauf an und versucht nicht den Eindruck zu erwecken, er hätte sich hier eine ach so geniale Geschichte überlegt. Das hat mir gefallen und vor allem auch, dass die Weiblich- und Männlichkeiten nicht so nerven, wie in ähnlich gelagerten Streifen. Sie albern rum, verhalten sich aber nicht wie Brot. Man identifiziert sich sogar mit ihnen. Das macht den Zombie raren Beginn wirklich unterhaltsam. Über viele der dabei abgezündeten Gags konnte ich zudem herzhaft lachen. Sehr angenehm.
Angenehm war auch die Kameraarbeit von Matthew Weston. Der gebürtige Australier fungierte schon bei mehreren Hollywood Filmen als einfacher Bursche für die Kamera. Kameraführung, Filmlader, Material Assistenz, seien da einige genannte Dinge. Mit Regisseur und Drehbuchautor Wirkola scheint ihn sogar eine Freundschaft zu verbinden. Seit dessen erstem Kurzfilm arbeiten sie zusammen. Und dass Weston weit mehr wert ist, als ein simpler Filmlader, zeigt sich in DØD SNØ deutlich. Die Bildkomposition ist echt gelungen. Das Spiel mit den Farben, ein Fest für die Augen und das Einfangen der Schönheit des Landes, ein Traum. Schon lange nicht mehr habe ich es bei einem aktuelleren Film so genossen. Hinzu kommt die Kameraführung. Das Schwenken um Personen und Gegenstände und das dabei Enthüllen von Storydetails gefällt mir ungemein. An vielen Stellen schafft das eine sehr angenehme Atmosphäre. Hier wird nicht versucht es übermäßig hipp zu machen, wie bei so vielen neuartigen Filmen. Keine abgefahrenen Kameraschwenks. Das Gängige und einfach Machbare wird optimal genutzt. Ich liebe das.
Schon zu Beginn wird also klar, dieser Film nimmt sich nicht ernst und der Zuschauer sollte das auch tun. In dieser Atmosphäre und gemeinsam mit Freunden angeschaut, entfaltet sich das richtige Potential. Wenn die Zombies dann ihren Auftritt feiern und das Geschehen in Blut triefende Bereiche driftet, kann man trotz der blutigen Szenen nicht anders als Lachen. Wie die Hauptfiguren handeln, ihre Sprüche in höchster Not und vor allem ihr Handeln im fortgeschrittenen Geschehen… das erinnerte mich an EVIL ALIENS. Trotz der harten Szenen, wo Köpfe abgerissen, gespalten und zermatscht werden. Wo Gedärme herausgezerrt und tiefe Fleischwunden gerissen werden. Man sitzt nie mit offenem Munde da und schreit „Scheiße“. Ein stetiges Lachen schwebt im Raum. Doch schafft es Wirkola trotz dieser „Komik“ dennoch an den entsprechenden Stellen einen gewissen Ernst zu wahren und das ganze nicht zu Leslie Nielsen Klamauk verkommen zu lassen. Davon ist DEAD SNOW natürlich weit entfernt. Man merkt welchen Spaß alle beim Drehen hatten. Zudem waren Leute mit Können am Werk.
In geselliger Freundesrunde ist DEAD SNOW der richtige Spaßmacher. Eine kurzweilige, unterhaltsame Geschichte, die weniger von ihrer Tiefe, als vielmehr von der lockeren Atmosphäre, den Gags, den Einfällen und der optischen Umsetzung lebt. Dabei sollte auch der gute Schnitt Erwähnung finden, der alles zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügt. Den letzten Schliff verleiht die Musik, wo harte Metal Rhythmen natürlich nicht fehlen dürfen. Metal aus Norwegen/Schweden klingt richtig geil.
Ich freue mich auf Tommy Wirkolas Nachfolger. DØD SNØ 2 soll in 3-D gedreht werden. Wenn es handlungstechnisch und bluttechnisch ebenso zu gelungen ist wie Film 1, dann wird das wieder ein Spaß und ein gutes Training für die Lachmuskeln.
Wertung: 8/10
P.S.: Traurigerweise verfügen die deutschen Veröffentlichungen, sowohl auf DVD als auch auf Blu-Ray, über keinerlei Extramaterial. Dagegen bietet die norwegische Blu-Ray Adiokommentar, Making of und Behind the Scenes Material, sowie die Trailer.
Sehr traurig. Wundert mich bei Splendid Entertainment aber nicht. Die deutsche Synchro ist hingegen recht gut gelungen. Und ungeschnitten hat es der Film in der 18er Freigabe auch zu uns geschafft.