Sonntag, 28. Februar 2010

Invasion vom Mars (USA / 1986)

Orig-Titel: Invaders from Mars
Genre:
Science-Fiction
Laufzeit: 100 Min. [NTSC]
Regie: Tobe Hooper
Drehbuch: Dan O'Bannon, Don Jakoby
Geschichte: Richard Blake
Produktion: Menahem Golan, Yoram Globus
Musik: Christopher Young, Sylvester Leavy, David Storrs
Kamera: Daniel Pearl
Schnitt: Alain Jakubowicz
Effekte: John Dykstra, Stan Winston (Creature Design & Effects)
Darsteller: Karen Black (Linda Magnusson), Hunter Carson (David Gardner), Louise Fletcher (Mrs. McKeltch), Timothy Bottoms (George Gardner), James Karen (Gen. Climet Wilson), Christopher Allport (Captain Curtis), Jimmy Hunt (Polizist)
Budget: 12 Mio Dollar (geschätzt)
Kinostart: 6. Jun 1986 (USA) / 7. Aug 1986 (BRD)

In den 80er Jahren, wo mein Interesse für den phantastischen Film so richtig entflammte, kamen auch im Fernsehen immer wieder interessante und auch aufwühlende Filme. Ich weiß nicht, wann INVASION VOM MARS ausgestrahlt wurde, aber es muss Ende der 80er gewesen sein. 1986 war der Streifen ja entstanden.
Mann, war ich da wieder von den Socken und unangenehm war es, wegen der Infiltration der Menschen ja auch. Damals wollte ich den Film nicht mehr wieder sehen. Heute sehe ich das natürlich anders. Und allein schon aus nostalgischen Gründen, musste ich wieder einen Blick werfen.
Zur deutschen DVD Veröffentlichung griff ich dabei jedoch nicht. Zum einen ist die Scheibe mittlerweile Out of Print, zum anderen soll sie nicht sonderlich prickelnd sein. Deswegen griff ich gleich zur US-DVD, die im Bundle mit STRANGE INVADERS kommt, ebenfalls einem Invasionsfilm der 80er Jahre. Die Bildquali ist ausgezeichnet und der Ton ebenfalls. Es gibt zwar nur Spanische oder Französische Untertitel, aber dafür einige wenige Extras, denen ich anfangs skeptisch gegenüberstand, die sich dann doch als sehr informativ herausstellten. Hinter Promotionfeatures vermutet man ja immer mehr das Werbe-Bla-Bla. Schön, dass es sich nicht so ganz bewahrheitet. Damit ist das eine sehr gelungene Auflage und einen weiteren Film zu bekommen und sogar weniger zu bezahlen, als würde man die qualitativ schlechtere deutsch DVD nehmen, ist schon wirklich nicht schlecht. Dennoch erwarte ich eine Neuauflage in unseren Landen, in einer besseren Umsetzung.

Damit habe ich INVADERS FROM MARS nur in einer englischen Fassung gesehen, womit mir Inhaltliche Dinge sicher entgangen sein werden. Damit habe ich aber sicher auch einige Schwächen übersehen.
Meine Erinnerungen beschränken sich auf „Nadel im Genick“, „Frosch, der gefressen wird“, „seltsam aussehende Außerirdische“, „Ein eklig schleimiger kleiner Anführer der Aliens“. Das war es, was mir noch geläufig war und so begann der Film, nach Einlegen in den Player.

David Gardner ist ein aufgeweckter Junge, der in der Schule durchaus aufmüpfig werden kann. Mit seinem Vater liegt er abends auf der Bank im Garten und beschaut sich die Sternschnuppen, wie sie über den Himmel huschen. In der Nacht wird er durch seltsame Geräusche geweckt. Er eilt zum Fenster und sieht, wie ein Raumschiff hinter dem Hügel, hinter dem Haus, landet. Aufgeregt weckt er die Eltern und der Vater geht noch in der Nacht nachsehen, um seinen Sohn zu beruhigen, dass dort nichts war. Am nächsten Morgen verhält er sich jedoch mächtig merkwürdig. Wie ein Fremder und David ist mehr als beunruhigt, als sich immer mehr Menschen im Ort so seltsam aufführen. Zudem haben sie alle so seltsame Wunden im Genick. David ist überzeugt, Außerirdische führen eine Invasion auf der Erde durch. Er vertraut sich der Schulschwester Linda Magnusson (Karen Black) an, die ihm erst nicht glauben will, dann aber mehr und mehr zur gleichen Überzeugung gelangt. Gemeinsam versuchen sie die Gefahr abzuwenden, doch sind sie dazu wirklich in der Lage?

Meine erste Überraschung war das Cannon Films Logo. Cool, eine Produktion von Meneham Golan und Yoram Globus. Das konnte ja nur unterhaltsam werden. In den Bereichen hat mich das Studio ja nie wirklich enttäuscht. Auch wenn es viel an Substanz fehlt, an Unterhaltungswert mangelte es nie. Hinzu kommt Tobe Hooper als Regisseur. Welch Zufall, dass mir der Mann in so kurzer Zeit schon wieder begegnet. Erst kürzlich begutachtete ich seinen FEUERSYNDROM und nun auch noch INVADERS FROM MARS. Der Streifen war für ihn eine Herzensangelegenheit, da er das Original aus den 50ern kannte und liebte. Somit verwundert es dann nicht und es ist auch ein schöner Gag, dass sich genau der gleiche Blick aus dem Fenster von David bietet, wie im Klassiker von damals. Eins zu eins hat man dieses Set nachgebaut und es verleiht dem Film einen gewissen Charme. Ich müsste mir den alten Film mal wieder anschauen, bestimmt hat Hooper noch einiges mehr übernommen. Das Design der Marsianer gehörte jedoch nicht dazu. Da etwas Neues zu kreieren, oblag Stan Winston, der für diesen Job der absolut richtige war. Er hat sich was völlig anderes ausgedacht, was natürlich wenig glaubwürdig erscheint, aber ein hohes Maß an Unterhaltungswert besitzt und auch irgendwie was für sich hat. Für Erwachsene ist es amüsant, für Kinder sicherlich erschreckend. Bei mir hat es die Wirkung seinerzeit jedenfalls nicht verfehlt. Besonders der hässliche Anführer nicht. Ein komisches Vieh, das mittels Animatronik zum Leben erweckt wurde. In diesem Bereich war Stan Winston ja eine Kapazität. Was die Lichteffekte und dergleichen anbelangte, die oblagen keinem geringeren als John Dykstra. Mit Tobe Hooper hatte er schon an LIFEFORCE zusammengearbeitet und hier stellt er nun sein beeindruckendes Talent ein weiteres Mal unter Beweis. Einfach beeindruckend, die Landung des Alien Schiffes, oder die Lichteffekte, die während des Filmes immer wieder zu sehen sind. Der Laserstrahl, der Marsianerwaffe hat es mir dabei besonders angetan. Ich glaube aber, Dykstra war nicht nur für die Lichtsachen zuständig. Er hat sicher auch die anderen Dinge, wie die Nadeln, die den Gefangenen der Aliens in den Nacken getrieben werden, visuell umgesetzt. Sehr beeindruckend und sehr erschreckend, für jemanden, der sich das noch sehr jung ansieht. Die dann veränderten Menschen, verhalten sich kühl und emotionslos und das macht sie nicht selten sehr bedrohlich. Luise Fletcher, die mir ebenfalls erst kürzlich in filmischer Hinsicht begegnete (PROJEKT BRAINSTORM) ist hier der Bösewicht schlechthin. Schon die Szene, in der sie den Frosch verspeist, ist nicht nur unappetitlich, sondern macht auch mächtig Angst. Diese fiesen Rollen lagen Luise Fletcher am ehesten und das sagt sie in einem Feature auf der DVD auch direkt. Ihr hat das sichtlichen Spaß bereitet. Das Schicksal, das sie ereilt, fand ich vielleicht nicht ganz so gelungen, es war dennoch sehr unterhaltsam und zeigt, die Gleichgültigkeit der Masianer, gegenüber den Menschen. Nichts desto trotz versuchen sie sovieler von ihnen wie möglich habhaft zu werden und die Menschheit zu unterwandern, so wie das in DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN der Fall ist. Zu diesem Zweck, treibt eine Art Bohrer unterirdisch Gänge zu verschiedenen Stellen und lässt Leute, die sich in deren Nähe befinden verschwinden. Auch dies ist optisch sehr gelungen umgesetzt. Man gelangt dadurch dann in das Innere des Raumschiffes, dessen Design etwas Organisches an sich hat, was zu den Marsianern jedoch sehr gut passt. In den Gängen und im Finale auch im Schiff selbst, treffen dann Armee und Aliens aufeinander. Hier und auch schon davor bekommt der Cannon Films Kenner das, wofür das Studio auch stand, nämlich Action der gehobenen Klasse. Da wird einiges abgezündet und es ist ein weiterer Unterhaltungspunkt in dem ohnehin schon sehr unterhaltsamen Film.

Ich bin wieder einmal über alle Maßen beeindruckt. Tobe Hooper hat keinen so atmosphärisch dichten Film geschaffen, wie Philip Kaufman mit DIE KÖRPERFRESSER KOMMEN. Aber er schaffte es einen unterhaltsamen Streifen zu drehen, der in Teilen eine Homage an das Original aus den 50ern ist. Zwar ist die Story nicht sie Beste, die Dialoge nicht die gehaltvollsten und die Darsteller nicht die besten, doch es reicht allemal um einen ansprechenden Film zu bieten. Cannon Films steht vornehmlich für Action und Effekte und eine solide Story. In allen Bereichen sind sie ihrer Linie treu geblieben und wie schon gesagt, ist INVASION VOM MARS ein unterhaltsamer Film. Optisch und akustisch ist es ein erkennbares Produkt der 80er Jahre und das ist es obendrein, was ich so sehr mag. Zudem gefällt mir das Ende. „Es gibt kein Entrinnen… es ist nie zu Ende“. So wollen wir das haben. So macht das doch erst richtig Spaß.
Ach ja, Jimmy Hunt, der im ersten film die Rolle des David Gardner inne hatte, ist im Remake in einer ganz kleinen Rolle zu sehen. Er ist ein Polizist, der an dem Ort, der genauso aussieht, wie seinerzeit der Platz hinter dem Haus, über die Vergangenheit sinniert.
Und noch etwas. Hunter Carson, der in diesem Remake die Rolle des David Gardner spielt, ist im richtigen Leben der Sohn von Karen Black (Schulschwester Linda Magnusson). Beide hatten viel Spaß bei den Dreharbeiten, verbrachten sie doch die meiste Zeit zusammen vor der Kamera.

Was ich etwas schade finde, ist, dass Tobe Hooper nicht mehr solche Filme dreht. Er ist wie Peter Hyams. Einen sehr guten Start, sehr unterhaltsame Filme im Verlauf, doch dann irgendwann der Absturz, der Verlust der Linie und das Unvermögen mit der Zeit zu gehen, oder wenigstens interessante und unterhaltsame Streifen der alten Schule zu bieten. Sehr schade. Bei beiden.

Mit den Filmen der 80er Jahre hat man doch immer wieder seinen Spaß. Irgendwie besitzen sie einen Reiz, den sich die Kinder der 80er nur schwer entziehen können und die auch auf viele andere einen besonderen Reiz ausüben. Ich denke, es sind die Filme, mit der besten Form der Effekte. Wo man visuell einen schönen Stil hatte und handwerkliches Geschick besaß. Mit Einzug des Computers ging an vielen Stellen die Seele verloren. CGI besitzt nicht dieses atmende, das die Hand gemachten Effekte besitzen. Es ist oft so kalt, so steril, so unpersönlich. Das schadet den Filmen sehr, denn damit stellen sich die Inhaltlichen Schwächen mehr in den Vordergrund. Ein INVADERS FROM MARS wird dadurch weit weniger Reizvoll. Eben die Effekte machen doch einen nicht unerheblichen Faktor aus. Man schaue nur auf die Filme, zu denen Ray Harryhausen die Effekte kreierte. Ich würde sie mir sicher nicht so oft ansehen, wenn die Effekte nicht das seien, was sie sind. Man stelle sich da nur CGI vor. Das würde das Werk doch sehr beschädigen.
Sicherlich entwickelt sich auch CGI immer weiter. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Filme der heutigen Zeit viel eher vergessen werden, als die Streifen der 80er, die Inhaltlich vielleicht nicht besser sind, die aber eine sehr eigene und besondere Ausstrahlung haben.

Wertung Film: 7/10
Wertung DVD (US-DVD): 8/10