Donnerstag, 29. September 2011

Der Weisse Büffel (USA / 1977)

Orig-Titel: The White Buffalo

Genre: Horror-Western

Nach einiger Zeit wieder einmal ein Charles Bronson Film, und dazu noch ein Tierhorror Streifen. Um genau zu sein handelt es sich um einen Horrorwestern. Interessanter Genre Misch-Masch. Was mich an der Geschichte gereizt hat, war der weisse Büffel. Die Inhaltsangabe das erste mal gelesen erinnerte mich das an MOBY DICK. Das weisse Untier das einen Mann selbst in Träumen peinigt und nicht wieder loslässt. Und da ich Herman Melvilles Novelle ohnehin sehr mag musste ich DER WEISSE BÜFFEL einfach sehen.

Es geht um Wild Bill Hickok, der nach langer Zeit in entlegene Teile des Wilden Westens zurückkehrt, auf der Suche nach einem weissen Büffel. Von Alpträumen geplagt wacht der Revolverhelt jede Nacht Schweiss gebadet auf und schießt wild um sich. Wehe dem der dann in seiner Nähe ist. In Cheyenne trifft er nun Freund Glasauge und gemeinsam ziehen sie aus ins feindliche Indianerland, das Untier zu erlegen. Zuvor treffen sie noch Häuptling White Horse, der seinerseits hinter dem Büffel her ist; schließlich hat dieser seine geliebte Frau auf dem Gewissen. Ein rauer Wind weht in den Weiten des Landes wo die Gefahr nicht nur von Tieren ausgehen. So sind den dreien mordlüsterne Horden auf den Fersen. Indianer wie Cowboys. Und die Jagd nach dem weissen Büffel geht weiter.

Also die Klasse eines MOBY DICK erreicht DER WEISSE BÜFFEL zu keiner Zeit. Dafür ist die Geschichte einfach zu flach und die filmische Umsetzung unspektakulär.
Charles Bronson zählt ja zu den Actionhelden der 70er/80er Jahre schlechthin. Viele unterhaltsame Kracher gehen auf sein Konto. Auf der anderen Seite war Dino De Laurentiis ein Produzent sehr einträglicher Beiträge und das nicht nur in Action lastiger Hinsicht. Auch Science Fiction und sehr gelungene Horrorfilme zählen darunter. Phantastisch FLASH GORDON, fesselnd CONAN, beeindruckend sowie berührend ORCA DER KILLERWAL.Das sich Bronson und er zusammentun, dabei konnte nur ein unterhaltsames Ergebnis rauskommen.
So lebt DER WEISSE BÜFFEL von Bronson. Von seiner sehr eigenen Präsenz. Und dass er als Wild Bill Hickok auch die Fetzen fliegen lässt versteht sich von selbst. In bester Django Manier knallt er die bösen Buben über den Haufen, ob nun mit der Winchester oder den beiden Revolvern, die Wild Bill ja auszeichneten. Mister Hickok ist übrigens eine Figur die es tatsächlich gegeben hat, ebenso wie Indianerhäuptling White Horse (auch genannt Crazy Horse), den Will Sampson (POLTERGEIST II / DIE FEUERWALZE) spielt. Als gebürtiger Indianer schafft er Glaubwürdigkeit, der Rolle und dem Drehbuch angemessen. Und das trifft auch auf die übrigen bekannten Gesichter zu; die da wären Jack Warden (TOD AUF DEM NIL / JAGD AUF DIE POSEIDON), Stuart Whitman (DER TÖDLICHE SCHATTEN DES MR. SHATTER), Slim Pickens (DR. SELTSAM, ODER WIE ICH LERNTE, DIE BOMBE ZU LIEBEN), John Carradine (DER MANN DER LIBERTY VALANCE ERSCHOSS), Ed Lauter, Martin Kove, Kim Novak. Ein gutes Ensemble, das vervollständigt wird durch den weissen Büffel. Bei diesem handelt es sich nicht um ein richtiges Tier, sondern vielmehr um eine animatronische Puppe, so wie eben der weisse Hai. So wie sie Stan Winston häufig herstellte und wo er Experte war. Hier war der Meister zwar nicht beteiligt, das Ergebnis gefellt aber dennoch, wenn auch nicht durch sonderlichen Realismus. Zudem schnaubt das Ungetüm wie eine Lokomotive. Es klingt gewöhnungsbedürftig. Eher lustig als bedrohlich.
Da solch eine Lebensechte Puppe schwer in die Prärie zu bringen ist, wurde für die Dreharbeiten verstärkt auf Setaufnahmen gegangen. Diese sind als solches leicht zu erkennen, da auch die enthaltene Ausstattung stark nach Styroporsteinen und dergleichen aussieht. Ich kann jedoch nicht sagen, dass das sonderlich negativ ist. Vielmehr schafft es eine eigene Atmosphäre, die auch etwas hat. So wie bei FLASH GORDON beispielsweise. Und ich glaube auch ORCA - DER KILLERWAL war zuweilen so geartet. Ausgeleuchtet sind die Sets ganz gut und das ist wichtig, da vieles auch in der Nacht spielt. Kameraführungstechnisch darf der Zuschauer ebenfalls zufrieden sein. Es gibt gute Einstellungen, ordentliche Schwenks, gelungene Panoramaaufnahmen. Schade, dass der Schnitt hier und da etwas holperig daherkommt. Das fällt vor allem in den Büffelszenen störend ins Gewicht. Sicherlich war es wichtig die Puppe zu verschleiern. Doch wie das im Finale gemacht wird, sorgt für Unübersichtlichkeit. Wer steht wo? Wo ist der Büffel, wie weit oder wie nah sind Hickok, White Horse oder Glasauge? Schade.
'Die musikalische Untermalung hat was von James Bond', dachte ich so bei mir. Und tatsächlich ist der verantwortliche Komponist jener, John Barry nämlich. Auch wenn es melodisch zuweilen an Bond erinnern mag, es passt und ist auch soweit so eigen, dass eine deutliche Verwechslung nicht zu stande kommt. Ich fand es gut.

J. Lee Thompson, der Regisseur, war verantwortlich für so manchen Charles Bronson Film und er hat die Zuschauer stets ansprechend und kurzweilig unterhalten. Das gelingt in gleicher Qualität auch mit DER WEISSE BÜFFEL. Mir fehlt es jedoch an Charaktertiefe, an einer ausgefeilten Geschichte und der entsprechenden Umsetzung. Von der Dramatik und dem Tiefgang eines MOBY DICK fehlt jede Spur. Der weisse Büffel ist bedrohlich, aber nicht wirklich bedrohlich. Und Wild Bill Hickok, ich will ihm die Last des Alptraumes einfach nicht abnehmen. Es fehlt einfach auch an Spannung. Man wohnt dem Geschehen bei, ist aber nicht sonderlich berührt und so richtig mitten drinnen auch nicht.
Wie gesagt, nette Unterhaltung, mehr aber auch nicht. Für Bronson Fans aber allemal empfehlenswert.

Wertung: 6/10


Zur mittlerweile erhältlichen (öffentlichen) deutschen DVD sei angemerkt, sie ist sehr gelungen. Bild und Ton sind wirklich gut und an Extras findet sich sogar der Kinotrailer. So gesehen ganz eine Veröffentlichung wie man sie sonst von MGM DVD gewohnt ist. Dort hätte sie vor Jahren gestanden, wenn man sich da schon des Streifens angenommen hätte.