Samstag, 28. August 2010

Passengers (USA, Kanada / 2008)

Orig-Titel: Passengers
Genre:
Mystery, Drama, Love-Story
Laufzeit: ca. 93 Min. [NTSC], ca. 89 Min. [PAL]
Regie:
Rodrigo Garcia
Drehbuch & Idee:
Ronnie Christensen
Produzent:
Julie Lynn, Judd Payne, Matthew Rhodes, Keri Selig
Musik:
Ed Sheamur
Kamera:
Igor Jadue-Lillor
Schnitt:
Thom Noble
Visuelle Effekte: Erik Norby, Doug Oddy (Leitung)
Darsteller:
Anne Hathaway (Claire), Patrick Wilson (Eric), Andre Braugher (Perry), Dianne Wiest (Toni), David Morse (Arkin), William B. Davis (Jack), Ryan Robbins (Dean), Clea DuVall (Shannon), Don Thompson (Norman), Andrew Wheeler (blonder Mann)
Budget: 25 Mio. US-Dollar (geschätzt)
Erstaufführung: 24.10.2008 (USA / eingeschränkt) / 24.06.2009 (Deutschland / DVD)


In letzter Zeit gehe ich bei der Auswahl meiner Filme mehr nach Titel und Posterabbildung, als nach der Inhaltsangabe. OK, auf das Genre schaue ich auch, aber das war es dann.
Zu Passengers haben mich diese drei Punkte jedenfalls greifen lassen. Und so hatte ich keine so rechte Ahnung, was mich erwarten würde. „Mal schauen was so kommt“, dachte ich.

Bei einem fürchterlichen Flugzeugabsturz kommen fast alle Passagiere ums Leben. Die junge Psychologin Claire soll sich um die Überlebenden kümmern und übernimmt damit ihren ersten richtigen Fall. Noch etwas unsicher nähert sie sich ihren Schützlingen und hat besonders mit Eric so ihre Schwierigkeiten. Er ist nämlich bei Weitem nicht davon überzeugt, hilfsbedürftig zu sein. Doch plagen ihn Alpträume und versucht er mit grenzgängerischen Aktionen etwas zu überspielen.
Derweil kommen Claire Zweifel an der Mitteilung des Flugzeugunternehmens, es handele sich um menschliches Versagen. Die Aussagen ihrer Patienten widersprechen dem deutlich. Zudem beginnt auch einer nach dem anderen zu verschwinden und Claire wird von einem Angestellten der Fluggesellschaft verfolgt. Je mehr die ambitionierte Therapeutin herausfindet umso verworrener wird die Geschichte und zudem erweist sich Eric als schwieriger, wie anfangs angenommen.


Als ich den anfänglichen Absturz erlebte und dann die Überlebenden in den Trümmern sah, schoss mir durch den Kopf… „Oh nein, ein Remake von Fearless“. Hinzu kamen die grenzgängerischen Aktionen von Eric. Im Verlauf des Filmes und nach anfänglichen Schwächen, entfaltet sich jedoch ein ganz interessantes Drama, das stetig an Spannung zunimmt und in ein überraschendes Finale mündet. Dabei bekommt die melancholische Musikuntermalung immer mehr Gewicht. Wirkt sie anfangs etwas übertrieben, könnte sie zum Schluss nicht passender sein. Und zart Besaitete werden da sicher zum Taschentuch greifen.
Ich hätte nicht gedacht, dass sich PASSENGERS so entwickeln würde. Ich mag diesen ruhigen Erzählton und die gemäßigte Schnittfolge. Unterstrichen wird die Atmosphäre noch durch die ruhige Kameraführung, so dass man bald schon entspannt im Sessel oder auf der Couch sitzt. Am Besten noch mit der Freundin im Arm. Dann verfehlt auch die sich entfaltende Love Story ihre Wirkung nicht. Und am Ende kann man Trost spenden.
Die Geschichte getragen, wird dabei von guten Darstellern, allen voran Anne Hathaway, mit der ich zu gern einmal ein paar Worte wechseln würde. Sie hat so eine gewisse Art an sich. Wir könnten uns sicher gut miteinander unterhalten.
Jedenfalls macht sie eine wirklich gute Figur, als noch unerfahrene Psychologin, die die Wahrheit finden will und sich mit vollem Einsatz ihren Schützlingen widmet. Sorgenkind Eric spielt Patrick Wilson, der zu Hathaways Claire klasse passt. In jüngster Vergangenheit konnte sich Wilson ja schon einige gute Rollen sichern. Man sah ihn in WATCHMAN und derzeit als Col. Lynch in A-TEAM. Sicher wird man noch öfter von ihm hören. Sein Spiel versteht zu gefallen und ist facettenreich. Den Bösewicht würde man ihm genauso gut abnehmen, wie hier den guten Jungen. Neben diesen beiden wichtigen Hauptdarstellern, treten dann noch David Morse (THE ROCK), Dianne Wiest (THE BIRDCAGE), Andre Braugher (DER NEBEL) und Clea DuVall (IDENTITÄT) auf. Und William B. Davis, der als Smoker aus AKTE-X in allerbester Erinnerung sein sollte, ist ebenfalls kurz zu sehen. Nicht die erste Riege an Mimen, aber eine gute. Und letztlich zählen ja auch nicht die Namen, sondern die Geschichte und wie sie inszeniert wurde.
Was das betrifft, noch einige wenige Worte zu Bildkomposition und Kameraführung. Ich sagte ja schon, die Kamera macht hier nicht den Hektischen. Das wäre für einen Film dieses Kalibers auch völlig falsch. Ruhige Schwenks und eine fest stehende Linse bestimmen das Geschehen. Die Ausleuchtung der Szenen kann ich dabei nur als ansprechend bezeichnen, mit angenehmen Kontrasten. Besonders bei der Therapiegruppe hat mir das gefallen. Die Farbgestaltung ist angenehm. Man versteht hier sein Handwerk.

Regisseur Rodrigo Garcia, der sich mit Dramen gut auskennt, ist mit PASSENGERS ein guter Film gelungen. Zwar braucht die Geschichte ihre Zeit um in Trab zu kommen und sollte man sich auf den Erzählstil einlassen. Wer das schafft und über die ein oder andere schwächere Szene hinwegsehen kann, der wird aber mit einer gelungenen Love Story und einem anrührenden Finale belohnt. Manchmal muss man einem Film einfach mal eine Chance geben, um sein Potential zu erkennen.
Auch wenn die Form der Geschichte hier und da schon zu sehen war, es ist kein schlechter Film. Die anrührend komponierte Musik geht dabei auf’s Konto von Ed Sheamur, dem wir einige gelungene Scores verdanken.


Wertung: 6,5/10