Sonntag, 14. Februar 2010

Howard - Ein tierischer Held (USA / 1986)

Orig-Titel: Howard the Duck

Laufzeit: 110 Min. [NTSC]
Regie: Willard Huyck
Drehbuch: Willard Huyck, Gloria Katz
Story (Comic): Steve Gerber
Produktion: Gloria Katz, George Lucas (Ausf.)
Musik: John Barry
Kamera: Richard H. Kline
Schnitt: Michael Chandler, Sidney Wolinsky
Effekte: ILM
Stop-Motion Animation: Phil Tippet (Superv.)
Budget: 30 Mio Dollar (geschätzt)
Kinostart: 1. Aug. 1986 (USA) / 18. Dez. 1986 (BRD)



Meine Güte, wie lang ist das her, wo ich das letzte Mal HOWARD - EIN TIERISCHER HELD gesehen habe. Ich glaub, das war Anfang der 90er gewesen. Da war der Streifen ganz neu für mich und ich war davon absolut von den Socken. Besonders die Effekte beeindruckten mich. Aber das war bei Stop Motion Animation ja schon immer so gewesen. Die Geschichte blieb mir im Groben im Kopf, doch an Einzelheiten konnte ich mich bis jetzt nicht mehr erinnern. Koch Media hat es nun möglich gemacht und den Film als eines der wenigen Label weltweit auf den Markt gebracht. Wohl weil der Streifen bei uns ganz gut angekommen ist, oder einfach deswegen, weil bei den Jungen das Herz am richtigen Fleck sitzt. Leider konnten sie an Material nicht sonderlich viel ziehen. Vielleicht weil Universal den Finger drauf hatte. Auf ihrem Fundus haben sie den Streifen nämlich und da glaube ich, konnten sie gewisse Bedingungen knüpfen (ist aber nur Spekulation). Naja, wenigstens gibt es einen hübschen Pappschuber, mit comichafter Gestaltung der Rückseite, schließlich beruht die Geschichte auf einem Comic. Auf DVD gibt es dann noch einige wenige Trailer, eine Bildergalerie und ein 2 minütiges Promotion Making of. Ungemein schade finde ich, dass ein ausführliches Booklet fehlt. Das sind bei Koch Media ja immer die Informationsträger für Hintergründe. Naja, das gute Bild des Filmes und der gute Ton, entschädigen für die ernüchternden Beigaben. Wenigstens besser als gar nichts.

Aber nun zum Film an sich.
Nachdem George Lucas, das Regie führen nach dem ersten gedrehten Star Wars Film schnell zuviel wurde, verlagerte er sein Betätigungsfeld mehr auf das Produzieren. In dieser Funktion schenkte er der Filmwelt einige der unterhaltsamsten und phantastischsten Abenteuer. Angefangen von den weiteren Star Wars Filmen, über Indiana Jones, die Ewok Filme, bis hin zu WILLOW, dem Fantasy Märchen mit den vielen kleinen Helden. Zwei Jahre zuvor machte jedoch HOWARD - EIN TIERISCHER HELD von sich reden. Beim dritten Star Wars Film (DIE RÜCKKEHR DER JEDI RITTER) kam Lucas zum ersten mal mit kleinwüchsigen Schauspielern in Kontakt und hatte ihnen vieles zu verdanken. Sie erfüllten seine Ewoks mit unschätzbarem Leben und es klappte wirklich so gut, dass er weitere Projekte mit ihnen realisierte. So zum Beispiel die beiden Ewok Filme und es mündete am Schluss in WILLOW. Auch in HOWARD kommt ein kleinwüchsiger zum Einsatz und zwar im Kostüm des Enterichs Howard. HOWARD lebt in einer Welt, die der Spiegel unserer ist, mit dem Unterschied, dass Enten die vorherrschende Rasse ist. Hat sich der aufrecht gehende Mensch aus dem Affen entwickelt, so hat der aufrecht gehende Enterich eine ähnliche Evolutionsgeschichte. Howard ist in seiner Welt recht erfolgreich und genießt seinen wohl verdienten Feierabend, als er von einer geheimnisvollen Kraft plötzlich ins All gesogen wird. Innerhalb ganz kurzer Zeit landet er recht unsanft auf der Erde. Noch ganz benommen von dem gerade erlittenen Schock, lernt er die junge Rock Sängerin Beverly kennen, die auf ihren großen Durchbruch noch wartet. Sie nimmt sich des seltsam aussehenden Wichtes an und versucht ihm zu helfen wieder nach Haus zu gelangen. Dazu bedarf es aber erst einmal der Ursachenforschung, wie Howard überhaupt zur Erde gelangen konnte. Kurze Zeit später findet Phil, Bekannter von Beverly und durchgeknallter möchte gern Wissenschaftler, heraus, Dr. Walter Jenning hat eine Maschine erfunden, mit der man fremde Welten anpeilen kann. Beim erneuten Einschalten dieses Apparates, um Howard wieder zurück zu transportieren kommt es erneut zu einem Zwischenfall. Diesmal gelangt aber kein sympathischer Enterich auf die Erde, sondern ein Herrscher des Bösen, der von Dr. Jenning besitz ergreift und die Macht über die Erde erlangen will. Zuerst hält man ihn für einen Spinner, doch schnell wird es richtig ernst, denn Jenning entwickelt schier unglaubliche Kräfte. Die Krönung des Ganzen ist sein Vorhaben, noch mehr seiner Art auf den Planeten zu holen. Howard, Beverly und Phil, haben alle Hände voll zu tun, die drohende Gefahr abzuwenden.

Was mich im Vorfeld überraschte, als ich im Internet nachschaute, sind die Wertungen. Vielerorten bekommt HOWARD - EIN TIERISCHER HELD unterdruchschnittliche Bewertungen. Ich konnte das gar nicht glauben, hatte ich den Streifen doch in so angenehmer Erinnerung. Je weiter der Film jedoch fortschritt, umso mehr teilte ich die Ernüchterung. Die Handlung ist wirklich nicht berauschend und nicht wenige Szenen nerven. Besonders der schwachsinnige Phil wird zum Hassobjekt. Was ich Tim Robbins in dieser Rolle aber unbedingt zu Gute halten muss, er meistert den Part wirklich superb und zeigt für mich sehr gut, dass er ein begabter Schauspieler ist. Nervender Knilch Nummer 2 ist dann Dr. Walter Jenning. Dies liegt auch nicht an der darstellerischen Leistung, Jeffrey Jones ist nicht schlecht. Es liegt vornehmlich an den Dialogen, die durch die mittelprächtige deutsche Synchro sich noch potenzieren. Schaut man jedoch durch die 'bitte nicht ernst nehmen' Brille, wird es erträglicher. Ohnehin sollte man vor allem diese Einstellung mitbringen, wenn man HOWARD richtig genießen will. Angesichts des Enterichs, der Meister des Quack-Quack Fu ist, geht das aber auch gar nicht. Schon allein das Gesicht treibt einem ein Lächeln aufs Gesicht und wenn die Animatronic im Kopf dann zum Einsatz kommt (Schnabel, Augen usw.) wird es noch heftiger. Also, ich muss schon sagen, was die Effekteleute alles so leisten ist doch wirklich die Härte. Klar, in dem Kostüm steckt ein kleinwüchsiger Mann (nicht nur einer, sondern mehr als sechs, von Szene zu Szene), doch die Animatronische Technik im Kopf ist so gut, sie verleiht dem Enterich, neben den Bewegungen des Menschen, eine richtige Persönlichkeit. Absolut beeindruckend. Aber auch sonst, leisteten die Jungs von ILM einiges. Viele optische Effekte kommen zum Einsatz und machen den Film unverkennbar zum Effektspektakel. Das Sahnehäubchen ist dann das Finale, in dem sich der Herrscher der Finsternis (oder wie die auch hießen) zeigt. Ein Stop Motion animiertes Monster, das unter Oberaufsicht von Meister Phil Tippet animiert wurde und zwar so, wie wir es von Willis O’Brien und Ray Harryhausen kennen und so sehr lieben gelernt haben. Die Filme der 80er Jahre boten da ja immer wieder solche Sachen. Besonders dieses Monster, macht HOWARD - EIN TIERISCHER HELD für mich sehenswert. Daneben ist der Enterich eine sympathische Figur, gebettet in einen Effektefilm, der zwar eine etwas dünne Story hat, aber dennoch zu unterhalten versteht und optisch über jeden Zweifel erhaben ist. Ein weiterer angenehmer Punkt ist der 80er Jahre Look und die 80er Jahre Mucke. Die Rock-Sachen sind zwar nicht oberste Liga, wissen aber dennoch bei mir zu punkten. Das abschließende Konzert ist blöd, aber trotzdem recht unterhaltsam.

Ich wurde sehr angenehm unterhalten. HOWARD - EIN TIERISCHER HELD war in meiner Erinnerung etwas besser gewesen, doch hatte ich dennoch großen Spaß beim Ansehen. Über die schwächelnde Geschichte, kann man angesichts des sympathischen Hauptcharakters, der absolut beeindruckenden Effekte und der krachenden Action, gut hinwegsehen. Die Musik find ich ebenfalls gelungen.
George Lucas versteht es, jemanden kurzweilig zu unterhalten.
Die DVD kann man durchaus empfehlen, auch wenn sie von den Extras etwas schwach auf der Brust ist. Bild und Ton sind sehr gut und ungeschnitten ist der Streifen, im vergleich zur VHS Auswertung auch. Zudem ist der Silberling eine der wenigen weltweiten Auflagen. Zumindest bis jetzt.

Wertung Film: 6,5/10
Wertung DVD: 6,5/10