Freitag, 19. Februar 2010

Feuersyndrom (USA / 1990)

Orig-Titel: Spontaneous Combustion
Genre: Horror
Laufzeit: 97 Min. [NTSC]
Regie: Tobe Hooper
Drehbuch: Tobe Hooper, Howard Goldberg
Story: Tobe Hooper
Produktion: Jim Rogers, Henry Bushkin (Ausf.), Arthur M. Sarkissian (Ausf.)
Musik: Greame Revell
Kamera: Levie Isaacks
Schnitt: David Kern
Effekte: Steven David Brooks (Supervisor) / Tony Hooper (Feuereffekte)
Budget: 5,5 Mio Dollar (geschätzt)
Kinostart: 23. Feb 1990 (USA) / 7. Jun 1990 (Westdeutschland)


Ich dachte, ich hätte zu dem Film schon einmal etwas geschrieben, kann aber beim besten Willen nichts finden. Vielleicht war dann wohl der Wunsch, der Vater des Gedanken gewesen.

Wie dem auch sei, FEUERSYNDROM zählt einmal mehr zu den Filmen, die ich in meinen Jugendjahren, als ich noch zur Schule ging, im Fernsehen gesehen habe und der mich doch sehr fesselte und beeindruckte. Ich glaub im Fernsehen, lief der Streifen nur geschnitten, weswegen ich es mit Freude zur Kenntnis nahm, als die DVD auf den Markt kam und sie mit dem Zusatz "uncut" beworben wurde. Endlich den Film in voller Länge sehen, das dachte ich, denn ich meine seinerzeit immer nur eine geschnittene Version gesehen zu haben.
Dennoch wartete ich mit der Anschaffung ziemlich lang, denn das Bildformat wurde mit 1.33:1 angegeben und Legend Entertainment hatte mich zuvor mit anderen Veröffentlichungen etwas enttäuscht. So wurde für die DVD Auswertung von MÖRDERSPINNEN nur ein minderwertiges Master verwendet und meine Scheibe zu RUHE UNSANFT hatte bei der Deutschen Tonspur solche Aussetzer, dass man den Film wahrlich nur in Englisch ansehen konnte. Alles etwas unbefriedigend, dabei war ich mit Legends DVD zu PLANET DER VAMPIRE doch so zufrieden und auch mit der Auflage von VERSUS. Somit scheute ich den Kauf von Feuersyndrom und griff erst zu, als der Preis für mich erträglich wurde. Die DVD ist, wie erwartet etwas enttäuschend, denn zum einen fehlt es an jeglichen Extras, zum anderen am originalen 1.85:1 Bild (es sei denn das vorhandene Bild ist Open-Mate). Die Bildqualität kann man gelten lassen, doch sonderlich Scharf ist es nicht und Bildrauschen ist ebenso zu erkennen. "Aber was solls", dachte ich mir. Der Preis war dem angemessen und nun konnte ich den Streifen endlich einmal ganz sehen. Ich hatte ihn nämlich bisher weder uncut, noch vollständig erlebt. Immer nur mitten drinnen rein geschaltet.
Also wanderte die Disc in den Player und ich genoss, einen, Ende der 80er entstandenen, 1990 veröffentlichten Film.

Das war schon vor fast 2 Jahren. Ich war im Glauben ich hätte damals was geschrieben, aber ich hole es jetzt einfach mal nach. War ich seinerzeit etwas enttäuscht gewesen, so war das jetzt etwas anderes. Vielleicht lag es daran, dass die Erinnerung an damals etwas verschoben waren, vielleicht, weil ich mir die Geschichte etwas tiefer vorgestellt hatte. Meine Erwartungen waren einfach zu hoch und das war jetzt beim wiederholten Genus doch etwas anders.

Peggy und Brian Bell, stellen sich für ein riskantes Experiment zur Verfügung. Sie begeben sich in einen Bunker und in etwa 200m von ihnen wird eine Atombombe gezündet. Sie überleben diesen Test unbeschadet, dank einer besonderen Droge, die sie immun gegen radioaktive Strahlung machen soll. Während ihrer Quarantäne in dem Bunker (sie dürfen ihn nicht gleich verlassen), wird Sohn Sam gezeugt. Man berät, ob man ihn abtreiben solle, da man nicht weiß, wie es sich bei der Strahlung entwickeln würde. Doch man entscheidet sich für die Geburt, man ist ja kein Unmensch (oder doch?). Kurz nach der Geburt des Sohnes aber passiert es. Die Eltern gehen durch Selbstentzündung ganz plötzlich in Flammen auf und verenden elendig. Sohn Sam wächst danach unter ärztlicher Betreuung auf, denn man fürchtet die Vererbung. Und schließlich hat Sam immer leichtes Fieber, von 38,5°.
Die Jahre Vergehen und Sam ist zu einem Mann herangewachsen. Da beginnen in seinem Bekanntenkreis seltsame Fälle von Selbstentzündung und durch die Medien gehen die Nachrichten vom Feuersyndrom, einer Krankheit, die einen Menschen aus heiterem Himmel in Flammen aufgehen lassen. Als sich bei dem jungen Mann erste Anzeichen dieser Krankheit bemerkbar machen, ist er in höchstem Maße beunruhigt. Doch dessen nicht genug, erfährt er auch noch, dass man ihn sein Leben lang belogen hat und dass er am Ende doch nichts weiter ist, als ein Versuchskaninchen. Doch so leicht lässt sich Sam nicht benutzen, er ist entschlossen seine Kräfte einzusetzen und sich an denen zu rächen, die ihm das angetan haben.

Von der Art her, erinnert mich FEUERSYNDROM irgendwie an SCANNERS (von David Cronenberg). Ich kann es nicht genau beschreiben, doch die Atmosphäre hat für mich was Ähnliches. Es mag daran liegen, dass Sam seine Kräfte zuerst nicht kontrollieren kann, sie in der zweiten Hälfte des Films aber gezielt einzusetzen vermag und grausame Rache nimmt. Erst Opfer, dann Täter, ganz wie bei SCANNERS. Die Storytiefe kann Tobe Hoopers Film aber bei weitem nicht aufbringen und zu Beginn sind die Dialoge auch mehr als platt. Man muss schon einige Dinge hinnehmen, bevor etwas Gutes bei rumkommt. Im Verlauf rappelt es sich etwas, doch man sollte seine Ansprüche herunterschrauben. Die Sache retten, kann Brad Dourif, in der Rolle des Sam. Einfach zu schade, dass dieser Mann den großen Durchbruch nicht geschafft hat und sich vornehmlich mit kleineren Rollen und Rollen in B-Movies zufrieden gibt. Ein unheimliches Talent, was in vielen Szenen deutlich wird. Besonders dann, wenn es emotional wird. Dourif spielt die Wut mit einer solchen Überzeugung und macht den erlebten Schmerz für den Zuschauer so glaubhaft, dass es beinahe schon körperlich spürbar ist. Ich meine das jetzt nicht im wortwörtlichen Sinne, doch man ist schon sehr gefesselt, wenn er seine Darstellung präsentiert. Besonders seinen Zorn, wenn er den Radiotechniker (der übrigens gespielt wird von Regisseur John Landis) durchs Telefon anschreit und ihn büßen lässt, ist das für mich einfach nur genial. Ein großer Verdienst gebührt da auch der deutschen Synchronstimme, dessen Namen ich derzeit noch nicht ausmachen konnte. Dourifs Emotionen kann er jedenfalls hervorragend transportieren. Was man von den anderen Sprechern nicht so sehr sagen kann. Manches mal klingen sie doch recht hölzern und dumpf. (zudem war vielleicht auch das Encoding für die DVD schlampig). Dourif rettet bei FEUERSYNDROM doch einiges, was die mittelprächtige Geschichte (die ich aber dennoch als solide einstufe) verbockt. Ein weiterer Punkt, sind die Effekte. Tobe Hooper hatte einige Jährchen vorher unter Stephen Spielbergs Beteiligung (Produktion) POLTERGEIST gedreht und hier gab es einen Massiven Einsatz von Effekten. Es folgten LIFEFORCE und INVASION VOM MARS, die ebenfalls sehr effektlastig waren. Hooper war gut im Training, also noch einen dieser Art. Was er in FEUERSYNDROM abfeuert, ist dabei schönes, handgemachtes 80er Jahre Effektkino. Mit den einhergehenden typischen Lichteffekten. Freunde dieser Dinge, werden sicher nicht zu kurz kommen. Besonders gefährlich scheinen da manchmal die Feuereffekte gewesen zu sein. Heutzutage wird da zur Sicherheit gern zum Computer gegriffen. Doch damals, war man ja noch nicht auf dem Tripp und so schießen die Flammen schon mal durch die Gegend und Stuntman rennen brennend herum. So macht das aber wesentlich mehr Laune. Das bemerke ich immer wieder. Zu den beeindruckenden Feuersachen, die dem Film ja auch den rechten Namen geben, kommen auch einige kleine Splatter Sachen zum Einsatz, die sich vornehmlich auf sehr blutige Wunden konzentrieren. Wenn das Blut in kleinen Fontänen aus dem Körper austritt, ist das sehr effektvoll und für den blutrünstigen Zuschauer sicher geeignet. Hinzu kommt noch eine durchschossene Hand. Sind ein paar hübsche Sachen dabei. Das recht überschaubare Budget von 5,5 Mio Dollar wurde gut genutzt.
Was mir vom Optischen her noch aufgefallen ist, sind die gut ausgeleuchteten Nachtsets. An solchen Dingen erfreue ich mich auch immer wieder. Sachen wie Farbkontraste und auch gelungene Bildkompositionen. In dieser Hinsicht hat Hooper vielleicht nicht ganz so ein glückliches Händchen, zumal manche Bewegungen der Darsteller darin etwas arg konstruiert wirken, was an der Badszene, wo sich Sam den Finger verbinden will, sich dann mit dem Ellenbogen am Spiegel abstützt und seufzend hineinschaut, zu merken ist. Ist schon arg künstlich. Trotz dieser Schnitzer bin ich mit der Visualisierung, jenseits der Effekte, zufrieden. Mit dem Budget kann man obendrein, opulente Fahrten schwer realisieren.
Zur Musik kann ich diesmal nicht viel sagen, denn... ich hab vergessen, wie die war. Ich hab echt nicht aufgepasst, wie es so geklungen hat. Vielleicht war Greame Revells Score aber auch so unspektakulär, dass man ihn einfach nicht bemerkt.

Alles in allem wurde ich bei der zweiten Sichtung der DVD doch sehr gut unterhalten. Die anfängliche Enttäuschung ist verflogen, denn ich weiß, dass ich hier kein tiefgründiges Werk vor mir habe, sondern einen gut gemachten B-Movie (würde ich jetzt mal so sagen), der eine solide Story besitzt und besonders gute Effekte, die den eigentlichen Schauwert ausmachen. Im Detail sind diese hier und da etwas kantig, doch man möchte 80er Jahre Streifen nicht anders. Geleckte Effekte gibt es heute zu genüge. Die Sachen von damals habe ein gewisses Leben. Mir hat es sehr gefallen. Schauspielerisch sticht eigentlich nur Brad Dourif hervor. Er macht seine Sache ausgesprochen gut.
Tobe Hooper hatte in den 80ern seine besten Schaffensjahre. Heute ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. Aber damals, konnte er noch gut unterhalten.

Ein letztes Wort zur DVD habe ich noch.
Kommt einmal eine Neuauflage, mit besserem Bild und originalem Format, dann greife ich sofort zu, auch wenn Extras nach wie vor nicht enthalten seien. Legend Entertainment hatte sich hier, wie schon bei RUHE UNSANFT und MÖRDERSPINNEN nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Ein Schnellschuss, ohne Herz.

Wertung Film: 6,5/10
Wertung DVD: 3,5/10