Donnerstag, 29. September 2011

Der Weisse Büffel (USA / 1977)

Orig-Titel: The White Buffalo

Genre: Horror-Western

Nach einiger Zeit wieder einmal ein Charles Bronson Film, und dazu noch ein Tierhorror Streifen. Um genau zu sein handelt es sich um einen Horrorwestern. Interessanter Genre Misch-Masch. Was mich an der Geschichte gereizt hat, war der weisse Büffel. Die Inhaltsangabe das erste mal gelesen erinnerte mich das an MOBY DICK. Das weisse Untier das einen Mann selbst in Träumen peinigt und nicht wieder loslässt. Und da ich Herman Melvilles Novelle ohnehin sehr mag musste ich DER WEISSE BÜFFEL einfach sehen.

Es geht um Wild Bill Hickok, der nach langer Zeit in entlegene Teile des Wilden Westens zurückkehrt, auf der Suche nach einem weissen Büffel. Von Alpträumen geplagt wacht der Revolverhelt jede Nacht Schweiss gebadet auf und schießt wild um sich. Wehe dem der dann in seiner Nähe ist. In Cheyenne trifft er nun Freund Glasauge und gemeinsam ziehen sie aus ins feindliche Indianerland, das Untier zu erlegen. Zuvor treffen sie noch Häuptling White Horse, der seinerseits hinter dem Büffel her ist; schließlich hat dieser seine geliebte Frau auf dem Gewissen. Ein rauer Wind weht in den Weiten des Landes wo die Gefahr nicht nur von Tieren ausgehen. So sind den dreien mordlüsterne Horden auf den Fersen. Indianer wie Cowboys. Und die Jagd nach dem weissen Büffel geht weiter.

Also die Klasse eines MOBY DICK erreicht DER WEISSE BÜFFEL zu keiner Zeit. Dafür ist die Geschichte einfach zu flach und die filmische Umsetzung unspektakulär.
Charles Bronson zählt ja zu den Actionhelden der 70er/80er Jahre schlechthin. Viele unterhaltsame Kracher gehen auf sein Konto. Auf der anderen Seite war Dino De Laurentiis ein Produzent sehr einträglicher Beiträge und das nicht nur in Action lastiger Hinsicht. Auch Science Fiction und sehr gelungene Horrorfilme zählen darunter. Phantastisch FLASH GORDON, fesselnd CONAN, beeindruckend sowie berührend ORCA DER KILLERWAL.Das sich Bronson und er zusammentun, dabei konnte nur ein unterhaltsames Ergebnis rauskommen.
So lebt DER WEISSE BÜFFEL von Bronson. Von seiner sehr eigenen Präsenz. Und dass er als Wild Bill Hickok auch die Fetzen fliegen lässt versteht sich von selbst. In bester Django Manier knallt er die bösen Buben über den Haufen, ob nun mit der Winchester oder den beiden Revolvern, die Wild Bill ja auszeichneten. Mister Hickok ist übrigens eine Figur die es tatsächlich gegeben hat, ebenso wie Indianerhäuptling White Horse (auch genannt Crazy Horse), den Will Sampson (POLTERGEIST II / DIE FEUERWALZE) spielt. Als gebürtiger Indianer schafft er Glaubwürdigkeit, der Rolle und dem Drehbuch angemessen. Und das trifft auch auf die übrigen bekannten Gesichter zu; die da wären Jack Warden (TOD AUF DEM NIL / JAGD AUF DIE POSEIDON), Stuart Whitman (DER TÖDLICHE SCHATTEN DES MR. SHATTER), Slim Pickens (DR. SELTSAM, ODER WIE ICH LERNTE, DIE BOMBE ZU LIEBEN), John Carradine (DER MANN DER LIBERTY VALANCE ERSCHOSS), Ed Lauter, Martin Kove, Kim Novak. Ein gutes Ensemble, das vervollständigt wird durch den weissen Büffel. Bei diesem handelt es sich nicht um ein richtiges Tier, sondern vielmehr um eine animatronische Puppe, so wie eben der weisse Hai. So wie sie Stan Winston häufig herstellte und wo er Experte war. Hier war der Meister zwar nicht beteiligt, das Ergebnis gefellt aber dennoch, wenn auch nicht durch sonderlichen Realismus. Zudem schnaubt das Ungetüm wie eine Lokomotive. Es klingt gewöhnungsbedürftig. Eher lustig als bedrohlich.
Da solch eine Lebensechte Puppe schwer in die Prärie zu bringen ist, wurde für die Dreharbeiten verstärkt auf Setaufnahmen gegangen. Diese sind als solches leicht zu erkennen, da auch die enthaltene Ausstattung stark nach Styroporsteinen und dergleichen aussieht. Ich kann jedoch nicht sagen, dass das sonderlich negativ ist. Vielmehr schafft es eine eigene Atmosphäre, die auch etwas hat. So wie bei FLASH GORDON beispielsweise. Und ich glaube auch ORCA - DER KILLERWAL war zuweilen so geartet. Ausgeleuchtet sind die Sets ganz gut und das ist wichtig, da vieles auch in der Nacht spielt. Kameraführungstechnisch darf der Zuschauer ebenfalls zufrieden sein. Es gibt gute Einstellungen, ordentliche Schwenks, gelungene Panoramaaufnahmen. Schade, dass der Schnitt hier und da etwas holperig daherkommt. Das fällt vor allem in den Büffelszenen störend ins Gewicht. Sicherlich war es wichtig die Puppe zu verschleiern. Doch wie das im Finale gemacht wird, sorgt für Unübersichtlichkeit. Wer steht wo? Wo ist der Büffel, wie weit oder wie nah sind Hickok, White Horse oder Glasauge? Schade.
'Die musikalische Untermalung hat was von James Bond', dachte ich so bei mir. Und tatsächlich ist der verantwortliche Komponist jener, John Barry nämlich. Auch wenn es melodisch zuweilen an Bond erinnern mag, es passt und ist auch soweit so eigen, dass eine deutliche Verwechslung nicht zu stande kommt. Ich fand es gut.

J. Lee Thompson, der Regisseur, war verantwortlich für so manchen Charles Bronson Film und er hat die Zuschauer stets ansprechend und kurzweilig unterhalten. Das gelingt in gleicher Qualität auch mit DER WEISSE BÜFFEL. Mir fehlt es jedoch an Charaktertiefe, an einer ausgefeilten Geschichte und der entsprechenden Umsetzung. Von der Dramatik und dem Tiefgang eines MOBY DICK fehlt jede Spur. Der weisse Büffel ist bedrohlich, aber nicht wirklich bedrohlich. Und Wild Bill Hickok, ich will ihm die Last des Alptraumes einfach nicht abnehmen. Es fehlt einfach auch an Spannung. Man wohnt dem Geschehen bei, ist aber nicht sonderlich berührt und so richtig mitten drinnen auch nicht.
Wie gesagt, nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht. Für Bronson Fans aber allemal empfehlenswert.

Wertung: 6/10


Zur mittlerweile erhältlichen (öffentlichen) deutschen DVD sei angemerkt, sie ist sehr gelungen. Bild und Ton sind wirklich gut und an Extras findet sich sogar der Kinotrailer. So gesehen ganz eine Veröffentlichung wie man sie sonst von MGM DVD gewohnt ist. Dort hätte sie vor Jahren gestanden, wenn man sich da schon des Streifens angenommen hätte.

Sonntag, 25. September 2011

Donnerfaust und Tigerkralle (HK / 1980)

Orig-Titel: Dian Tang Lang

Genre: Eastern

In den letzten Monaten habe ich mich wieder vermehrt mit Eastern, alten Martial Arts Filmen aus Hong Kong, befasst und einigen Spaß daran gehabt. Mittlerweile sind es wohl eher nur noch Phasen wo ich mir solche Filme anschaue. Dabei hatte ich einmal eine lange Zeit des Interesses. Habe mir jegliche Jackie Chan Filme zugelegt und sie förmlich verschlungen. Angefangen hatte alles mit Bruce Lees Werken. Jackie war dann der passende Nachfolger. Und mehr noch, ich mag seinen Stil. Seine komödiantische Art. Seine Erzählweise aus der Aktion heraus. Aus der Form sich zu geben. Er hatte einen ganz eigenen Stil kreiert und viele Filmemacher haben sich dessen angenommen. Es versucht zu kopieren. Vereinzelt gelungen, oft ging es aber in die Hose.
DONNERFAUST UND TIGERKRALLE, auf den Streifen wurde ich aufmerksam weil viele von seiner ungewöhnlichen Art sprechen. Anfangs lustig und albern, wird er zum Ende hin richtig heftig. Ich laß Worte wie "ultrabrutal". Naja, mit solchen Superlativen braucht man hier nicht herumzuwerfen. Ist doch recht übertrieben. Was jedoch stimmt, ist dass sich die Stimmung des Filmes fast um 180° dreht.

Es geht um Chi, einen sehr begabten Kämpfer, der sich kämpferische Finessen durch bloßes zuschauen aneignen kann. Sein Können hat auf sein Verhalten natürlich einfluss. Er ist arrogant und lässt sich von niemandem etwas sagen. Auch lebt er gern in den Tag hinein und nimmt seine Anstellung als Fischverkäufer nicht immer so ernst. Die Jade Brüder, eine brutale Gangsterbande, kann ihn nicht schrecken. Ihnen setzt er mitunter ordentlich eins zu. Doch das hat bald ein Ende, denn ein neuer Meister ist eingetroffen. Und der geht gegen Chi mit außergewöhnlicher Härte vor. Nach einem Kampf kann er sich gerade noch so retten und wird von einem alten Herrn und dessen Sohn Pock wieder aufgepeppelt. Der alte Herr stellt sich dann als wahrer Könner in einer seltenen Kampftechnik heraus. Chi gelingt es sich so einige Sachen anzueignen und erhält schließlich auch ein ausgeklügeltes Training. Man will gewappnet sein, für die Jade Brüder. Und so kommt es zu weiteren Verwicklungen und grauenvollen Übergriffen auf den alten Herrn und Pock. Chi nimmt schreckliche Rache.

Die Action Filme aus Hong Kong zeichnet oft eine recht eigene Erzählweise aus. Man bringt den Zuschauer ins Geschehen mit krachenden Fights, dann etwas Handlung, dann Albernheiten (den Humor, den Asiaten so lieben), dann wieder etwas Action, dann wieder etwas Humor und Handlung. Und zum Schluss dann der furiose Showdown. Nach diesem Schema läuft auch DONNERFAUST UND TIGERKRALLE, den man auch unter THE THUNDERING MANTIS finden kann, vollends ab. Die Handlung hat nur wenig wirklich unterhaltsames. Die komischen Szenen sind nicht selten übertrieben und sorgen bei Europäern nicht einmal für ein müdes Lächeln. Mitunter ist es sogar schwer zu ertragen. Was jedoch zu fesseln versteht und was den Film sehenswert macht, ist die Action. Sind die herrlichen Martial Arts Fights ganz im Stile der alten Tage. Es geht schön zur Sache. Und das Finale ist auch gut gelungen. Die im Internet oft angesprochene Härte ist in dem Ausmaß jedoch nicht vorhanden. Es fließt nicht mehr Blut wie sonst auch. Lediglich die abgedrehten Armbrechszenen sind etwas höher anzusiedeln. Sowie die Beisattacken von Chi.
Plausibel wird die oben angesprochene 180° Drehung durch das brutale Vorgehen der Jade Brüder. Sie bringen den alten Herrn um und foltern den kleine Pock vor den Augen Chis brutal zu Tode. Der verkraftet das gesehene nicht und verfällt dem Wahnsinn. In diesem Zustand kann ihn nichts mehr halten. Und so bringt er die gesamte Bande um die Ecke und vergeht sich am Oberbösewicht mit besonderer Brutalität. Bricht ihm Arme, Beine und zum Schluss mitten durch. Hinzu gesellen sich noch Beisattacken. Er nascht ein Stück aus seinem Bein, von seinem Kopf und im letzten Bild vorm Abblenden reißt er ihm genüßlich das Ärmchen heraus, denn der Tisch ist gedeckt. Dieses Finale kann man durchaus als außergewöhnlich betrachten. Es hebt den Film aus der Mittelmäßigkeit heraus, in die er ansonsten voll gehören würde.

THE THUNDERING MANTIS ist ein mittelprächtiges Martial Arts Vergnügen, dass den Reiz des Besonderen lediglich aus seinem härteren Finale zieht. Die gebotenen Fights sind nicht schlecht, die Handlung ansonsten sehr trivial und für die gebotene Komik braucht man keine Lachmuskeln sondern gute Nerven. Asiatischer Humor ist schon etwas spezielles.
Die DVD von NSM Records aus Österreich ist komplett uncut. Bietet den Film aber in wechselnder Bildqualität. Er wurde aus mehreren Quellen in Uncut rekonstruiert, wobei die eingefügten Szenen von einem schlechten Tabe oder einer VCD zu stammen scheinen. Auch sind diese Szenen in Englisch mit deutschen Untertiteln. Leider nicht in Mandarin oder Kantonesisch. Englisch synchronisierten Martial Arts Streifen sind eine Vergewaltigung der Ohren. Grauenhaft. Was die DVD hingegen sehr interessant macht, ist die Trailershow vor dem Hauptfilm. Diese geht sage und schreibe 45 Minuten und bietet klassische Filmvorschauen der besonderen Art. Quer Beet, ein interessantes Sammelsurium.
Somit ist die NSM Records Auswertung von DONNERFAUST UND TIGERKRALLE zwar Uncut, jedoch von durchwachsener Qualität. Dennoch ist die Scheibe, zum einen deswegen zum anderen wegen der interessanten Trailershow durchaus einen Blick wert. Wer die gelegenheit hat sie kostengünstig zu erhalten kann zufrieden sein.

Wertung: 5/10

Montag, 12. September 2011

Das Grauen aus der Tiefe (USA / 1980)

Orig-Titel: Humanoids from the Deep

Nicht nur als Regisseur hat uns Roger Corman herrlich unterhaltsame Filme beschert. Als er vom Inszenieren die Nase voll hatte, widmete er sich dem produzieren. Und mit seinem besonderen Geschäftssinn setzte er sein Geld gut an. Und auch wenn es sich vornehmlich um B-Movies handelte, es blieben unterhaltsame, kurzweilige Leinwandabenteuer, die nicht selten mehr fesselten als die höher budgetierten Werke nahmhafter Regisseure.
Bei uns läuft HUMANOIDS FROM THE DEEP unter dem Titel DAS GRAUEN AUS DER TIEFE. Ein reißerischer Titel und dennoch passend.

Es geht um schreckliche Ungeheuer aus dem Meer, die an die Oberfläche kommen um sich mit Frauen zu paaren. Kommen ihnen Männer in die Quere, werden sie gnadenlos nieder gemacht. Jim Hill und Dr. Susan Drake versuchen den Wesen des Grauens den gar auszumachen. Sie schließen sich mit anderen Einwohnern ihres kleinen Städtchens zusammen. Rüsten sich für einen alles entscheidenden Kampf. Doch auch die Ungeheuer machen mobil und fallen mit brutaler Gewalt auf einem Jahrmarktsfest ein. Ein Massaker beginnt.

Doug McClure ist hier in der Hauptrolle zu sehen und neben ihm Vic Morrow und Ann Turkel. Ein solide spielendes Gespann. Ein gutes Gespann. Genau das Richtige für einen B-Movie Horror Trasher. So ging McClure in der damaligen Zeit durch so manchen B-Abenteuerfilm und erlangte nicht zuletzt dadurch einen großen Bekanntheitsgrad. Ihn in diesem Film zu sehen, eine absolute Bereicherung. Ähnliches trifft auf Vic Morrow. Ihn kennt der Filmfreund aus Fernsehserien und vor allem aus so einigen Genrebeiträgen. Bekanntestes Beispiel, Enzo G. Castellaris THE LAST JAWS - DER WEISSE KILLER, dessen THE RIFFS - DIE GEWALT SIND WIR sowie Kinji Fukasakus STERNENKRIEG IM WELTALL. Ann Turkel hingegen ist lediglich Serien Nebendarstellerin. Da sie seinerzeit aber durch sämtliche bekannte Erfolgsserien, wie KNIGHT RIDER, EIN COLT FÜR ALLE FÄLLE, STREET HAWK, MATT HOUSTON, TRIO MIT VIER FÄUSTEN, oder AGENTIN MIT HERZ ging, ist ihr Gesicht wahrlich nicht unbekannt. Zumindest der Generation die in den 80ern aufwuchs wissen mit ihr etwas anzufangen. Neben diesem Dreigespann sind noch einige bekannte Gesichter vertreten, deren gesonderte Erwähnung ich mir aber spare. Es handelt sich ja eh nur um Seriendarsteller. Das Ensemble ist nicht sonderlich überragend, jedoch machen sie ihre Sache gut. Und für die einfach gestrickte Story ist es auch völlig ausreichend, schließlich dreht es sich nicht um eine tiefgehende Geschichte. Es ist ein Monsterfilm und er will lediglich angenehm kurzweilig unterhalten. Corman typisch tauchen die Ungeheuer so gesehen schon früh auf, sind aber so richtig erst später zu sehen. Das fördert die Spannung und ist so sehr wichtig. Wenn es dann zur Sache geht, fließt ordentlich Blut und gibt es im Finale sogar einige schöne Splattereffekte. Kopf ab, sag ich da nur. Die Monster geben sich richtig Mühe und sehen auch richtig schön grauselig aus. Kein Wunder, schließlich durfte sie Rob Bottin (DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT, PIRANHAS, DAS TIER) designen. Dass am Ende nur vier Monsterkostüme zur Verfügung standen, merkt man nicht, sagen die Macher. Nun, wer genau aufpasst, der wird es deutlich merken. Mir fiel es auf und ich wusste es zuvor nicht. Ein unwichtiger Fakt und bei einem B-Movie auch nichts ungewöhnliches. Wer schon viele solche Filme gesehen hat, den stört es absolut nicht. Ist es nun von Belang? Sicher nicht. Wen störts. PIRANHA (auch eine sehr gelungene Roger Corman Produktion) funktioniert ja ebenso gut.

Und so macht HUMANOIDS FROM THE DEEP eine Menge Spaß. Ein richtig guter Trasher im Stile von PIRANHA und DER WEISSE HAI. Von der Atmosphäre hat es viel von den Tierhorrorfilmen der damaligen Zeit. Die Geschichte ist solide, die Darsteller sind gut und die Effekte wissen auf jeden Fall zu begeistern. Hinzu kommt eine ebenso gute Kameraführung. Vielleicht nichts weltbewegendes. Aber das braucht auch gar nicht.

Und damit der Film auch so richtig auf der Heimkinoanlage kommt, veröffentlichte Shout Factory ihn in sehr ansprechender Bild- und Tonqualität in Amerika auf DVD. Und spendierte der Scheibe noch ein kleines retrospektives Making of, sowie ein Interview von Leonard Maltin mit Roger Corman. Und außerdem gibt es den US Kinotrailer und sogar den alten deutschen Kinotrailer. Abgerundet wird das Ganze mit einem mehrseitigen Booklet und einem Wendecover mit alternativem Motiv. Was will man da mehr. Da schlägt das Fan Herz höher. Sehr gelungen. Nur zu empfehlen.

Wertung: 7,5/10

Planet des Schreckens (USA / 1981)

Orig-Titel: Galaxy of Terror

Letztens habe ich wieder einmal MUTANT - DAS GRAUEN IM ALL gesehen. Ein wirklich unterhaltsamer Trasher, produziert von Roger Corman. Der hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich unbedingt mehr solcher Filme sehen wollte. Und da fiel mein Blick auf GALAXY OF TERROR, der in unseren Breiten als PLANET DES SCHRECKENS bekannt ist. Auch hier sollen Weltraumszenen geboten werden, auch hier befindet man sich auf einem entfernten Planeten. Und auch hier werden blutige Effekte gezündet.
Zu GALAXY OF TERROR gibt es jedoch keine wirklich gelungene deutsche DVD Auswertung, weswegen ich zur US Auflage von Shout Factory griff. Die Jungens haben sich der Roger Corman Streifen nämlich in einer besonderen Collection angenommen und den wirklich guten Beiträgen eine separate Veröffentlichung gegönnt, mit extra erstellten Featurettes, sowie mehrseitigem Booklet und alternativem Cover (Wendecover). Alle übrigen sind im Bundle. Mindestens zwei, höchstens vier Streifen auf einer bzw. zwei DVDs. Alle Auflagen zeichnet eine sehr gute Bild- und Tonqualität aus. Der geneigte Fan kommt in den Genuss so mancher Perlen. Mal mehr, mal weniger gelungen. Aber komerziell waren sie vornehmlich sehr einträglich.

Und GALAXY OF TERROR stellt einen besonderen Beitrag dar. Und das nicht nur inhaltlich.
Die Geschichte hat Paul W.S. Anderson Jahre später sicherlich zu EVENT HORIZON inspiriert. Es ist mehr an Psychoterror orientiert:
Die Besatzung eines Raumschiffes muss auf einem Planeten notlanden. Man begibt sich auf Erkundung. Auf die Suche nach einer Möglichkeit der Rettung. Und man findet das Grauen. Denn hier, am äußersten Punkt der Galaxis, herrscht eine Macht die keine Gnade kennt. Schreckliche Monster tauchen auf. Unheimlich Dinge geschehen. Ein Besatzungsmitglied nach dem anderen erleidet ein tödliches Schicksal. Und die Überlebenden tappen weiterhin im Dunkeln. Was geschieht hier? Was hat das alles zu bedeuten? Und was sind das hier für seltsam anmutende Bauten?

Nun die Bauten stammen von einem Effects-Maker, der vielen SF Filmfans wohl weitreichend bekannt sein sollte. James Cameron zeichnette sich dafür verantwortlich und sein Können war schon in diesen frühen Jahren deutlich. Somit erinnert der Look nicht von ungefähr an den Jahre später entstandenen ALIENS, die Fortsetzung von Ridley Scotts beeindruckendem Weltraum Horrorstück. Und auch bei den blutigen Effekten brachte sich Cameron ein. Wo der Splitter unter der Haut von Sid Haigs Arm wandert, diesen Einfall brachte er. Und noch so einiges anderes. Und schon damals war Cameron ein seltsamer Geselle. Das wissen die Schauspieler und Macher im retrospektiven Making of fesselnd zu berichten.
Somit stellt GALAXY OF TERROR optisch schon einmal etwas besonderes dar. Und auch inhaltlich versteht er zu fesseln. Die Geschichte ist an sich einfach gestrickt. Die Tatsache, dass der Horror aus der Psyche der Protagonisten wächst stellt hingegen ein gewisses Novum dar. Eine Idee, die Roger Corman einbrachte, der ja besonderes Gespür für Komertz besitzt. Der gut einzuschätzen weiß, was sich verkauft. Und seine Rechnung geht auf. Es funktioniert und es gab den Machern so einige Freiheiten. Möglichkeiten sich einfallsreich zu geben. Die Kreativität spielen zu lassen. Das führte zur Riesenmade, die die Kleidung vom Körper eines weiblichen Crewmitgliedes, mit ihren Absonderungen löst und auf gewisse weise sexuell vergewohltätigt. Eine Szene, die kontrovers diskutiert wurde, die für einige Probleme sorgte. Die dem Film aber etwas ganz besonderes verlieh. Allein wegen dieser Szene wollten viele den Film auch sehen. Und es ist diese Szene, die vielen noch heute gegenwärtig ist. Die sogleich mit dem Titel des Filmes assoziiert wird. Und ich aus meiner Sicht muss sagen. Sie hat was. Sie ist schon etwas besonderes in der Filmszene. Vielleicht sogar der Filmgeschichte.
Übrigens gibt es unter den Darstellern bekannte Gesichter. Sid Haig erwähnte ich ja schon, den Nebendarsteller, der mit seinem markanten Aussehen durch einige Filme und Serien gegangen ist und von vielen noch heute schnell erkannt wird. Es ist mit ihm wie mit Danny Trejo. Er prägte die Szene einer gewissen Zeitepoche und wird aus nostalgischen Gründen von einigen Regisseuren heute wieder eingesetzt, die mit ihm seinerzeit groß geworden sind. Von seiner Präsenz geprägt wurden. Weiter geht es dann mit Robert Englund, noch weit am Anfang seiner Karriere. Ihn weiter zu erwähnen ist unsinnig. Robert Englund ist Freddy Kruger und mit seinem Namen assoziiert man diese Figur auch immer. Auf immer und ewig, möchte ich sagen. Weiterhin vertreten Edward Albert, seines Zeichens B-Movie Star und Serienschauspieler und da in einigen bekannten Beiträgen zu sehen, wie MIMIC 2 oder DIE SCHÖNE UND DAS BIEST (mit Lindy Hamilton und Ron Perlman). Dann haben wir noch den bekannten Ray Walston und Grace Zabriskie. Und noch einige mehr, die man aus Serien kennt und die hier gut rein passen. Wirklich anspruchsvolle Dialoge haben sie nicht zu sprechen. Wer mich jedoch beeindruckte war Robert Englund. Im Verlauf muss er gegen sich selbst antreten, gegen einen bösartigen Zwilling. Der Blick auf der einen Seite und die verängstigte Reaktion auf der anderen. Hier wird Englunds talent deutlich. Warum hat dieser Mann nicht noch andere, anspruchsvollere Rollen gespielt. Er hat das Zeug dazu.

GALAXY OF TERROR ist ein unterhaltsamer Film. Es ist ein SF Trasher von der gehobenen Klasse. Sicherlich sieht man ihm an einigen Stellen sein geringes Budget an. Aber... für seine lediglich 700.000$ wirkt er richtig groß. Das liegt nicht zuletzt in James Camerons überragendem Können begründet. Er verleiht dem Streifen viel. Bruce D. Clarks Regie ist daneben sehr solide. Nicht überragend, aber ansprechend. Und die Darsteller, allen voran Robert Englund, geben ihr möglichstes die Geschichte mit Leben zu füllen.
Wer Science Fiction Horror ala MUTANT - DAS GRAUEN IM ALL, ALIENS oder EVENT HORIZON mag, der ist hier an der richtigen Adresse. Der wird hier ansprechend kurzweilig unterhalten. Es gibt viel zu sehen. Schöne Weltraumaufnahmen und blutigen Splatter.

Wertung: 7,5/10

Samstag, 10. September 2011

The Straight Story (USA, UK, FR / 1999)

Genre: Tragikomödie

DER ELEFANTENMENSCH, BLUE VELVET, LOST HIGHWAY, MULHOLLAND DRIVE, DUNE - DER WÜSTENPLANET. David Lynch ist einer der Ausnahmeregisseure Hollywoods. Seine genannten Filme sind beeindruckende Werke und ebenso fesselnd wie verstörend. Sehr besondere visuelle Erlebnisse mit Tiefgang. Kunstwerke, will man sagen. Und THE STRAIGHT STORY fügt sich da gut ein. Es ist ein Roadmovie der eigenen Art. Nicht wie sonst ein mysteröses Werk des Meisters, sondern eine wahre Geschichte. Diese ist jedoch so außergewöhnlich, dass der mysteröse Faktor, der Lynchs Werken immer irgendwie anhaftet doch noch erfüllt wird.

Die Rede ist von Alvin, einem kauzigen alten Mann um dessen Gesundheit es nicht sonderlich gut bestellt ist. Die Jahre machen sich bemerkbar. Der Körper will einfach nicht mehr so wie früher. Mittlerweile sind zwei Gehstöcke seine ständigen Begleiter. Doch solange es noch geht, solange er sich halbwegs fühlt, sieht er keine Notwendigkeit seinen Lebensstil zu ändern. Zigarren werden doch wohl noch erlaubt sein. Und auch andere Genüsse, die auf der Liste der gefährdenden Konsumgüter stehen, werden beibehalten. Und dann hört Alvin von Bruder Lyles Herzanfall. Das macht ihn nachdenklich, wechselt er mit ihm doch schon seit zehn Jahren kein Wort mehr. Und bevor es zu spät ist, will er sich mit Lyle versöhnen. Aber wie zu ihm hingelangen? Schließlich wohnt er über 500 Kilometer weit weg. Und einen Führerschein hat Alvin auch nicht mehr, seine Augen sind zu schlecht. Genausowehnig kann ihn die etwas zurück gebliebene Tochter Rose fahren. Also baut er sich einen recht eigenartigen Anhänger, schnallt diesen an seinen alten Rasenmäher und fährt los. Begibt sich auf eine besondere Reise, gespickt mit Bekanntschaften und Ereignissen. Er macht sich auf den Weg zu Lyle, seinem Bruder. Und wenn sie sich auch nicht gut vertragen, so ist er doch sein Bruder. Denn "Ein Bruder ist ein Bruder".

"Ein Bruder ist ein Bruder" dieser herrliche Satz ist auch ein Fingerzeig auf den Zuschauer. Auf die Zuschauer, die Geschwister haben und mit ihnen aus welchem Grunde auch immer kein Wort mehr wechseln. Was kann so schlimm sein, mit seinem Bruder/seiner Schwester kein Wort mehr zu wechseln? Sich mit ihnen zu verkrachen. Schließlich sind sie unsere Familie.
David Lynch hat sich der skurrilen aber wahren Geschichte angenommen und sie in einen ansprechenden Film gewandelt. Inhaltlich ist THE STRAIGHT STORY auf den ersten Blick banal und man braucht seine Zeit einen Draht dazu zu finden. Doch je mehr das Geschehen voranschreitet, je absonderlicher sich Hauptcharakter Alvin geberdet, je mehr man ihn kennenlernt und erkennt welch Altersweisheit in ihm doch steckt und wie tiefgründig sein Wesen (trotz Einfachheit) ist, je mehr ist man gefesselt. In vielen Dialogen steckt Wahrheit. Aus vielen Szenen kann man lernen. Und die Darsteller, die uns diese Geschichte nahe bringen sind gut dafür ausgewählt. Allen voran Richard Farnsworth als Alvin. Nicht nur aufgrund seines Alters nimmt man ihm den kauzigen Eigenbrödler ab. Auch sein minimalistisches Spiel, was doch so viel erkennen lässt, trägt dazu bei. Und nicht von ungefähr war Farnsworth für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert. Schade dass er diesen nicht gewann und einen solchen wohl auch nicht mehr gewinnen wird. Farnsworth erschoss sich nämlich im Jahr 2000 auf seiner Ranch. Er konnte die Schmerzen seiner schweren Krebserkrankung einfach nicht mehr ertragen. Tragisch. Als sonderbarer Mann, als Bruder von Lyle und Vater von Rose wird er uns in THE STRAIGHT STORY jedenfalls auf ewig in Erinnerung bleiben. Rose, die zurück gebliebene Tochter, wird gespielt von Sissy Spacek, wohl bestens bekannt als Carrie aus CARRIE - DES SATANS JÜNGSTE TOCHTER, einer fesselnden Steven King Verfilmung. Das recht eigene Mädchen spielt sie mit besonderem Engagement und versteht zu punkten. Ebenso wie Harry Dean Stanton als Bruder Lyle. Ihn siehen wir aber lediglich am Schluss des Filmes und auch nur 3 Minuten. Nicht viel zu sagen hat er, doch sein Gesicht spricht Bände. Und wer das vermag, der hat es drauf.
Lynchs Regie ist ruhig und einprägsam. Dafür sorgen zum einen die herrlichen Aufnahmen herbstlicher Natur. Indian Summer. Das Laub der Bäume in den unterschiedlichsten Farben. Hinzu gesellen sich atmosphärische Nachtaufnahmen und ein Sternenhimmel der besonderen Art. Man fühlt sich an DUNE erinnert. Die stillen Impressionen und bedächtigen Kamerafahrten schaffen zudem eine melancholisch nachdenkliche Atmosphäre. Eine Atmosphäre die einen über das Leben nachdenken lässt. Doch darauf konzentriert sich Lynch nicht allein. Er vermag es der Geschichte auch etwas Dramatik zu verleihen. Mit einem gekonnten Schnitt und der jeweiligen Kameraführung. Und zu letzterem sollte dazu erwähnt sein, dafür zeichnet sich Freddie Francis verantwortlich. Kennern der britischen Filmszene ist sein Name wahrlich nicht fremd. Er inszenierte selbst so einige Horrorklassiker für die Hammer Studios und Amicus. Da Francis als Kameramann seine Karriere begann und sein Handwerk meisterhaft versteht (sie seine Filme immer eindrucksvoll verdeutlichten), ist er für den Job auch die denkbar günstige Wahl gewesen. Ich muss sagen, jetzt wo ich es weiß, erkenne ich seinen Stil an der einen oder anderen Stelle. Untermalt wird alles von Angelo Badalamentis gelungenem Score. Einem Score, der hervorragend zum Geschehen passt und sich minimalistisch hält. Etwas anderes wäre auch kontraproduktiv gewesen.

THE STRAIGHT STORY ist ein tiefgründiger Film. Wieder ein besonderes Werk von David Lynch. Kein Krimi, kein Thriller, kein Science-Fiction Film, sondern eine Tragikomödie. Ein Film über einen kauzigen alten Mann, der auf seinem alten Rasenmäher 500 Kilometer weit fährt um sich mit seinem schwer kranken Bruder zu versöhnen. Eine solch wahre Geschichte schreit danach verfilmt zu werden. Und Lynch schafft das sehr gut. Sicherlich braucht es seine Zeit in den langsam startenden und auch sonst sehr ruhigen Film hinein zu kommen. Doch je weiter die Reise fortschreitet, je tiefgründiger wird es. Je fesselnder wird es. Für Freunde schneller Unterhaltung sicherlich nichts. Für jene, die Anspruchsvolles bevorzugen, sollten THE STRAIGHT STORY eine Chance geben.

Wertung: 7,5/10