Sonntag, 16. Mai 2010

Kurzer Prozess (USA / 2008)

Orig-Titel: Righteous Kill
Genre: Thriller
Laufzeit: 101 Min. [NTSC] / 97 Min. [PAL]
Regie: Jon Avnet
Drehbuch: Russell Gewirtz
Produzent: Jon Avnet, Rob Cowan, Randall Emmett, Lati Grobman, Avi Lerner, Alexandra Milchan, Daniel M. Rosenberg
Ausf. Produzenten: Boaz Davidson, Danny Dimbort, George Furla, Trevor Short
Musik: Ed Sheamur
Kamera: Denis Lenoir
Schnitt: Paul Hirsch
Darsteller: Robert De Niro (Tom 'Turk' Cowan), Al Pacino (David 'Rooster' Fisk), 50 Cent (Spider), Carla Gugino (Karen Corelli), John Leguizamo (Det. Simon Perez), Donnie Wahlberg (Det. Ted Riley), Brian Dennehy (Lieutenant Hingis)
Budget: 60 Mio. Dollar
Kinostart: 12. Sep 2008 (USA) /1. Jan 2009 (Dt.)

Wenn ich Nu Image höre, dann denke ich gleich an B-Movies, die nicht immer für Begeisterungsstürme sorgen. Billig gedrehte streifen, denen meist eines am meisten fehlt, eine wirklich unterhaltsame Story. Auch wenn die Effekte nicht das gelbe vom Ei sind, so vergisst man das schnell, wenn die Geschichte unterhält und fesselt. Das ist das große Manko bei Nu Image und dadurch hat die Firma auch ihren Ruf weg. Trotzdem brachte die Firma - und bringt sie noch immer - ganz gute Gewinne ein. Aber mit so einem Ruf kann man sicher nicht in die erste Liga aufsteigen. Das dachten sich wohl die Produzenten und Inhaber von Nu Image und gründeten Millennium Films. Mit dieser Firma soll mehr Qualität geboten werden und dafür wird auch etwas mehr investiert. Das Konzept sieht vor, bekannte und meist auch altgediente Stars zu engagieren und gemeinsam mit erfahrenen Regisseuren Filme zu drehen, die mehr das Zeug haben, in die Kinos zu kommen. Die Anfänge waren ganz gut, doch nicht wirklich berauschend. Man ließ sich nicht entmutigen, behielt die Linie bei und schließlich kamen Streifen, wie BLACK DAHLIA und LONELY HEARTS KILLERS, zwei Vertretern des Film Noir. Mit sehr bekannten Darstellern und Regisseuren, konnte man punkten, wenn auch nicht die absolut erste Riege erreichen. Den Filmen fehlt nach wie vor das gewisse etwas. Aber man schlägt sich gut und mit Sylvester Stallones JOHN RAMBO hatte man dann einen wirklich guten Streifen mitproduziert. Mittlerweile findet sich eine ganze Menge an ganz gelungenen Streifen in der Filmografie der Firma und man kann durchaus behaupten, sich auf dem größeren Markt etabliert zu haben. Den Filmfans der alten Tage gefällt es zudem, ihre alten Helden wieder vor der Kamera zu erleben. Und nicht selten geschieht es, dass die Filme auch alte Wege beschreiten (siehe BLACK DAHLIA und LONELY HEARTS KILLERS).

RIGHTEOUS KILL, der in Deutschland den passenden Titel KURZER PROZESS erhielt, gehört mit zu den Filmen, die für die alte Garde ist. Niemand geringeres als Robert De Niro und Al Pacino tummeln sich hier und das ist eine lange ersehnte Konstellation der Fans. Nach dem grandiosen HEAT fieberten wir nach einem erneuten Aufeinandertreffen der beiden und hier bekommen wir sie sogar Seite an Seite als Partner kämpfend.
Die Geschichte dreht sich um die Detectives Turk (Robert De Niro) und Rooster (Al Pacino), die sich einer Serie von Morden gegenüber sehen, die nicht wirklich ihren Enthusiasmus weckt. Denn bei den Opfern handelt es sich um miese Verbrecher, die sich auf irgendeine Weise ihrer Verantwortung entziehen konnten. Einer hat sich nun auserkoren als Rächer zu fungieren und hinterlässt am Tatort stets ein Kärtchen mit einem Gedicht. Turk und Rooster wollen den Fall trotz allem lösen und bekommen Unterstützung von Detectiv Perez (John Leguizamo) und Riley (Donnie Wahlberg). Die Morde gehen weiter und alle fragen sich, wer hinter der Sache steckt. Wer hat Kenntnis von diesen Menschen? Bald schon steht die Theorie im Raum es könnte einer von der Polizei sein. Einer aus den eigenen Reihen und die Verdächtigen sind nicht sonderlich zahlreich. Ein perfides Katz und Maus Spiel beginnt.

Eingangs hatte ich BLACK DAHLIA und LONELY HEARTS KILLERS erwähnt, zwei Vertreter des Film Noir. In diesen Filmen geht es meist um einen Kriminalfall, der von einem Detectiv oder mehreren aufgedeckt werden soll. Sehr häufig ist es auch ein Privatdetektiv. Was aber auch immer der Fall ist, ist, dass diese Ermittler, diese Menschen, die dem Recht zum Siege verhelfen sollen, auch gestrauchelte Existenzen sind. Sie haben nicht selten Leichen im Keller und sind Spielsucht, Drogen und Alkohol verfallen. Am Ende eines solchen Film Noir, der stets düster und bedrückend daherkommt, hat der Antiheld entweder Läuterung erfahren oder segnet das Zeitliche.
An diese Glanzperlen der vergangenen Filmzeit, die von Fritz Lang begründet wurde, erinnert mich RIGHTEOUS KILL irgendwie auch. Schon zu Beginn erfährt man, dass Turk und Rooster Beweise gefälscht haben um einen Verbrecher hinter Schloss und Riegel zu bringen. Ihre weißen Westen sind somit schon einmal beschmutzt. Turk rastet zudem gern einmal aus. Würde Rooster ihn nicht immer mal zurückhalten, wer weiß was er da schon angerichtet hätte. Somit kann man hier schon von einer gestrauchelten Existenz sprechen, oder zumindest von einem ausgebrannten Detectiv. Hinzu kommt, dass RIGHTEOUS KILL irgendwie eine Düsternis anhängt, weil das Geschehen sich oft in der Dunkelheit abspielt. Es hat schon sehr etwas von einem Film Noir.

Regisseur Jon Avnet inszeniert schon ein Jahr zuvor mit Al Pacino einen Film für Millennium Films, und zwar 88 MINUTES. Hier handelt es sich auch um einen Thriller, der ganz gut funktioniert. Eine schnörkellose Inszenierung, die zu fesseln versteht und sehr gute Momente hat, sowie einen sehr gut spielenden Al Pacino. Auch hier ist das Szenario zuweilen etwas bedrückend und auf seine Art schmutzig. Jon Avnet (er dreht auch den Thriller RED CORNER mit Richard Gere) blieb dieser Linie treu und packte es einen undurchsichtigen Thriller zu drehen, der den Zuschauer zu Anfang auf eine falsche Fährte locken will. Wer also meint, RIGHTEOUS KILL sei so oberflächlich, wie er anfangs scheint, der hat sich getäuscht. Es war für mich keine sonderliche Überraschung, wie die Geschichte ablief, aber ich wurde angenehm kurzweilige unterhalten und das ist schließlich die Hauptsache. Al Pacino gefällt mir in dem Streifen, wie lang nicht mehr und zusammen mit Robert De Niro ergibt sich wirklich ein gutes Gespannt, dem man gern zusieht. Hinzu kommt eine gelungene Kameraführung, mit der man dem Geschehen super folgen kann. Das trifft auch für den Schnitt zu, der keine MTV Orgien zum Besten gibt, aber dennoch anspruchsvoll ist. Beides ist vielleicht nicht auf Niveau eines A-Movies, aber hier haben wir es ja auch mit einem Vertreter der eher alten Garde zu tun. Dafür spricht auch Brian Dennehy als Lieutenant Hingis.

Irgendwie wirkt RIGHTEOUS KILL auf mich, wie ein Thriller aus den 80er/90er Jahren und nicht wie ein aktueller Vertreter. Allein dadurch ist er mir schon sympathisch. Sicherlich ist es kein super Kracher, der das Zeug hat in die erste Riege gezählt zu werden. Aber er versteht es mich kurzweilig zu unterhalten und ist solide und gut inszeniert. Er fesselt bis zum Schluss und das ist es doch worauf es ankommt. Zudem verstehen Robert De Niro und Al Pacino zu punkten und neben ihnen gibt es ja noch andere bekannte Gesichter. Mir hat der Thriller jedenfalls gefallen.

Wertung: 7,5/10


Die DVD

Kinowelt nimmt sich den Filmen immer mit gehobener Qualität an. Stets versteht die Bildqualität zu überzeugen und werden nicht selten interessante Extras beigegeben, soweit diese vorhanden sind. Bei KURZER PROZESS - RIGHTEOUS KILL sind Bild und Ton sehr gefällig und an Extras gibt es wirklich interessante Beigaben, die einen schönen Blick hinter die Kulissen werfen lassen. Zudem erfährt man durch den Audiokommentar einiges und ein Wendecover gibt es auch.
Ich bin zufrieden und kann die Scheibe nur empfehlen. Guter Film, gute DVD, was will man mehr.

Wertung: 8/10