Donnerstag, 20. Mai 2010

Jack the Ripper [TV] (UK, USA / 1988)

Orig-Titel: Jack the Ripper
Genre: Krimi
Laufzeit: Teil 1 = 96 Min. & Teil 2 = 93 Min. [PAL]
Regie: David Wickes
Drehbuch: Derek Marlowe, David Wickes
Produzent: David Wickes
Ausf. Produzenten: Leonard Hill, Robert O'Connor, Lloyd Shirley
Musik: John Cameron
Kamera: Alan Hume
Schnitt: Keith Palmer
Darsteller: Sir Michael Caine (Chief Insp. Frederick Abberline), Armand Assante (Richard Mansfield), Ray McAnally (Sir William Gull), Lewis Collins (Sgt. George Godley), Ken Bones (Robert James Lees), Jane Seymour (Emma Prentiss), Susan George (Catherine Eddowes), Lysette Anthony (Mary Jane Kelly), Hugh Fraser (Sir Charles Warren)
Ausstrahlung: 04.04.1989 (BRD - Video)

Seinerzeit schon, als die DVD von I-On New Media auf den deutschen Markt kam, fiel mir dieser Fernseh-Zweiteiler auf.

Der Fall Jack the Ripper faszinierte mich schon immer. Ich mag dieses Geheimnis, das um ihn herumweht und das sicherlich keines wäre, wenn es damals schon die Spurensicherung und Ermittlungsmethoden gegeben hätte, die heute zur Anwendung kommen. Da aber schon bei den Methoden seinerzeit geschlampt wurde, ist der Täter nie gefasst worden. Leider ist es durch die Verfehlungen und die seinerzeit noch nicht existierenden forensischen Methoden auch heute nicht möglich den wahren Täter sicher zu bestimmen. Somit bleibt fiel Raum für Spekulation und gibt es auch verschiedene Theorien. Die einen gehen von einem Täter aus, die anderen sprechen noch von einem Partner. Dann wird die Theorie aufgestellt, das Königshaus sei verwickelt gewesen und dann spricht man davon, dass schon im Vorfeld Morde vom Ripper begangen wurden. Diese sprach man ihm jedoch nicht zu, weil sie nicht in Gänze ins Schema passten. Ich persönlich halte diese vorhergehenden Fälle aber durchaus für beachtenswürdig, denn wenn es sich um einen Serientäter handelt, dann würden erste Versuche ins Täterprofil passen. Mit der Zeit wird ein Serientäter sicherer in dem was er tut, was schließlich zu den Auswüchsen führt, die wir alle kennen. Ferner würde das den letzten, bestialischsten Mord erklären, wo er seinen Höhepunkt erreichte. Letzterer wird von manchen als Ripper Mord aber auch angezweifelt, da die Begleitumstände nicht so recht passen wollen. Vorher stets auf der Straße begangen, begab sich der Mörder hier in ein Haus und verrichtete ungestört sein Werkt. Einige Punkte passen hingegen auf Jack the Ripper, wie Zeit und Ort (Whitechapel) und Brutalität (wenn auch wesentlich potenzierter).
Wie es genau gewesen ist, ob nur 5 Morde oder mehr, ob mit Involvierung des Königshauses, eine einzelne Person oder mehrere, das vermag niemand genau zu sagen. Die Macher des Fernseh-Zweiteilers durften für ihre Inszenierung genaue Einsicht in alle Unterlagen nehmen und präsentieren dem Zuschauer eine detaillierte Aufarbeitung und die für sie einzig wahre Schlussfolgerung.

In London, im Stadteil Whitechapel kommt es zu einem bestialischen Mord. Einer Prostituierten wurde mit einem Messer die Kehle durchgeschnitten und der Unterleib geöffnet. Teile der Innereien schnitt man heraus und legte sie über die rechte Schulter. Eine Tat, von solcher Grausamkeit, dass sie Scottland Yard auf den Plan ruft. Der Fall wird Inspektor Abberline übertragen, der zwar dem Alkohol recht zugesprochen ist, aber auch einer der fähigsten Ermittler. Gemeinsam mit seinem Partner nimmt er die Ermittlungen auf, die sich schon bald als sehr schwierig herausstellen. Weitere Morde geschehen und die Lage spitzt sich weiter zu.

Die Briten sind bekannt dafür, dass sie zuweilen Stoffe nehmen und sie so getreu wie möglich verfilmen. So geschah das für mich merklich bei den Werken von Arthur Conan Doyle (Sherlock Holmes) und Agatha Chriestie (Miss Marple und Hercule Poirot). In den 80er Jahren war dieser Trend am ausgeprägtesten und hier entstand auch der JACK THE RIPPER Zweiteiler mit Michael Caine in der Hauptrolle. Mittlerweile habe ich schon die eine oder andere Verfilmung gesehen, die sich dem Stoff widmet und ich muss sagen, keine war bisher so gelungen, wie die Vorliegende. Alles ist mit so viel Liebe zum Detail umgesetzt und so merklich genau, dass man zu staunen beginnt. Die Briefe, die Örtlichkeiten, die Beschreibungen der Taten, die forensischen Fakten. Es ist unheimlich spannend und von der Inszenierung her könnte es kaum besser sein. In dem Land, das die besten Krimis hervorgebracht hat, ist es aber auch kein Wunder. Man versteht, warum hier die Ermittlungen gern Sherlock Holmes in die Hände gelegt werden. Abberline und seine Kollegen handeln zuweilen im Stile des Meisterdetektivs. So könnte man Abberlines Alkoholsucht Holmes' Drogenkonsum gleichsetzen. Ebenso wie der Meisterdetektiv ist Abberline ein heller Kopf und in einer Szene verkleidet sich einer der Kollegen um jemanden zu beschatten, ganz wie Holmes das getan hätte. Es ist eine Schau dem Treiben zuzusehen und man bekommt auch ein Gefühl dafür, wie es seinerzeit wohl in diesen ärmlichen Stadtvierteln gewesen sein muss. Dunkel, schmutzig heruntergekommen und ziemlich ärmlich.
Was mir bei der Inszenierung sehr gefallen hat, ist, dass man die Morde nicht so penetrant gezeigt hat. Für einen guten Film ist es nicht nötig, zu zeigen, wie einem die Kehle aufgeschlitzt wird, oder die das Messer andere Bereiche trifft. Dennoch fehlt es hier und da nicht an den nötigen Szenen. Diese sind aber mehr hintergründig. Die Substanz der Geschichte - also Dialoge und stimmige Inszenierung - stehen im Vordergrund.

Was die bildliche Komponente betrifft, so bin ich sehr zufrieden. Neben Aufnahmen im Freien wurde sehr viel auch im Studio gedreht, was vor allem der Fall war, wenn es nach Whitechapel ging. Die kleinen Gässchen und dunklen Ecken konnte man hier ja auch am besten umsetzen.
Akustisch bedient man sich an verschiedenen Stellen geheimnisvollen Sounds. Streift der Ripper durch die Gegend hört man ein schweres Atmen. Das treibt die Spannung in die Höhe und schürt Erwartungen.
Musikalisch bekommt man ansprechende Klänge, die die 80er Jahre durchblicken lassen. Geht das Geschehen in den spannenden Teil über, kommen bassintensive Klänge zum Einsatz, die ich sehr ansprechend finde.

Schauspielerisch habe ich Michael Caine ja schon erwähnt. Er verkörpert Abberline wirklich phantastisch und ich kann von seinem Spiel gar nicht genug bekommen. Als seinen Vorgesetzten Sir Charles Warren tritt Hugh Fraser in Erscheinung, der Kennern der britischen Fernsehserie AGATHA CHRISTIE'S POIROT (mit David Suchet) sicher sofort ins Auge stechen wird. Hier spielte er in mehreren Folgen Poirots treuen Gefährten Arthur Hastings. In der Jack the Ripper Verfilmung macht er seine Sache sehr gut, sticht aber auch nicht sonderlich hervor. Gegen Michael Caine kommt man eben nicht so leicht an. Da hat es auch Armand Assante als Schauspieler Richard Mansfield nicht leicht. Seine Figur ist auch von besonderer Art, umgibt sie doch ein seltsames Kuriosum. Allein durch Konzentration kann er sich auf der Bühne von Dr. Jekyll in den bösen Mr. Hyde verwandeln. Diesen Punkt setze ich klar in den Fiktionalen, der mit der Geschichte und dem Fall nichts zu tun hat.
Für die optischen Akzente ist übrigens Jane Seymour verantwortlich, die mit ihrem bezaubernden Aussehen zu punkten versteht und die auch schauspielerisch gefällt. Lysette Anthony, die mir aus der im gleichen Jahr gedrehten Komödie GENIE UND SCHNAUZE - einem herrlichen Film in dem Michael Caine Sherlock Holmes spielt - bekannt ist, steht dem in optischer Hinsicht kaum nach. Lysette Anthony verkörpert Mary Jane Kelly, das letzte Opfer.

Zusammengefasst sei nochmals gesagt, JACK THE RIPPER hat mir unheimlich gut gefallen. Eine sehr schöne Verfilmung, die mit viel Liebe zum Detail umgesetzt wurde und die bekannten Fakten in all ihren Einzelheiten präsentiert. Es unterhält wirklich hervorragend und daran tragen Regisseur, Kameramann (Alan Hume), Schnitt, Komponist und vor allem die Schauspieler einen erheblichen Anteil.

Wertung: 8,5/10


Die DVD

Beide Teile, die jeweils eine Laufzeit von über 90 Minuten haben, wurden auf eine DVD gepresst. Bild und Ton empfinde ich als sehr gelungen. Satte Farben, ein sehr guter Kontrast, eine gute Schärfe und relativ wenig Bildrauschen. Die Stimmen sind deutlich, der Bass ausgewogen und Höhen und Tiefen wissen ebenso zu gefallen. Ein ansprechendes Klangbild entsteht.
Als Extras gibt es 22 Minuten an geschnittenem Material, eine 7-minütige Doku, die Totenscheine als Texttafeln und weitere Infos als Texttafeln. Zum Abschluss bekommt man noch einen Audiokommentar, der jedoch nicht mit deutschen Untertiteln versehen wurde.

Alles in allem eine empfehlenswerte DVD Auflage mit einer soliden Ausstattung.

Wertung: 7,5/10