Samstag, 13. Februar 2010

EDEN LOG (Frankreich / 2007)

Genre: Science-Fiction

Laufzeit: 98 Min. [PAL]

Regie: Franck Vestiel
Drehbuch: Franck Vestiel, Pierre Bordage
Produktion: Cédric Jimenez
Musik: Alex Cortés, Willie Cortés
Kamera: Thierry Pouget
Schnitt: Nicolas Sarcissian
Darsteller: Clovis Cornillac (Tolbiac), Vimala Pons (Botanikerin)

Kinostart: 26. Dez. 2007 (Frankreich), 14. Nov. 2008 (Dtl. DVD)



In den letzten Jahren kamen in Frankreich verschiedene Filme des phantastischen Genres auf den Markt, die das Publikum doch eher als mittelmäßig einstuft. DANTE 01, THE BROKEN und EDEN LOG meine ich und ich für meinen Teil finde alle drei ausnahmslos ungemein gelungen. Schon allein, weil sie zum Nachdenken anregen und einem nicht alles leicht und seicht präsentieren. Gerade das macht einen Film doch auch interessant. Ich sehe die Filme somit als anspruchsvoll an.

Bei meiner Rezi zu DANTE 01, empfahl man mir EDEN LOG. Ich hatte davon schon gehört, doch nun wollte ich unbedingt einen genaueren Blick werfen. Was eignet sich für eine tiefere Auseinandersetzung dabei mehr, als eine Special Edition, bei der man noch um einiges mehr, von den Machern selbst erfahren kann. Somit suchte ich die 2 Discs Umfassende Edition aus, die einen deutsch untertitelten Audiokommentar bietet, und auf der zweiten Disc, ein 45mitütiges Interview mit dem Regisseur und dem Produzenten und darüber hinaus, etwas kürzere Interviews mit den Darstellern, sowie dann noch ein 46 minütiges, schön ausführliches Making of. Somit bekommt man wirklich die volle Packung und zudem den Film an sich in durchaus sehr guter Bild und Tonqualität. Die DVD, besonders die Special Edition kann man wirklich nur empfehlen (obschon ich die Extras noch nicht in Anspruch genommen habe). Ein gelungenes Digi-Pak, mit ansprechender Gestaltung.
Was da die Farbwahl mit dem eigentlichen Film zu tun hat, ist einfach zu erklären. Der gesamte Film kleidet sich zum vorwiegenden Teil in diesen silbrigen, fast schwarz/weißen Ton. Ein Stilmittel, das unheimlich gut passt. Es unterstreicht die Tristesse und Trostlosigkeit der Umgebung.
Über den Inhalt des Filmes sollte man meines Erachtens nach wieder so wenig wissen, wie möglich. Vielleicht nur das offensichtliche des Anfangs: Ein Mann erwacht in einer stockfinsteren Höhle und bahnt sich instinktiv seinen Weg in einen Raum. Immer weiter treibt es ihn voran, ohne, dass er auf eine Menschenseele stößt. Was ist geschehen, wo ist er. Was ist das für ein technischer und befremdlicher Komplex, in den er vorzudringen scheint. Je weiter er geht, umso mehr erfährt er, umso mehr kommt er der Oberfläche entgegen.
Von meiner Seite war es das. Man sollte vielleicht nur noch sagen, dass es sich um einen Science Fiction Film handelt, der aber nicht so wirklich konventionelles SF bietet. Irgendwie drängt sich mir hier der Vergleich mit DANTE 01 auf, wo es ja ebenfalls eher unkonventionell zugeht.
Von der Geschichte würde ich auch so wenig wie möglich wissen wollen, weil es das Überraschungsmoment hebt, wenn man mit den Geschehnissen konfrontiert wird. Weiß man zuviel, hat man schon eine Ahnung und die Überraschung ist hin. Unterstützend bei EDEN LOG kommt hinzu, dass man immer nur soviel erfährt, wie der Hauptcharakter. Man sitzt ebenso fragend vor dem Bildschirm und harrt der Dinge, die da kommen mögen. Je weiter der Protagonist dabei der Oberfläche kommt, umso mehr findet er heraus und umso mehr erhellt es sich auch für den Zuschauer. Eine Sache, die ich unheimlich gut finde.
Außerdem lässt Regisseur Franck Vestiel mehr Bilder sprechen, als Worte. Wirklich viel wird hier echt nicht gesprochen nur das Nötigste. So sind die ersten Filmminuten ganz ohne Text. Es dauert wirklich lang, bis mal ein Wort fällt (abgesehen von Bild und Tonaufzeichnungen). Zudem verfolgt Vestiel eine besondere Filmmethode. Zum einen verfolgt er den Protagonisten bei seinen Taten, wodurch das Ganze was von Handkamerafilm (Marke REC) bekommt, zum anderen nutzt er nicht übermäßige Lichtquellen. Er konzentriert sich da doch mehr auf natürliche Lichtquellen, was den Realismus (wenn man denn davon sprechen kann), neben der Handkameratendenz, noch um ein weiteres anhebt. Ein Weiteres sind plötzliche Umschnitte. Das gefällt mir besonders in der Szene im Aufzug. Mal in Rot getaucht und wild und dann wieder mehr weißlich und sanft. Im schnellen Wechsel das ganze, das schafft eine Form, die ich schon beinahe der Novelle Vague zusprechen würde. Aber ich will es nicht überbewerten, es ist einfach angenehm, es sich anzusehen. Vom visuellen Aspekt ist EDEN LOG wirklich absolute Spitze. Und das alles ohne übermäßige Effekte. Die halten sich ohnehin sehr zurück und beschränken sich vorwiegend auf Maskenarbeit und Kostüme. Eine schöne Szene bekommt man bei einem Lichtblick des Hauptcharakters geboten (wieder in mattes Rot getaucht). Sehr gelungen und sehr effektvoll, obschon keineswegs mit CGI umgesetzt. Solcherlei Effekte bekommt man im Finale dann geboten. Es ist nicht in Gänze überzeugend, doch es schadet dem Film auch absolut nicht. Mir hat es trotz allem gefallen und man darf sich wieder seine Gedanken über das Wie und Warum der Taten des Mannes machen.

Von EDEN LOG bin ich absolut angetan. Der Film bietet mir alles, was ich für die richtige Unterhaltung brauche und er nutzt das Medium Film sehr fesselnd aus. Optisch ist es also ein Leckerbissen, man sollte aber um Gottes Willen nicht denken, hier Blockbuster Optik zu bekommen. Es ist klein, realistisch, schmutzig, dunkel und geheimnisvoll. Je weiter es nach oben geht umso größer und beeindruckender wird manche Szene aber auch.
Vom Inhalt her, bin ich ebenso angetan, wie vom Optischen. Man muss schauen, bei der Sache bleiben und mitdenken. Hier wird einem wahrlich nicht alles gesagt, man muss vornehmlich das Köpfchen bedienen und auch Interpretieren. In geselliger Runde gibt EDEN LOG somit viel Stoff zur Unterhaltung.

Wertung: 8,5/10