Donnerstag, 4. Oktober 2012

Nackte Dschungel, Der (USA 1954)



Der Nackte Dschungel
(The Naked Jungle / USA 1954)


Genre: Abenteuer

Zwei Jahre bevor er als Moses auf dem Berg Sinai von Gott die 10 Gebote erhielt, kämpfte Charlton Heston im Dschungel Südamerikas gegen ein riesiges Monster. Nun, eigentlich gegen viele kleine Monster. Ameisen nämlich. Genannt Marabunta.
Die fressen alles was ihnen in den Weg kommt und machen nicht einmal vor Menschen halt. Bis auf die Knochen nagen sie die ab. Und niemand kann sie stoppen. Denn nicht nur dass sie als Milliarden und Abermilliarden über Flora und Fauna herfallen. Sie gehen bei ihrem Streifzug auch noch intelligent vor. Eine schier unbesiegbare Armada.

Im Grunde handelt es sich ja nur um einen Kinofilm, wie ihn die Hollywood Klassiker Fans lieben. Doch ich habe gehört, die Marabunta gibt es wirklich. Das sind Wanderameisen. Treiberameisen. Ob sie sich aber genauso verhalten, wie im Film beschrieben? Wer weiß.

Kommen wir zum Inhalt: Eine hübsche Frau, genannt Joanna, befindet sich auf dem Weg in unwegsamen Dschungel, begleitet vom Commisioner, einer Art Polizist, der in dieser abgelegenen Gegend für Recht und Ordnung sorgt.
Bald schon erreichen sie die Kakaoplantage von Christopher Leiningen, einem arroganten Großgrundbesitzer, der sich hier in mühsamer, entbehrungsreicher Arbeit sein eigenes Reich geschaffen hat.
In all den Jahren verroht, hat er nie gelernt sich Gentleman like zu benehmen. Und ging er den einfachsten Weg eine Frau zu ehelichen. Über eine Annonce in der Zeitung, weit in der Zivilisation. Die Hochzeit erfolgte in der jeweiligen Stadt. Der Eheschwur wurde jeweils durch einen Vertreter vollzogen.
Nun reist die Frau zu ihrem Ehemann und bekommt dessen Unarten sogleich zu spüren. Ernüchterung bricht sich Bahn und nach verschiedenen Beleidigungen und Zuspitzungen bereut Joanna ihre Entscheidung. Es scheint für beide wohl das Beste, sie reist wieder ab.
Doch da kommt der Comissioner zurück und berichtet von einer kommenden Bedrohung. Den Marabunta. Leiningen will sich vergewissern und gemeinsam mit seiner Frau zieht er Flussaufwärts. Auf dieser Reise kommen sich die beiden nun doch näher und beginnt sich der verrohte Mann endlich eines besseren zu besinnen und seine abweisende Haltung aufzugeben. Doch das neue Glück wird bald auf eine harte Probe gestellt. Denn die Ameisen kommen wirklich und mit ihnen Tod und Verderben.


DER NACKTE DSCHUNGEL, der bei uns auch als WENN DIE MARABUNTA DROHT im Fernsehen läuft, ist ein Film wie ihn Liebhaber von TARZAN oder KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN mögen werden. Hier wie da geht es zeitweise mit Trägern durch unwegsames Dschungelgelände. Wobei tropisches Vogel-gezwitscher ihren Weg begleitet. So haben wir das gerne. Und dabei muss die Umgebung auch so richtig schön nach Studio aussehen. Nicht unüblich für diese Zeit (1954). Freunde solch alter Streifen wollen das auch nicht anders.
Charlton Heston ist zu Anfang, in seiner Rolle als Plantagenbesitzer Leiningen, wahrlich ein unangenehmer Geselle, der seine frisch gebackene Frau mit allerlei Unfreundlichkeit drangsaliert. Das macht nicht gerade viel Freude. Doch Heston brilliert in diesen Minuten. Ebenso wie Eleanor Parker. Ihre Enttäuschung über diesen Mann ist spürbar. Und so entsteht anfangs auch eine angespannte Atmosphäre. Die findet durch das erneute Auftauchen des Comissioner, verkörpert von dem noch jungen McCabe Darsteller William Conrad, aber ein baldiges Ende.
Von da an geht es um die Bedrohung. Die Wanderameisen auf ihrem blutigen Streifzug. Dann wird DER NACKTE DSCHUNGEL zum Monsterfilm. Und die kleinen Biester als wahrhaft bösartige und gefährliche Kreaturen dargestellt.
Schaut man sich an zu was Ameisen so alles im Stande sind, scheint das (zumindest etwas davon) gar nicht mal so abwegig.
Die Darstellung des Grauens - wie die befallenen Menschen gegen die Übermacht der kleinen Tiere kämpfen - sorgt zuweilen aber für Belustigung. Und dazu zählt wie Heston sich der fiesen Monster erwehrt.

DER NACKTE DSCHUNGEL ist ein schön gefilmter Klassiker. Mit ansprechenden Sets und bekannten und geliebten Dschungelaufnahmen. Und diese sind nicht nur im Studio entstanden. Es kommt die richtige Atmosphäre auf und mit den Marabunta auch eine recht überzeugende Bedrohung.
Für mich ist der Film eher für Liebhaber interessant. Zum einen wegen der Klischees. Zum anderen wegen der ein oder anderen Szene. Aus heutiger Sicht wohl gewöhnungsbedürftig gespielt. Für die damalige Zeit aber üblich. Als Beispiel möchte ich die Szene erwähnen, wo Leiningen seinen aufgebrachten Arbeitern klarmacht, dass er und seine Frau keine Angst vor der Bedrohung haben. Man beachte die übertrieben stolze Pose von Joanna. Man bemerke das demonstrative Zerbrechen des Speeres vom Medizinmann.
Außerdem, die Liebesgeschichte. Die mag ich nicht so recht nachzuvollziehen. Denn was hat Leiningen getan, dass Joanna ihn nach all den Beleidigungen und Demütigungen weiter so anhimmelt? Für eine so selbstbewusste Frau doch eher befremdlich. Vielleicht ist das ja filmische Freiheit. Und sicher auch gar nicht so wichtig.
Schließlich geht um garstige Ungeheuer. Ist es ein Monsterfilm mit Liebesfilmeinschlag. Oder doch ein Liebesfilm mit Monsterfilmeinschlag? Möge jeder selbst entscheiden.
Geoge Pal, dem Produzenten von DER JÜNGSTE TAG und KAMPF DER WELTEN, ist zumindest ein für Fans unterhaltsamer Klassiker gelungen. Mit von ihm gewohnten, schönen Effekten (man bemerke die gelungenen Modellaufnahmen und Matte-Paintings).

In Deutschland auf Medium ist DER NACKTE DSCHUNGEL bei Paramount DVD erschienen. Eine, sagen wir mal, minimalistische Umsetzung. ‚Solide‘ trifft es vielleicht auch.
Die Scheibe enthält den Film mit Untertiteln und in mehreren Sprachen, in guter Bild- und Tonqualität. Mehr nicht. Keine Extras.
Keinesfalls herausragend. Aber eine solche Veröffentlichung kennen Fans schon von KÖNIG SALOMONS DIAMANTEN, von Warner Video. Eigentlich schade. Doch wollen wir zufrieden sein. Schließlich ist der Klassiker nach all den Jahren des Wartens endlich auf einem Medium (ausser der Kinorolle) fürs Heimkino erschienen.