Sonntag, 3. Juni 2012

ZEDER - Denn Tote kehren wieder (Italien / 1983)


Orig-Titel: ZEDER 

Genre: Horror - Thriller

INFERNO der Streifen von Dario Argento war zuletzt der Film, der mich hinsichtlich visueller Gestaltung in Staunen versetzte. Ein beeindruckender Streifen mit hervorragender musikalischer Untermalung. Die ganze Inszenierung fand ich so gesehen hervorragend. Wirklich toll. Dagegen brachte ENDGAME (aus dem Science Fiction Endzeit Genre) mich eher zum weinen. Und das nicht weil er so ergreifend ist, sondern so schlecht. Grauenvoll dilettantisch und so wenig unterhaltsam. Zum gähnen. Nicht sonderlich viel besser fiel PACO – KAMPFMASCHINE DES TODES aus. Auch ein Endzeitstreifen, der sich stark beim TERMINATOR bedient. Eine typisch italienische Ramschverfilmung. Abgesehen von erstgenanntem Werk wurde ich vom italienischen Kino in letzter Zeit also nicht sonderlich verwöhnt.
Und jetzt erfuhr ich von einem italienischen Ausnahmeregisseur, genannt Pupi Avati. Einem Regisseur der mehr Wert auf Inhalt und Atmosphäre legt. Und passenderweise bietet CMV Laservision auch seit kurzem einen seiner Filme an. ZEDER- DENN TOTE KEHREN WIEDER, der Titel. Oder auch REVENGE OF THE DEAD. So bietet das Label natürlich ihre Auflagen wieder mit mehreren Covermotiven an, wobei mich das mit letzterem Filmtitel mehr ansprach, ist es doch gestaltet wie ich italienische Horrorcover eben so kenne und liebe. Hinzu kommt der DAWN OF THE DEAD ähnliche Schriftzug.

Mit George A. Romeros Werken hat der Film aber nichts gemein. Das Cover führt etwas in die irre. Die übrigen angebotenen Motive sind da schon treffender. Besonders das am minimalistischsten gehaltene.
Der Film beginnt bei einem Haus, wo des Nachts seltsame Dinge geschehen. Es kommt zu brutalen Todesfällen. Aber hat das Gezeigte nun einen übernatürlichen Hintergrund oder nicht? Diese Frage lässt Pupi Avati bis zum letzten Drittel unbeantwortet. Gekonnt hält er uns damit bei der Stange. Zieht uns hinein in eine klassische Ermittlungsgeschichte, denn nach dem Prolog geht es mit einem Schriftsteller weiter, der von seiner Frau eine Schreibmaschine geschenkt bekommt. Er findet heraus dass auf dieser Maschine einige interessante, rätselhafte Seiten geschrieben wurden. Eine neue interessante Geschichte für einen weiteren Roman vermutend begibt er sich nun auf die Suche nach dem Verfasser und gerät immer näher zum anfänglich gezeigten Haus.

Ich bin begeistert. So gebannt habe ich schon lang keinen Film mehr verfolgt. Es macht Spaß dem ermittelnden Schriftsteller zuzusehen und mitzuerleben wie er immer mehr von den im Dunkeln liegenden Hintergründen aufdeckt.
Inszenatorisch geht Pupi Avati dabei sehr geschickt vor. Er konzentriert sich auf eine stimmige inhaltlich gehaltvolle Geschichte. Behandelt uns wie intelligente Zuschauer und lässt Raum für Interpretation. Gibt uns etwas über das wir nachdenken können. Dadurch sind wir mitten im Geschehen. Wollen den Dingen gemeinsam mit dem Hauptcharakter auf den Grund gehen. Und wir werden im Verlauf so einige interessante Sachen erfahren.
Dabei kommen wir italientypisch auch in den Genuss optischer Finessen. Avati gestaltet seine Settings nämlich auf stimmige und ansprechende Weise. So ist das Schlafzimmer des Schriftstellers beispielsweise am Kopfende mit einem herrlichen Panoramafenster versehen wo sich für gewöhnlich eine Wand befindet. Solcherlei, gepaart mit interessanten Bildkompositionen und gelungener Nutzung des vorhandenen Bildausschnittes gibt es vieles, wobei natürlich auch die Ausleuchtung passt. Jedoch sollten Liebhaber solcher Lichtzeichnungen eines Mario Bava oder Dario Argento nichts Vergleichbares erwarten. Ich war trotzdem sehr zufrieden. Auf seine ganz eigene Weise setzt der Regisseur nämlich Akzente. Sehr effektvoll sind zudem die Maskenbildnerarbeiten. Aber auch hier sollten sich Freunde von Lucio Fulci, oder Lamberto Bava keinen allzu großen Hoffnungen hingeben. So wie diese Landsmänner hält Pupi Avati nicht drauf wenn’s blutig wird. Ganz im Gegenteil. Durch gekonnte Schnitte wird die direkte Aktion verschleiert.
Und die eine Szene muss ich in diesem Zusammenhang einfach mal verraten. >>Das blitzende Messer, gehalten von einem Bösewicht, dessen Gesicht nicht gezeigt wird. Die panische Frau, festgehalten von einem weiteren Bösewicht. Das Messer kommt näher. Close-Up auf das Gesicht der Frau. Ein Zucken in ihrem Gesicht. Schnitt auf Ihre Handtasche, aus dem der Mörder die blutige Klinge zieht. Er hat durch sie hindurchgestochen. Dann sticht er noch einmal zu. Wieder verschleiert durch gekonnten Schnitt.<<
 Ich finde diese Folge genial und gerade weil Avati nicht so drauf hält, stattdessen auf die Emotionen im Gesicht des Opfers setzt, wird es so packend. Eben besonders.

ZEDER – DENN TOTE KEHREN WIEDER ist all jenen ans Herz zu legen, die mal wieder einen spannenden Film sehen wollen der ihnen etwas mitdenken abverlangt. Eine durchdachte Geschichte verpackt in eine gekonnte Inszenierung mit visuellen Akzenten. Kein opulentes Werk alla Hollywood. Aber ein erkennbarer europäischer, ja italienischer Film. Ist es ein Horrorfilm, ist es nur ein Horror-Thriller? Schaut es euch an.
Und, ach ja… nicht mit George A. Romero… vielmehr mit Stephen King ist es zu vergleichen. (Wer da wohl von wem abgeschaut hat?)
Pupi Avati für mich mit diesem Film einer der neuen Fokuspunkte im italienischen Kino geworden. Und damit freue ich mich umso mehr auf DAS HAUS DER LACHENDEN FENSTER. Das herrlich gestaltete Mediabook konnte ich mir letztens sichern. Und nach Blättern im Booklet und weil ich Kunst (schöne Gemälde und dergleichen) sehr mag, bin ich nun noch gespannter und erwarte einen noch packenderen und optisch noch beeindruckenderen Vertreter.

P.S.: Die Musik hatte ich noch vergessen zu erwähnen. Die stammt von Riz Ortolani und klingt dem Film entsprechend atmosphärisch und geheimnisvoll. Stellt sich aber nicht durch besondere Melodik in den Vordergrund. Dennoch passt sie vortrefflich und ist trotz allem ganz italienisch.

Wertung: 8/10


Die deutsche DVD:

CMVs DVD Veröffentlichung bietet ein sehr gutes Bild und einen gelungenen deutschen Ton. Hinzu kommt ein informativer deutscher Audiokommentar von Christian Keßler, ein original Kinotrailer, eine umfangreiche Bildergalerie und ein Feature genannt "Auf den Spuren der Zone K". Dahinter Textinfos zum Film, Fotostrecke mit Bildern von den Sets wie sie heute aussehen und Videoaufnahmen selbiger Form.
Die Disc steckt in einer schönen kleinen Hartbox, wie schon gesagt mit mehreren wählbaren Motiven.
Alles in allem eine gekonnte Umsetzung.

Wertung: 7/10